Gruß in die Runde,
da mein erstes Jahr als Übungsleiter in einer kleinen Ju-Jutsu-Gruppe nun durch ist, wollte ich einmal mein Fazit verschriftlichen. Freue mich auf Euer Feedback.
Viele Grüße,
Rudolf
Gruß in die Runde,
da mein erstes Jahr als Übungsleiter in einer kleinen Ju-Jutsu-Gruppe nun durch ist, wollte ich einmal mein Fazit verschriftlichen. Freue mich auf Euer Feedback.
Viele Grüße,
Rudolf
Sehr schöner Text, liest sich sehr flüssig.
Zum Inhalt: Das kenne ich sehr gut, mit ein zwei Leuten auf der Matte stehen, weil der Rest keine Lust hat. Das frustriert. Auch die herrlichen Momente kenne ich. Wer weiß, vielleicht sind sie ja gerade so herrlich (oder noch herrlicher), weil vorher Frust da war?
Wünsche dir viel Kraft für die nächsten zwanzig Jahre als Trainer
Das Problem, dass man da auch mal alleine steht, kennt glaube ich jeder Trainer.
Ich konnte das für mich gut lösen, indem ich mich im Vorhinein von der Erwartungshaltung verabschiedet habe. Letztlich bin ich Dienstleister. Ich komme und versehe meinen Dienst, ob da einer oder 30 stehen spielt für mich nur in der Trainingsstruktur eine Rolle. Wenn mal keiner käme, fahre ich heim.
Man muss sich glaube ich von dem ganzen Gedanken "Respekt vor dem Amt" oder auch Training frei machen. Wenn den Leuten gerade etwas anderes wichtiger ist, und sei es für mich auch noch so banal, so ist es ihr gutes Recht. Wer wäre ich anderen Menschen zu erklären, was ihnen gerade im Moment persönlich wichtiger zu sein hat? Ich sage da allenfalls was dazu, wenn mich einer fragt. Zum Beispiel, warum seine Leistung stagniert. Oder warum er im Wettkampf verliert. Oder ähnliches.
Ansonsten machen die das alle zum Spaß. Ich betreue keine Profis, die ich bezahlen müsste und von denen ich irgendwas verlangen könnte.
wenn man eine trainingsgruppe leitet, die nicht mitzieht, ist es auf dauer frustrierend, wenn man das training ehrenamtlich oder für kleines geld gibt. da gibt es nur einen lohn: die fortschritte und die erweckung der leidenschaft für den sport.
außer man hat selbst gerichtete interessen wie selbst zu trainieren und durch die gruppe sich trainingspartner aufzubauen.
Geändert von marq (14-02-2018 um 10:53 Uhr)
Ich denke eine Mischung aus dem von Raging Bull und Inderest ist so der Status Quo für mich.
Nach meiner Erfahrung ist das ganze auch sehr Gruppenabhängig. Um festzustellen was einen erwartet hilft es mit den Teilnehmern ein kleines Einzelgespräch zu führen und einfach mal zu fragen, was eigentlich das Ziel des Einzelnen ist.
Oftmals sind Faktoren wie "soziale Kontakte" oder "neue Einflüsse im Leben" wichtiger als ein technisch perfektes oder schweißtreibendes Training.
Auf jeden Fall eine tolle Erfahrung als Sportler einen Kurs über einen längeren Zeitraum zu leiten und sich über Sachen, wie kurzfristige und langzeitige Ziele, Gedanken zu machen.
Am 28.Februar hab ich das erste Jahr mit "meiner eigenen Truppe" geschafft! Mein Fazit: auf jeden Fall positiv!
MIT FREUNDLICHEN GRÜßEN JOBI
Tja, da finden wir wohl alle das eine oder andere wieder....
Bei mir ist es der Frust über das „tot stellen“ einiger Leute in der Kommunikation (whattsapp).
Ich unterstelle da irgendwie immer fehlenden Respekt bzw. eine unangenehme Konsumenten-Haltung.
Es wird halt schnell vergessen, dass der Trainer auch seine Zeit opfert (und im Gegensatz zu den Schülern IMMER und zu JEDEM Training), ohne daran irgendwie zu verdienen (zumindest im e.V.-Bereich).
Aber alles in allem:
Wissen verpflichtet zur Lehre und es gibt ja auch immer wieder diese grossen Momente, die alles (oder vieles) entschädigen!
"It‘ s not about who is good or who is bad. It‘ s about who is left.“
Chris Haeuter
Ich kenne das auch. Ich hatte 5 Leute (5 Leute waren unmotiviert) am Start, die immer wieder kamen, wir machten uns immer lustig darüber das man eine Motivationsbusstrecke eröffnen sollten, um die Leute abzuholen.
Was ich immer zum kotzen fand ist das die Leute (5 unmotivierten) immer nur zu zweit oder nur zu dritt kamen, aber nie alleine.
Na klar opfert man seine Freizeit, wenn keiner mal da war, was selten vorkam, dann habe ich eben selbst Training für mich gemacht. Ich habe was positives draus gemacht.
Bei den motivierten Leute war ich sehr hinterher und das ist die bessere Mundpropaganda als bei den unmotivierten.
Was ich in all den Jahren als Trainer immer positiv fand, egal ob viele da waren oder wenige, ist, dass ich selber auch immer viel lernen kann. Erstens, wenn ich das Training inhaltlich und didaktisch vorbereite, zweitens beim Erklären und drittens anhand der Rückmeldungen der Teilnehmer (begreifen die, was ich da will?).
Von sofern finde ich das Trainersein ist ein unersetzlicher Schritt der Weiterentwicklung ab einem gewissen Level. Und je regelmäßiger und näher an der Basis das Training ist, desto besser. Habe bei manchen, die nur noch als Lehrgangsreferent unterwegs sind oder im Verein nur noch Auserwählte unterrichten manchmal das Gefühl, dass sie sich da ein wenig von entfernt haben.
Das Gefühl hab ich auch, bei einigen, die ich kennen gelernt hab, hab ich auch den starken Verdacht, daß sie sich eigentlich überhaupt nicht mehr fortbilden mit der Begründung (hab ich selber schon des öfteren gehört: ) : das gab es früher bei uns auch schon alles, die kochen auch nur mit Wasser, die erfinden das Rad neu und vermarkten das jetzt groß, alles schon mal da gewesen... usw.
MIT FREUNDLICHEN GRÜßEN JOBI
Ganz schlimm sind dann die Rot-Weiß-Träger mit dem Spruch: Was will der mir denn noch zeigen? Ich kann doch alles.
Mein Englisch ist zu schlecht. Ich löse das physikalisch!
Nun , erstmal gratuliere ich dir zu der Erfahrung, die du als Trainer machen wirst.
Ich selbst habe gerade auch wieder spannende Erfahrungen in dem Bereich...
Ich war 3 Jahre Nachwuchstrainer und Wettkämpfer sowie Wettkampf Betreuer in einem Leistungssportlich ausgelegten MMA Team.
Das war eine sehr schöne Erfahrung , aber auch gleichzeitig sehr viel Stress und sehr viel Aufwand.
Weil wir einen klaren Anspruch hatten..... unsere Anfänger möglichst schnell auf Cage Reife bringen (Anspruch war in einem Jahr von 0 bis zum ersten Käfigkampf)
Unsere fortgeschrittenen möglichst schnell auf etablierten Galas ins Gespräch bringen und langfristig auch 1-2 Leute auf große Veranstaltungen wie M-1,Cage Warriors oder gar in die UFC bringen.
Insgesamt lief das damals sehr erfolgreich und wir haben oft auf Veranstaltungen wie FFA new Talents , Respect , Superior und anderen Galas jede Menge Kämpfer stellen können... oft 4+ am selben Abend.
Wir hatten teilweise einen Pool von 12 Leuten die aktiv MMA gekämpft haben.
Ich muss aber auch sagen , dass es ultra anstrengend war.
Das ständige Reisen zu den Galas (oft 4-6h quer durch Deutschland) , die Wettkampfbetreuung und das Coaching , die Sparrings in der Vorbereitung ... das eigene weiterkommen als Kämpfer und noch die Anfänger Betreuung.
Ich habs dann hingeschmissen das Team verlassen und wo anders nur wieder für mich selbst trainiert... dann sogar 4 Jahre gar nichts gemacht.
war etwas ausgebrannt.
Trainer eines Wettkampfteams zu sein ist quasi ein Vollzeitjob wenn man es gut machen woll.
Oktober 2017 habe ich das Angebot bekommen eine Anfänger Gruppe im MMA zu übernehmen.
Ein Krav Maga Verein , der zusätzlich 2x Woche MMA anbieten will.
Ich hab mich darauf eingelassen und es bereichert mein Leben wieder ungemein .. und das ohne den ganzen Stress.
Wir sind gut gewachsen und bieten nun sogar 3x Woche an.
Ich werde sehr gut bezahlt und die Leute die zu mir kommen sind mittlerweile ganz andere als zu beginn da waren.
Ich habe den Eindruck , das siebt sich automatisch aus und es kommen die Leute zu dir , die mehr oder weniger ein bisschen wie du sind.
Fast alle aus der Anfangszeit ..und vor allem die mit mäßigem sportlichen Talent sind nicht mehr da... dafür habe ich nun 5 Leute vom USK in meiner Gruppe und alle anderen die neu dazu gekommen sind sind auch eher vom Schlag die wollen sich hauen und haben auch sportliches Talent.
Ich gehe fast davon aus , dass gegen Ende des Jahres die ersten in den Käfig steigen werden. (So war das eigl. nicht geplant ... da ich eher ne ruhige Kugel schieben wollte...aber es entwickelt sich einfach so)
Etwas wehmut kommt in mir manchmal auf , wenn ich nach meinem MMA Training die Krav Maga Gruppe sehe.
Wir sind oft zwischen 8 und 12 Leute auf der Matte , was ich schon als Erfolg sehe....
Und dann wenn MMA vorbei ist und Selbstverteidigung beginnt wird die Halle von 20-30 Leuten geflutet.
Da kommt schon etwas Neid hoch
Frauen , Kinder , Alte , Junge , Dicke , Dünne hauen ohne jede Technik wild auf Pratzen und man sieht ihnen im Gesicht an dass sie einfach nur Spaß haben.
Natürlich ist es auch manchmal schwer , wenn ich nach meinem Training jemand sehe der an sich mal im MMA Training war sich dann aber doch lieber wieder für Fußkicks gegen Messer entschieden hat ^^
ALs Grundrezept für mein Training sehe ich eigentlich dass ich versuche den Leuten das genau so weiterzugeben, wie ich es damals selbst gelernt habe.
Das klappt bisher ganz gut. Ich hatte das Glück selbst sehr gute Trainer gehabt zu haben und kann dass dann auch so weitergeben.
Ich wünsche dir jedenfalls viele positive Erfahrungen und neue Erkenntnisse als Trainer.
Was in der breiten Masse unglaublich gut anzukommen scheint ist den Fitnessaspekt in den Fordergrund zu stellen.
Sich "behutsam" auspowern zu Musik und nebenbei Kampfsport "spielen"
Was auch ganz gut funktioniert ist ein Tag der Offenen Tür.
Das ist nur leider nichts für mich.... mir geht es immer nur darum kämpfen zu lehren... d.h Technik, Taktik und Abhärtung... nur das ist nichts was die breite Masse will.... Leider sind alle meine Teilnehmer männlich zwischen 18 und 27 und überdurchschnittlich trainiert.... (Bis auf ein Mädel die Wacker von Anfang an dabei ist und auch Spaß hat <3)
Dabei könnten auch ganz andere Zielgruppen Spaß am MMA haben.
Es wäre also vielleicht auch für dich mal interessant zu überlegen welche Zielgruppe du überhaupt hast und wie man diese Erreicht
Geändert von Royce Gracie 2 (27-02-2018 um 10:52 Uhr)
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Ich bin so 20+ Jahre Trainer.
Meine Phasen waren :
Gelebte Bescheidenheit ( seht mein Training ist besser, aber geht ruhig zu den anderen, um es nie zu vergessen ) - frei flottierender Grössenwahn ( Gott, höre ich mich gerne reden ) - Dämmernde Erkenntniss ( Hm, dieser Sport ist vielleicht gar nicht die eigentlich wichtigste Sache der Welt - und ich als sein/DER Repräsentant dann auch nicht ) - Entdeckungslust ( mal gucken, was der/die hier will ... oder wie er/sie beim Kämpfen tickt, was da mit Ihnen vorgeht )
Entdeckungslust lässt sich recht stressfrei leben, wenn man jahrelang geschrieben hat, was man gemacht hat, wer da war und was man als nächstes plant.
Und das darum jetzt oft ad hoc entscheiden kann, ohne unsystematisch zu sein.
Fazit :
Willkommen bei den Trainern. Es macht einen zum besseren Trainierenden.
Hat inzwischen lieber 2 Schüler als 20 :
Das Gürteltier
Geändert von Gürteltier (05-03-2018 um 12:19 Uhr)
"We are voices in our head." - Deadpool
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