Fehlschluss #3: Argument aus Unwissenheit
Dieser Fehlschluss hat die folgende Form:
"Wir kennen nicht den Grund für A, und daraus folgt B."
Oder konkreter:
"Es wurde keine Erklärung für diese Himmelserscheinung gefunden, deshalb handelt es sich um ein UFO."
Oder:
"Für die Geräusche im Haus haben wir keinen gewöhnlichen Grund gefunden, also ist ein Geist die Ursache."
Das Argument aus Unwissenheit ist deshalb ein Fehlschluss, weil sich aus Unwissenheit kein bestimmter Grund (also im Grunde auch „Wissen”) zwingend ableiten lässt. Die einzig erlaubte Folgerung aus Unwissenheit ist, dass man eben etwas nicht weiß.
Man sollte sich in einer rationalen Diskussion nicht scheuen, ein Nichtwissen zuzugeben. Aus einem Nichtwissen eine bestimmte Folgerung ziehen zu wollen ist nie eine gute Idee.
Des Öfteren wird das Argument aus Unwissenheit auch mit einer falschen Prämisse kombiniert, so dass gleich ein doppelter Fehlschluss entsteht:
"Man weiß nicht, wie die Pyramiden gebaut wurden. Deshalb müssen Außerirdische mitgeholfen haben."
Archäologen wissen ganz gut, wie die Pyramiden gebaut wurden. Nur der Sprecher wusste es nicht. Es handelt sich also lediglich um persönliche Unwissenheit.
Des Weiteren wird gerne eine momentane Unwissenheit mit einer unbegrenzten Unwissenheit verwechselt, bzw. „momentan unerklärt” mit „unerklärlich”. Dumm nur, wenn die Wissenslücke bald darauf geschlossen wird und die Folgerungen, die man aus dem Nichtwissen gezogen hat, sich als grundfalsch herausstellen.
Sehr beliebt in Diskussionen mit Esoterikern ist auch das Shakespeare-Zitat:
"Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als wir uns vorstellen können."
Dieses Zitat wird tatsächlich bemüht, um z. B. Dinge wie Reinkarnation, Energiemedizin oder Wahrsagerei zu begründen. Auch das ist nichts anderes als ein Argument aus Unwissenheit und hat noch viele andere Probleme, wie in einem schönen Blogbeitrag auf „Buchstäblich seltsam!” erklärt wird.
Fehlschluss #5: Gott in der Lücke
Dieser Fehlschluss ist eine Spezialform des Argument aus Unwissenheit. Hier wird aus der Wissenslücke die Existenz oder der Einfluss des Göttlichen gefolgert.
Beispiel:
"Man weiß nicht, wie das Leben auf der Erde entstanden ist, und deswegen muss es von Gott geschaffen sein."
Wie schon beim Argument aus Unwissenheit dargestellt, kann man aus der Tatsache, dass noch keine allgemein akzeptierte Theorie der Abiogenese existiert, nur schließen, dass man die Lebensursprünge eben (noch) nicht kennt. Kreationisten setzen Gott in diese Wissenslücke.
Argumentativ ist das eine schwache Position. Wenn man in der Wissenschaftsgeschichte zurückschaut, dann wurde immer wieder Gott in alle möglichen Wissenslücken gesetzt. Ob es der Lauf der Sonne war, die Jahreszeiten, die Entstehung von Leben im Mutterleib, die Entwicklung des Lebens auf der Erde, das Verhalten der Materie, usw. Immer wenn die Lücke geschlossen und durch Wissen ersetzt wurde, dann war dort kein Platz mehr für Gott. Das Argument „Gott in der Lücke” ist auch für Gläubige eine Strategie, mir der sie sich langfristig nur selbst enttäuschen können.
Das Argument „Gott in der Lücke” hat bei genauer Betrachtung auch keinerlei Erklärungskraft. Mit „weil Gott es so will/wollte” kann man jedes beliebige Phänomen erklären, und damit im Grunde nichts.