Das mit der Schule geht jetzt aber zu weit und steht in keinem Verhältnis zu dem Problem das du mit dem Jungen hast. Da wäre ich auch bei den Eltern vorsichtig, denn das ist doch ein wenig überzogen.
An AndyLee:
Als Trainer sollte man allgemein schon einmal was von Pädagogik gehört, im besten Fall was über spezielle Trainingsmethoden etc. gelernt haben.
Der Backround meiner Frage war der, dass du schriebst, dass man bei jeder Intervention (und hierzu zählt auch das Gespräch) zunächst die Erlaubnis der Eltern einholen muss wenn kein spezieller Vertrag besteht.
Also ich erinner mich gerade an meine Eltern: Die haben nie einen Vertrag mit der Schule abgeschlossen und dennoch haben die Lehrer interveniert. Kann ich jetzt dagegen klagen?
Schule und Verein, egal welcher Art, haben auch einen expliziten Bildungsauftrag. Bei Sport- und Musikvereinen steht das meist sogar in der Vereinsordnung drin. Stell dir mal vor, du als Lehrer hast einen Problemschüler und möchtest zunächst erst einmal durch ein Gespräch feststellen, wo das Problem liegt um dann GEMEINSAM mit den Eltern was zu erwirken. Deiner Logik nach, die Eltern haben ja schließlich keinen Vertrag unterschrieben, gehst du erst mal zu den Eltern und fragst "Darf ich mit dem Kind ein Gespräch führen? Mir ist aufgefallen, das sich das Verhalten/blablabla negativ verändert hat." und die Eltern schauen dich an und sagen "Nö!". Nach dem Gespräch gibst du dann also deine pädagogische Verantwortung an der Haustür der Eltern ab und machst dir das Leben schön leicht, weil ist ja nicht dein Bier, die Eltern haben dir ja die Erlaubnis fürs Nichtstun gegeben. Ein paar Monate später, das Kind ist nun mittlerweile abgerutscht in den Zensuren und evtl aggressiv geworden, kommen andere Eltern/Schuldirektor oder sogar die Eltern des "Störenfriedes" und sagen "Wir verklagen sie, sie haben ja nichts dagegen unternommen". Schönen dank auch dafür oder?
Ein Gespräch zur Klärung der Problemlage stellt die VORFORM pädagogischer Intervention dar.
Nach deiner Logik dürften Lehrer rein gar nichts tun. Die Eltern unterschreiben keinen Vertrag mit der Schule, nein im Gegenteil: Der Staat verpflichtet die Eltern, die Kinder auf eine Schule zu schicken! Auf der KMK wurde die Aufgabe der Lehre auch auf die Erziehung gelegt, da heißt es unter "Aufgaben von Lehrer und Lehrerinnen heute" unter Punkt IV wie folgt:
Erziehung ist die bewusste und absichtsvolle Einflussnahme auf die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen.
Im gleichen Zug wird Erziehung als Aufgabe von Schule definiert. Schon alleine die Kontrolle und Bewertung stellt einen tiefen pädagogischen Eingriff dar. Deiner Logik nach, nach der Lehrer ja nun de facto gar kein Recht haben zu handeln ohne die Eltern zu fragen, kann jetzt jeder Schüler/jede Eltern dazu übergehen die Schulen zu verklagen. Die Lehrer haben ja ihre Kompetenzen überschritten und bewertet ohne DIE ELTERN vorher zu fragen ob das i.O. ist. Gespräch mit Kindern ist eine Vorform von weiterer, zielgerichteter, pädagogischer Intervention. Für ein Gespräch bist du als Lehrer nicht verpflichtet die Eltern zu fragen. Vor allem dann nicht, wenn du nicht sicher bist, ob das Kindswohl in Gefahr ist. Das Gespräch zählt übrigens auch in die pädagogische Diagnostik mit rein, da gibt es verschiedene Arten von und alle haben zum Zweck, herauszufinden, was denn mit dem Kind los ist.
Ich bin mir nicht sicher ob du aus dem pädagogischen Bereich stammst, wenn nicht, machst du dir wenigstens Gedanken drüber, das find ich gut...auch wenn ich die meisten Äußerungen ziehmlich kritisch betrachte, aber wo kämen wir denn hin, wenn jeder immer der gleichen Meinung wäre.
Was die Situation der Lehrer angeht, hier mal kurz ein Offtopic Exkurs:
Nach der KMK verhält sich das so:
IX.
Lehrerinnen und Lehrer können Unterstützung erwarten, so dass sie von der Öffentlichkeit, den Eltern, der Wirtschaft, den Hochschulen und den Medien Rückhalt erfahren bei der Erfüllung ihrer verantwortungsvollen und schwierigen
Aufgabe.
Hast du als Lehrer immer weniger. Die Öffentlichkeit haut schön drauf: Lehrer sind ja überbezahlt, meckern nur, obwohl sie ja nur 18h in der Woche arbeiten müssen etc etc etc...Da werden Realitäten verdreht und Feindbilder geschaffen die überzogen und zum großen Teil schlichtweg falsch sind. Und was macht die Politik? Stellt sich hin und bedient die Kerbe der Medien, weil es einfacher ist auf Lehrer zu hauen anstatt mal vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen. Politik fordert öffentlich dies und das und jenes und sorgt gleichzeitig dafür, das die Lehrerausbildung immer weniger wert hat, das die Lehrer selbst immer stärker belastet werden mit realitätsfremden Beschlüßen und sorgt dafür, das immer weniger Lehrer eingestellt werden. Einerseits heißt es "Wir brauchen neue Lehrer", andererseits werden dann von 150 Absolventen nur 9 eingestellt wo mindestens 50 gebraucht werden. Einerseits heißt es, das die Mangelfächer neue Lehrer nötig haben und andererseits werden blos 4 Referendare für solche Mangelfächer in einem Bundesland pro Durchgang ausgebildet wo 30 von Nöten sind. Einerseits heißt es, dass die Lehrerausbildung ja sehr viel Wert ist und anderseits werden auf einmal eher Quereinsteiger eingestellt, die kosten weniger und kriegen nicht das selbe Gehalt wie Lehrer.
Einerseits weiß man, das vor allem die Grundschule wichtig für die kindsentwicklung ist und andererseits werden Grundschullehrer wie der letzte Dreck behandelt und bezahlt.
Das war jetzt nur die Politikseite, bei den Eltern siehts teilweise noch schlimmer aus:
Ihre Kinder sind dann immer Engel und gar nicht böse oder hinterhältig und es sind immer die Anderen schuld. Teilweise werden Lehrer/Schulen verklagt wegen schlechter Zensuren, OBWOHL die Eltern dann zugeben, das die Note berechtigt ist. Hauptsache man hat dem pösen Lehrer wieder eins ausgewischt.
The only easy day was yesterday!