"Nicht mehr möglich" wohl nicht, aber schwerer.
Daher "rät" man auch ein emotionales Bild aufzubauen und von seinen Kindern,
Partnern usw, zu reden. Eben um zu zeigen, das man(Frau) nicht ein Ding ist
sondern ein Mensch. Das hat durchaus schon geholfen Vergewaltigungen zu
verhindern.
Das stimmt sogar. Es müsste einer Frau dann aber einfallen, einen solchen Täter daran zu erinnern warum er das macht. Wenn man gerade mit KO-Tropfen ruhiggestellt ist wird das schwierig. In wacher Situation aber möglich, sofern man Zeit genug zum Reden hat. Es braucht aber eine gute Intuition das richtige zu finden, was zurück an den Anfang führt, warum er das macht. Oder den Stopp-Knopf. Ich habe auch schon bei harten Fällen die sich verselbständigende Aktion gestoppt, mit irgendeinem komischen Satz aus dem Bauch raus. In anderen Fällen war dann trotzdem noch die Axt nötig, bis die Bereitschaft vorhanden war zu reden.
Man muss leider auch mal damit rechnen, dass so jemand dann trotzdem seine Aggressionen auslebt die er von der Erinnerung hat. Das fiel bei mir nur weg weil ich denjenigen dann eintüten konnte. Da müsste man ausserordentlich gut verhandeln können um solche Leute komplett ruhig zu stellen, nur mit Reden. Es geht aber, mildert zumindest die Rage in solchen Fällen. Täter rechnen immer mit Widerstand, aber nicht mit "Ich kann Dich verstehen, war schon schei$$e damals bei Dir - aber das war ich doch nicht". Das sind nie rationale Entscheidungen, sondern immer welche in krassen Ausnahmezuständen, auch wenn derjenige kaltblütig oder ruhig wirkt. Mit Emotionen kann man da einwirken, mit Ratio nicht. Am besten wirkt eine Kombination aus beidem. Ich kann einem Täter durchaus sagen "Wenn Du mich jetzt umbringst, wird sich nichts ändern, gar nichts. Es muss sich was an der Ursache ändern, die liegt in der Erinnerung, und ist lange her". Richtig fertige Leute kommen dann aber auf komische "Auswege". Ich habe festgestellt, dass die Wirklichkeit doch ziemlich anders funktioniert als der Film, wo auch der kaputteste noch lustig-"böse" finstere Dinge ausbrütet, und nie emotional reagiert. In der Wirklichkeit haben alle emotional reagiert, auch kranke kaputte Mörder. Die Formulierungen kamen aber immer aus mir heraus, ohne Nachdenken, und im richtigen Zustand. Das konnte ich nicht immer.
Geändert von Klaus (21-02-2012 um 20:49 Uhr)
"Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)
Nö, nur milieubedingt, learning by doing.
"Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)
Das ist nicht immer einfach. Mir hat sich jetzt eine Frau anvertraut, die ständig mit blauen Augen herumläuft. Ihr Rücken ist verbrannt etc. Sie hat anfangs erzählt, sie ist vor den Schrank gelaufen, hat sich beim Spielen mit den Katzen am Ofen verbrannt, ...
Dann habe ich ihr einen Ausdruck vom Frauenhaus hingelegt ohne Worte. Nach einiger Zeit hat sie mir alles erzählt, ihr Freund wird eben häufig sehr aggressiv, sie war schon für drei Monate im Frauenhaus ist wieder zurückgegangen, weil sie sich dort nicht wohl gefühlt hat. Ihr geht es gesundheitlich sehr schlecht und ich habe den Eindruck, dass sie sich nicht wirklich von ihm trennen möchte.
Ich sehe diese Frau, die ich gerne mag, und bin völlig ratlos, diesen Anblick kann ich nämlich nicht über längere Zeit ertragen.
@dadada: Das ist ein erster Schritt, dass sie sich dir anvertraut hat.Das liegt bestimmt auch daran, dass du ihr gegenüber aufmerksam gehandelt hast. Sie scheint da in irgendeiner Abhängigkeit drinnen zu stecken.
Ich kann mir vorstellen, dass das ganz schön schwer ist, die eigenen Verhaltensmuster (und die ihres Freundes) zu reflektieren und zu durchbrechen, aber vielleicht wäre das notwendig?
Geändert von lucyinthesky (28-02-2012 um 21:58 Uhr)
Ich kann Dir den Punkt nennen, aber wie man den behebt, ist eine Frage von Eingebung im Augenblick. Der Punkt ist, geliebt werden zu wollen. Ist das sehr stark, kann passieren was will, das kommt sofort wieder zurück.
Ich würde bei sowas erstmal einen Ichbezug wieder herstellen, in dem die Frau sich selbst berührt. Klingt für Normalos "komisch", hilft aber und ist ein Punkt erheblicher Bedeutung. Menschen können den Kontakt zu ihrem Ich unter Gewalteinwirkung verlieren, und das kann man über sich selbst wiederherstellen. Das braucht aber ein bischen, aber manchmal reicht der Einstieg, wenn die Leute nicht selbst drauf kommen. Sag der Frau mal unter vier Augen und alleine sie soll das mal üben. Sich selbst lose wie eine Mutter an den Hals fassen, an die Brust, an den Arm, an die Schulter, an die Beine, ein paar Minuten. Jeden Tag, für eine Weile, und das am besten alleine oder wo keiner den sie kennt sie sieht und irgendwelchen Scheiss dazu erzählt. Das hilft, das Durcheinander zu lösen, das sie in der Situation hält, sich nicht für das Richtige entscheiden zu können.
Manchmal ist das nur eine einzige Erfahrung oder Geschichte, aber es kann auch ein Wust diverser Dinge sein die passiert sind und so ein Tohuwabohu erzeugen in dem keiner mehr durchblickt. Eine lange Reihe erlernter Verhaltensmuster die nur langsam rückwärts abzurollen ist, wenn die Reihenfolge stimmt. Ich habe gelernt wie man das macht, aber bei mir hat das extrem lange gedauert. Ich verstehe die meisten Leute die solche Probleme haben, aber dazu muss ich länger mit jemandem zu tun haben, und ein Gefühl entwickeln. Der Verstand ist mit sowas überfordert, ich würde mich da auf Intuition verlassen. Das ist kein einfaches Thema.
"Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)
Das Gefühl habe ich auch. Ratschläge sind so eine Sache. Sie weisen irgendwie auf einen Mangel oder Unfähigkeiten hin. Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn ich an ihrer oder deiner Stelle wäre. Wenn ich ein Motorrad hätte, würde ich sie vielleicht auf eine Fahrtrunde einladen. Oder in ein Schmetterlingshaus mit ihr gehen (Schmetterlinge sind leicht und unabhängig). Oder schwimmen gehen. Wasser ist auch toll. Aber ehrlich gesagt, weiß ich es nicht.
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@Klaus: Danke für Deine Antwort. Das ist sehr konstruktiv. Es ist bei ihr schwierig den persönlichen Kontakt zu ihr zu halten. Das mit dem sich selbst Anfassen ist gut, das kann helfen. Sie möchte gerne geliebt werden, das ist ihr sehr wichtig.
LG dadada
Nach eingehenden Gesprächen und dem Offenlegen ihres Lebens hat sie sich vor einigen Wochen entschlossen, sich in einer Klinik für Alkohol und Tablettensüchtige behandeln zu lassen. Als sie mir das mitgeteilt hat, war ich richtig glücklich. Sie ist jetzt seit ein paar Wochen dort und ich hoffe sie meldet sich bald mal wieder.
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