@Helmut
Nicht nur der Name fehlte, sondern es gab auch kein untersuchtes Störungsbild und somit keine Behandlung. Kurzum: ADS und ADHS gab es nicht und daher gab es auch keine Behandlung.
Das es immer schon zappelnde Kinder gab ist - so glaube ich - kein Geheimnis, nur muss man so etwas auch gesamtgesellschaftlich betrachten: Zu der damaligen Zeit, also z. B. vor 150 Jahren, hatten Kinder a)einen ganz anderen Stellenwert in einer Familie und wurden b)entsprechend anders in die Gesellschaft integriert. So arbeiteten Kinder z. B. früher mit im Bergbau oder saßen zu Zeiten der Industrialisierung in den neu errichteten Fabriken. Nach dem 2. Weltkrieg waren sie es, die mithalfen, da viele Männer gefallen waren. Mal abgesehen davon wüsste ich auf anhieb nicht, wo rechtlich irgendwo zu dieser Zeit ein Kinderschutz wieder zu finden ist bzw. wo genau "das Kind" zu dieser Zeit in irgendeinem Fokus stand.
Erst die nähere Vergangenheit, also ab den 70er Jahren, brachte eine "Kehrtwende", erst um das Jahr 2000 wurden rechtlich Schläge als Erziehungsmittel untersagt. Seitdem besitzt ein Kind in Deutschland ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Hinzu kommen gesamtgesellschaftliche Faktoren, wie (Sozial)Armut, drohende Wirtschaftskrisien und damit existentielle Ängste, Leistungsstress, qualitative Zunahme von (auch subtiler) Gewalt, und und und.
Wie ich oben weiter schon bemerkte, gibt es - demgegenüber - heutzutage ganz viele Erziehungsratgeber, jedes Elternteil möchte es natürlich richtig machen. Es gibt Standards für die Ermittlung möglicher Benachteiligungen für Kinder nach §35a SGB VIII, hier eingebunden sind z. B. Förderungen der Kinder im Bereich Dyskalkulie und Legasthenie, ADS, ADHS und Asperger-Authismus. Demnach gibt es Ergotherapie, Sprachheilkindergärten, Frühförderungsprogramme, Lese- und Rechtschreibhilfen, Schulbegleitungen bis hin zur Unterbringung in geschützte Einrichtungen. Will sagen: Diese Kinder können heute nur deswegen so gut begleitet werden, weil es dazu mittlerweile auch die nötigen Ressourcen gibt.
Ziel ist, dass betreffende Kind so zu fördern, das es gegenüber einem "gesunden" Kind (also ein Kind ohne Störungen bzw. Behinderungen) keine (erheblichen) Nachteile hat, wie es im oben erwähnten §35a rechtlich festgehalten ist.
Dies bedingt natürlich eine durchgängige Kooperation verschiedener Institutionen, wie z. B. der Schule, Beratungsstellen, Kinderärzte, Anbieter von Förderungshilfen und dem Jugendamt z. B. als "Geldgeber". Ich persönlich erlebe Kinder, die eine solche Förderung gerade in den Bereichen ADS und ADHS erfahren, z. T. als echt gestresst. Einerseits müssen sie den gesamten Schulalltag mit allem "drum und dran" (z. B. Hausaufgaben u. Vorbereitungen für Tests und Arbeiten) bewerkstelligen, andererseits haben sie - darüber hinaus - eben auch noch weitere Verpflichtungen. Zum größten Teil findet man derartige Kinder - neben aller Förderung - dann auch auf völlig falschen Schulen wieder, da sind ADHS-Kinder z. B. auf einer Förderschule, obgleich ihr Realschulzeugnis gespickt von guten Noten war.
Will sagen: Irgendwo müssen Kinder auch Kinder sein dürfen, ohne das an ihnen herum-gezerrt und herum-gedoktert wird und eigentlich hatte ich hier gerade den noch verbleibenden, engen Zeitkorridor der Freizeitaktivitäten im Visier. Da spielen - vor allem die Jungs - gerne Fußball und integrieren sich in idealer Weise in eine Gruppe ein, ohne hinzutun von irgendetwas, einfach so, weil dieser Sport so ist, wie er ist...besser geht es nicht, mit so wenig Ressourcen so viel zu erreichen...
Zuletzt: Gestern viel nach unserem Training noch einmal kurz der Fokus auf dieses Forum, wobei mehrere Fragen aufkamen. So z. B. fragten wir uns, warum hier so viele Diskussionen so ausarten können, wo doch das Streiten allgemein in Deutschland recht kultiviert ist und Kampfsportlern doch immer nachgesagt wird, sie seinen eher ruhige und sachliche Vertreter... Eine zweite Frage, von unserem anderen Trainer, fand ich allerdings wesentlich spannender: Hier im Forum wird ja häufig die klare Botschaft ausgesendet, dass man durch das Lesen von Fachbüchern niemals eine Kampfkunst erlernen kann und das ein Buch eben entsprechend auch niemals ein Training ersetzt. Spannend zu sehen, wie diese "Weisheit" tatsächlich nur in der Kampfkunst umgesetzt wird.