Na dann herzlichen Glückwunsch!
Ich würde mir darauf nicht zu viel, um ehrlich zu sein kaum etwas einbilden. Gerade im Ju-Jutsu und anderen ähnlichen KK ist die Graduierung mittlerweile vollständig vom tatsächlichen Können und dem Niveau des jeweiligen Trägers entkoppelt. Man erwirbt durch Gürtelprüfungen höchstens "theoretisches" bzw. hochgradig dekontextualisiertes Wissen, aber keine Fertigkeiten. Gelernt wird dem Körper bei Anwendung unter realistischen Bedingungen und das schließt insbesondere die Gegenwehr und eine realitätsnahe Geschwindigkeit bei der Ausführung mitein. Erst dann erkennt man zugrundeliegenden Prinzipien und Einschränkungen der jeweiligen Techniken. Außerdem gehören zu einer Technikausführung immer zwei Personen dazu, die Technik konstituiert sich geradezu erst im Zusammenspiel zweier Kontrahenten. Leider sind die Leute aber von ihrer Gürtelfarbe oft so geblendet, dass ihnen die Einsicht in diese Dinge verwehrt bleibt bzw. die dunkle Ahnung ihres eignen Unvermögens zum Schutz des eigenen Selbstwerts verdrängt wird. Da versteckt man sich lieber hinter seinen Gürtel, der in den Augen der Ahnungslosen dann auch noch Kompetenz verbürgen soll...Die oben beschriebenen Verhältnissen sind dazu noch eher der Regelfall als die Ausnahme...Das Gürtelsystem ist hochgradig dysfunktional, es täuscht die Inhaber über ihr eigenes Können und führt zur Verwässerung des Kampf"sports". Es führt zur Zweckverfremdung, indem KS als Selbstwertsurrogat missbraucht wird. Es führt zu Konflikten, weil auf Graduierungen aufbauende Hierarchien dann und wann durch niedrigere Graduierte erschüttert und implizit infragegestellt werden, wobei doch eigentlich nur tatsächlich Leistung ausschlaggebend sein soll...
...
Mahlzeit und herzlichen Glückwunsch!
Graduierungen sind nicht entkoppelt, nur muss man als Prüfer auch über den Tellerrand sehen können. Ihr schreibt meist aus der Perspektive des Deshi, also Schülers.
Glaubt mir, Prüfer haben es auch nicht leicht...
Morgen hätten bspw einfache, praxisnahe Techniken mit dem Stock gereicht. Showeffekte können bei den Einzeltechniken eingebaut, oder im Duo exzessiv ausgelebt werden.
Der Teil der Prüfung gehört zum SV, und da würde ich mich freuen, wenn Braungurte nicht nur mit großem Ego, sondern vor allem EINFACHEN Techniken arbeiten. Das erhöht doch wesentlich die 'praktische Arbeit' auf der Straße, sofern denn notwendig...
Ist aber schade, da letztlich jedes bewährte System über genug eigene, funktionstüchtige Techniken, hat.
Aber hey, über den Tellerrand zu schauen ist ne geile Sache
Das Problem besteht nicht primär in mehr oder weniger praktikablen Techniken, sondern viel mehr in der Art und Weise, wie trainiert wird, d.h. unter welchen Bedingungen die Techniken angewandt werden. Problematisch ist allen voran die für "SV"-orientierte Kampfkünste typische Zeitlupengeschwindigkeit bei der Ausführung als auch die vorherige Absprache der Angriffe & Reaktionen. Solche Trainingsbedingungen befähigen definitiv nicht, sich in stressvollen Situationen zur verteidigen, bei denen keinerlei gegenseitige Rücksicht erwartbar ist und Angriffe weder abgebremst noch sauber ausgeführt werden. SV-Training, wie es zumindest im JJ üblich ist, und die Realität haben so gut wie nichts miteinander gemein. (SV-)Ju Jutsu ist Schauspiel bzw. mehr Tanz- als Kampfsport.
totale verallgemeinerung
alle fußballer spielen fair
alle boxer können nicht fallen
beispiel letzte woche
21 Jähriges Mädel wird bestohlen und bei rückforderung ihrer geldbörse mit schlägen bedroht
den typen haben sie 2 tage später im krankenhaus gekriegt
multibler kieferbruch
ach mist das darf sie ja garnicht können, sie trainierte nur jujutsu
übrigens wars nur ein schlag
nicht wie er später behauptete sie hätte wild auf ihn losgeprügelt
die Anzeige aufnehmende Beamtin war sichtlich amüsiert, da sie vorher schon die anzeige von dem mädel aufgenommen hatte
ps Glückwunsch Inderst
Geändert von Thorben_01 (22-12-2016 um 12:22 Uhr)
Thorben, genau so sehe ich es auch.
Wir trainieren im Ju Jutsu SV mit ständig wechselnden Partnern in 1:1 bzw. 1:2 Angriffen. Bei Unterstufe langsam, ab Mittelstufe muss der Angriff in max. 2s abgewehrt sein (daher keine Vorgaben der Techniken, hat ja eh jeder seine Vorlieben).
Im Arnis bspw. dann noch mit Hindernissen auf dem Fußboden (Medi-Bälle, Schuhe etc) als Hindernisse, stört ungemein und nähert sich empfindlich an die "Außenwelt" an. Im Ju lassen wir das weg, wegen der Verletzungsgefahr falls jemand auf den Schuhen landet...
:P
Und geiles SV kommt schon mit extrem wenigen Techniken aus. Auch, und vielleicht insbesondere, im Ju Jutsu...
Tatsächliche Leistung beim Kampf jeglicher Art, sei es sportlich oder regellos, kann nur erbracht werden, wenn bestimmte körperliche Strukturen, bestimmte technische und taktische Fähigkeiten des Kämpfers vorhanden sind. Mit körperlichen Strukturen meine ich den Zusammenhang aus körperlichen Vorraussetzungen allgemein und dessen automatisierte Umsetzung in entsprechende, wirkungsvolle Bewegungsmuster. Mit technischen und taktischen Fähigkeiten die Anwendung dieser Bewegungsmuster im richtigen Moment, im richtigen Abstand und Winkel ect..
Das alles lässt sich von erfahrenen Prüfern bei Gürtelprüfungen, mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad der zu zeigenden Prüfungsinhalte, erkennen, ob die oben genannten Vorraussetzungen in etwa gegeben sind oder nicht.
Bei der letzten Prüfung des Bayrischen Ju- Jutsu- Verbandes in Germaring sind in einer Gruppe von 13 "Prüflingen" zum ersten Dan beispielsweise 6 durchgefallen, siehe HP des JJVB.
Das lässt erahnen, das die Prüfer sehr wohl darauf schauen, ob die von mir oben genannten Vorraussetzungen bei einem "Prüfling" da sind, und wenn nicht, dann gibt es eben keinen Schwarzgurt.
Abgesehen davon gibt es bis jetzt keine andere Methode, die tatsächliche Leistungsfähigkeit fairer und besser zu bestimmen, als diese mit den Prüfungen.
Im BJJ werden Graduierungen in vielen Schulen und Verbänden verliehen, man kann darüber streiten, was besser ist.
Mir persönlich ist es lieber, wenn vollkommen fremde Personen meine Bewegungsmuster anschauen, bewerten und dann einhellig der Meinung sind: dieser Mann entspricht der oder der Graduierung.
MIT FREUNDLICHEN GRÜßEN JOBI
Also will hier mal kurz mein Input geben, bin Ich eigentlich nie hier und weiß nicht mal warum Ich hier angemeldet bin, aber kurz meine Meinung hierzu.
Hab Anfang Dezember dieses Jahres meinen 1. DAN gemacht im Ju-Jutsu, ist zwar bisschen fern von diesen Thema aber passt vielleicht trotzdem noch.
Wer waren unsere Prüfer ? Der Ressortleiter Prüfungswesen, also fast schon ganz oben was die Prüfungsangelegenheiten angeht (Ich stelle einfach mal die Präsidenten höher).
Unsere freie SV (wer Sie nicht kennt, zwei Angreifer und man muss sich gegen beide wehren) lief wie folgt ab, zwei Angreifer, wobei der erste einen Kontakt Angriff macht (klammern z.b.) und der zweite auf dich einschlägt oder tritt. Vorher angesagt war das ganz machbar, aber teilweise wurde von den Prüfern die Distanz verkürzt der Angreifer auf den Prüfling, was teilweise dazu geführt hat das die Angreifer in Schlagdistanz waren, bevor das Go kommando kam, ein paar millisekunden hatte man zum überlegen, nicht mehr.
Freie Angriffe Kontakt/Kontaktlos waren dadurch natürlich vielfaches schwerer. Zudem hatten wir ein paar mal den Prüfling zu Boden bringen müssen und dann auf Ihn einschlagen müssen oder würgen, Ich durfte mal mit den Rücken zur Wand und die Angreifer waren wieder nicht mal einen Meter von mir entfernt.
Was will Ich also kurz fassend sagen ? Der S/V Aspekt wird von Prüfer zu Prüfer unterschiedlich gehandhabt, mal hat man vielleicht Glück und es läuft eher wie eine klassische Duo Serie ab oder man hat "Pech" wie wir und es folgen 18-20 Angriffe ohne Pause.
Verallgemeinern ist immer schlecht, gerade bei einem Sport wie Ju-Jutsu, wo es selbst Unterschiede von Landesverband zu Landesverband gibt.
au contraire!Abgesehen davon gibt es bis jetzt keine andere Methode, die tatsächliche Leistungsfähigkeit fairer und besser zu bestimmen, als diese mit den Prüfungen.
meiner meinung nach sagt eine prüfung (judo oder ju jutsu) überhaupt nichts über das können des geprüften aus.
der prüfling tritt mit einem absolut kooperativen partner an, der alles tut, um den prüfling zu unterstützen. und genau deshalb sehen wir bei vielen würfen das unselige "mitspringen". die demonstration des wurfes gelingt auf diese weise - und wo ist der nachweis, daß der geprüfte das ding auch gezielt und reproduzierbar im kampf anwenden kann?
nee, prüfungen sagen wenig bis nichts aus ...
kann man.Im BJJ werden Graduierungen in vielen Schulen und Verbänden verliehen, man kann darüber streiten, was besser ist.
ich bin aber der meinung, daß man vielleicht doch ein weng differenzieren sollte, wenn es um den begriff "verleihen" geht.
so, wie ich das mitbekommen habe, werden grade im bjj DANN von einem blackbelt vergeben, wenn der zu graduierende im randori / wettkampf NACHGEWIESEN hat (und zwar sehr viel öfter als nur ein- bis zweimal), daß er ein bestimmtes level des könnens erreicht hat.
das ist schon etwas anderes als eine beliebige verleihung, weil grad dienstag ist ...
das ist dann die persönliche meinung eines "prüfers" oder einer "prüfungskommission". wer sagt denn, daß deren meinung richtig sein muß?Mir persönlich ist es lieber, wenn vollkommen fremde Personen meine Bewegungsmuster anschauen, bewerten und dann einhellig der Meinung sind: dieser Mann entspricht der oder der Graduierung.
und was an dieser methode ist besser als beim bjj?
der prüfer, der dich "im idealfall" nicht mal kennt, weiß nix davon, wie du dich im randori oder im wettkampf bewegst ud was du dort anwenden kannst.
der prüfer sieht nur, was du ihm mit einem absolut kooperativen partner vorturnst.
anhand dessen (und zwar NUR anhand dessen!) soll er "beurteilen", ob du den entsprechenden grad verdient hast ...?
nee, davon halte ich nichts.
Geändert von Gast (26-12-2016 um 17:22 Uhr)
genau so etwas ist für mich in höchsten maße unrealistisch.Unsere freie SV (wer Sie nicht kennt, zwei Angreifer und man muss sich gegen beide wehren) lief wie folgt ab, zwei Angreifer, wobei der erste einen Kontakt Angriff macht (klammern z.b.) und der zweite auf dich einschlägt oder tritt. Vorher angesagt war das ganz machbar, aber teilweise wurde von den Prüfern die Distanz verkürzt der Angreifer auf den Prüfling, was teilweise dazu geführt hat das die Angreifer in Schlagdistanz waren, bevor das Go kommando kam, ein paar millisekunden hatte man zum überlegen, nicht mehr.
Freie Angriffe Kontakt/Kontaktlos waren dadurch natürlich vielfaches schwerer. Zudem hatten wir ein paar mal den Prüfling zu Boden bringen müssen und dann auf Ihn einschlagen müssen oder würgen, Ich durfte mal mit den Rücken zur Wand und die Angreifer waren wieder nicht mal einen Meter von mir entfernt.
WAS soll denn da geprüft werden?
die TATSÄCHLICHEN fertigkeiten eines prüflings in der "SV"?
wie soll das gehen? das wäre ja nur dann halbwegs aussagekräftig, wenn die "angreifer" sich ernsthaft bemühen würden, dem "verteidiger" schaden zuzufügen - und genau das können wir für eine solche prüfung ausschließen.
wie realistisch ist es denn, wenn der prüfling weiß, daß er gleich angegriffen wird? wenn sogar ein "go" als kommando kommt?
wie aussagekräftig ist die prüfung, wenn der prüfling weiß, daß er NICHT (absichtlich) verletzt werden wird?
wie realistisch ist es, gegen mehrere angreifer zu agieren UND dabei keinen von denen wirklich außer gefecht setzen zu dürfen?
wir ernst kann man denn eine solche prüfung überhaupt nehmen?!
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