um mir an diesem tag etwas gutes zu tun, gönne ich mir mal eben den spaß und widme mich einigen statements (als argumente kann man die betreffenden äußerungen aufgrund unvollkommener bzw. nicht-existenter logik nicht bezeichnen), die von der "philosophie ist unwichtig" - fraktion vorgetragen wurden.
wie einigen forumsteilnehmern zweifellos bekannt ist, ging es in der debatte "Warum Kung Fu / Wu Shu belächelt wird..." um die frage nach dem stellenwert philosophischer überlegungen in der praxis der kunst. konsequenterweise wurde dann natürlich von philosophisch unqualifizierter seite (siehe die threads von pai lee, cdobe, luggage) der wert der philosophie in der kampfkunst bestritten.
ersteinmal zu dem argumentativ schwächsten vertreter dieser interessengemeinschaft, nämlich pai lee:
1. thema: vorurteil
Deine anspielungen laufen im grunde auf das vorurteil hinaus, daß die kampfkünstler, die philosophie für wichtig halten, zu faul zum harten training sind. Du wagst damit ein generelles urteil über menschen, die Du nicht kennst, denn egal wieviele philosophierende, nicht-trainierende kampfkünstler Dir bisher begegnet sind, es waren sicherlich nicht alle - wir beide sind uns beispielsweise noch nie über den weg gelaufen. daraus ergibt sich zwingend, daß eine behauptung wie:
"Das philosophieren sollen die Leute machen die keine Lust zu kämpfen haben. Diese Leute sollten in keine richtige Kampfschule gehen sonst kommen sie noch unter die Räder!"
haltlos ist. (oder sollte ich mich täuschen? kennst Du vielleicht doch alle kk-philosophen persönlich?)
2. thema: fähigkeiten, die keine werte-an-sich darstellen
zu Deinen weiteren, wenig substantiellen äußerungen wie z.B.:
"Um ein Champion zu werden wie Jerome Le Banner muss man übermenschlich Trainieren, eine eiserne Disziplin haben, Mut, Entschlossenheit, Intelligenz und Charakter darf auch nicht zu knapp vorhanden sein!"
ist zum einen zu sagen, daß "übermenschlich trainieren, Disziplin, Mut, Entschlossenheit" keine werte ansich (weder im humanistischen sinne noch im artifiziellen kontext) darstellen, diese qualitäten allein noch lange nichts mit "KUNST" zu tun haben, wenn wir hier eine seriöse, moderne auffassung von kunst im auge haben.
derartige eigenschaften waren sicherlich auch trainingsziele der ss, dennoch würde wohl niemand soweit gehen, deren aktivitäten als kunstvoll oder überhaupt in irgendeinem sinne als wertvoll zu bezeichnen. (ich beziehe mich dabei nicht auf le banner, sondern widerlege nur den irrigen glauben an "übermenschlich, disziplin, mut" etc.)
weiterhin: intelligenz und charakter, lieber pai lee, ist nun aus dem status eines champions - wie Du ihn nennst - überhaupt nicht ableitbar. (wenn es sich so verhielte, gäbe es unter den sportlichen champions wohl keine doping-fälle...) ich wäre selbst bei der einschätzung von menschen, die ich ziemlich gut kenne (und die keine vergewaltigung von carl orffs carmina burana wagen) sehr vorsichtig, wenn es um die bescheinigung von intelligenz und charakter ginge. alles, was aus dem gebaren und dem trainingseifer verschiedener ks-champions ableitbar ist, kann im wort "engagement" zusammengefaßt werden. niemand bezweifelt einsatzwillen, trainingsfleiß, disziplin etc. aber wie gesagt, dies allein ist definitv zu wenig, um aus einem sportler einen künstler zu machen.
3. thema: was ist philosophie?
wie der künstler innerhalb dieser diskussion bereits ausführte
"Im übrigen gibt es bei uns auch jede Menge Philosophie, die unser gesamtes Gesellschaftssystem durchdringt. Dies fällt aber NULL auf, weil die Dinge zur Selbstverständlichkeit geworden sind. Unter anderem lernen wir alle spätestens in Kindergarten und Schule die Denkweise, die für unsere Kultur eben prägend ist."
ist es von enormer bedeutung für das verhalten, auf welchen philosophischen grundsätzen das leben eines menschen beruht, selbst, wenn er sich dieser grundsätze nicht bewußt ist. was einen philosophischen laien wie Dich amüsiert, nämlich, daß sich denker um definitionen und begriffe streiten, hat einen gewichtigen grund: das verständnis des phänomens der sprache ist voraussetzung für das verständnis der wirklichkeit. jemand, der über begriffe und deren verwendung sowie alternative bedeutungen nachdenkt, widmet sich der frage, wie die wirklichkeit durch unseren geist interpretiert wird. da Du offenkundig in dieser disziplin ein neuling bist, ist Dir ein folgenschwerer fehler unterlaufen: Du benutzt ein internet-board, das nur auf der sprachlichen ebene funktioniert, bemühst dich aber nicht darum, die möglichkeiten der sprache zu nutzen, das heißt, Du lieferst keine argumente. selbstverständlich reicht es außerhalb des forums, wenn Du gut boxen kannst, um einen gegner zu bezwingen - im forum allerdings nutzen Dir diese fähigkeiten gar nichts, denn ohne intelligenten einsatz von SCHLAGkräftigen argumenten, wischt hier jeder denker mit Dir den virtuellen boden. und das ist bestimmt kein schönes gefühl. deshalb wäre es nur konsequent, wenn Du das forum lieber ganz aufgibst, denn die unfähigkeit logisch zu denken, wird hier natürlich abgestraft. (hey - pai lee, natürlich will ich nicht, daß Du gehst, aber vielleicht überraschst Du mich mal mit einem ganz knallhart sachlich-präzisen statement; kostet zwar etwas mühe, man muß schon die birne anstrengen, aber der spaß lohnt sich!)
es kommt aber noch besser:
wenn Du dann auf eine argumentation, die sich um logik bemüht (aber trotzdem falsch sein kann) so plump und schwerfällig reagierst wie:
"Wollt ihr Religion dann geht doch zum Priesteeeerrrrrrrrrrrrr!!!!!!!!!!!!!!!!!"
kann man Deinen auftritt nicht ernst nehmen, sondern nur dazu gebrauchen, sich etwas spaß beim sezieren des schwachsinns gönnen - so wie ich das gerade tue. das bedeutet für Deine weiteren schritte folgendes: wenn Du Dich an einer sprachlichen diskussion beteiligen willst, solltest Du Dich wie ein wahrer kämpfer verhalten - das schlachfeld sondieren und dann die relevanten fähigkeiten zum einsatz bringen.
die analyse Deiner statements zu diesem thema ergibt für mich bis zu diesem zeitpunkt folgendes:
- Du verwendest vorurteile zum diskutieren und das legt nahe, daß Du sie auch zum Denken benutzt
- es mangelt Dir an der Bemühung um einen logischen argumentationsaufbau, was nahelegt, daß Du uns für dumm hältst oder einfach schlampig und unvorbereit an / in den kampf gehst
- es mangelt Dir am wissen um die bedeutung der begriffe "kunst" und "philosophie", zumindest am wissen um die gängigen interpretationen dieser begriffe (mein gott, ein griff zum lexikon hätte Dich davor bewahrt, zu behaupten, kampf sei kunst und basta...)
jetzt mal zu cdobe:
Deine konzise feststellung:
"Die -kunst bezieht sich auf Kunstfertigkeit !!! Sprachlich kann es keine andere Deutung geben." mag wegen der in ihr gewagten (weil absolut nicht zwingenden) behauptung zunächst verblüffen, aber am fragilen charakter dieser hypothese können auch die drei ausrufezeichen nichts ändern.
die auffassung "kunst kommt von können", aus der Du hier folgerst "können ist kunst" ist eine veraltete vorstellung, die aus einer zeit stammt, da man zwischen handwerk und kunst quasi nicht unterschied. wenn wir heute von "die erde" reden, meinen wir keine flache scheibe. so hat sich auch der begriff der kunst verändert. kunst wird heute vielmehr mit geistigen konzepten in verbindung gebracht, als mit technischem können. technisches und taktisches können beweisen auch tischtennis-spieler, deshalb sind sie aber noch keine künstler.
ENDE TEIL I