Hallo,
ich stecke grad in einer mittelschweren Krise.
Nach fast sieben Jahren völliger Hingabe zu meiner traditionellen Kampfkunst hat mein Meister mich aus der Schule geworfen.
In den sieben Jahren habe ich sehr sehr viel gelernt und stark abgenommen. Bin bis kurz vor den Meister Grad gekommen. Und habe dem Sport und meinen Meistern so unendlich viel zu verdanken. Ich habe mich sehr für die Schule engagiert, habe Kinderfeste und Übernachtungen organisiert und durchgeführt, habe Turniere und Ferienlager betreut und war immer da wenn man mich gebraucht hat. Alles ehrenamtlich. Seit 5 Jahren trainiere ich auch eine Eltern Kind Gruppe mit zeitweise bis zu 20 Mitgliedern.
Seit zwei Jahren habe ich nun Kinder und musste natürlich meine Prioritäten etwas verändern somit blieb weniger Zeit für die Kampfkunst. Seit ca 1,5 Jahren werde ich nun von meinem Meister nicht mehr gefördert und zeitweise wie Luft behandelt. Ich habe mich schweren Herzens dazu entschlossen das Training meiner Gruppe nicht mehr so weiter zu führen da ich es zeitlich nicht mehr schaffe, anstatt aber eine andere Lösung zu finden wurde ich einfach abgeschossen. Nachdem endlich ein Gespräch mit meinen Meistern zustande kam habe ich auf eine Aussprache gehofft,stattdessen wurde ich so lange provoziert und mit Vorwürfen und Unwahrheiten konfrontiert, dass mir eigentlich nichts anderes übrig blieb als auf zu hören. Ich hatte das Gefühl, dass man mich loswerden wollte.
Ich habe die Schule dann wortlos verlassen, weil ich es für schlechten Stil hielt weiter zu diskutieren bzw mit Gegenanschuldigungen um mich zu werfen da er relativ stur ist aber seitdem nagen die hunderte ungesagten Worte an mir.
Ich weiß bisher nicht warum außer dass ich häufiger mal widerspreche und Kritik übe (nicht im Training oder an den Trainingsmethoden sondern am Umgang mit mir oder Mitschülern und auch nie öffentlich).
Ich hätte nicht damit gerechnet, dass man mich wie eine heiße Kartoffel nach fast 7 Jahren fallen lässt. Zum glück habe ich eine andere Schule in der Umgebung gefunden die mich aufgefangen hat und in der ich mich sehr wohl fühle.Das Training ist hier sehr viel strukturierter und individueller, da nur der Meister selber trainiert und nicht unzählige seiner Schüler. Auch spielen hier die Launen des Meisters kaum eine Rolle.
Allerdings komme ich mir vor wie ein Verräter und aufgrund der Einstellung meines Meisters habe ich meinen gesamten Freundeskreis mit diesem Bruch verloren. Ich vermisse natürlich die alte Schule und meine Schüler und Mitschüler sehr. Es wird natürlich wirres Zeug über meinen Weggang erzählt (Beeidigt weil kein Schwarzgurt usw). Ich hoffe, dass ich in der neuen Schule meine Freude am Training wieder finde, denn auch die war zum Schluss weg. So dass ich schon länger an einen wechsel gedacht hatte, meine übertriebene Loyalität aber immer gesagt hat ich könne das nicht.
Es ist echt bitter, dass mein großes Vorbild, dessen Lehren ich bedingungslos jahrelang geglaubt und gelebt habe selber keinerlei Wert auf die von ihm propagierten Tugenden legt. In der Rückschau bin ich auch nicht der erste, es gab in der Vergangenheit diverse Beispiele wo Leute, die entweder nicht mehr nach seiner Pfeife tanzen oder für ihn nicht mehr von Nutzen sind einfach fallen gelassen werden. Warum war ich nur so blind. Die besten Trainer sind auch nur Menschen. Ich bin total desillusioniert und die vergangene Zeit fühlt sich wie verschwendet an.
Ich kann für mich daraus mitnehmen, dass jeder Meister öfters einmal inne halten sollte und mal darüber nachdenken soll was für eine Verantwortung und Vorbildfunktion er gerade in den traditionellen Kampfkünsten hat und dort keinerlei Platz für ein übergroßes Ego und Hybris ist. Das passt einfach nicht zusammen...
Kennt Ihr ähnliche Geschichten? Habt Ihr Tipps?