Interessanter Thread: Inosanto ist ja der Meinung dass man den Originalstoff aus Bruce Lee's Zeit studieren sollte um diesen durch eigene Studien; insbesondere, auf den zeitlichen Kontext angepasst zu erweitern; dies sei sozusagen das Wesen des JKD; um Bezug zu Vayo's initialem Post zu nehmen.
Allerdings finde ich besonders die dialektischen Sichtweisen von Bud Spencer und El Greco interessant. Auf den Philippinen hatte ich den Eindruck dass die Sichtweise der Kampfkunst dort viel pragmatischer, konkreter und auch reduzierter ist als hier; dort erscheint vieles weniger "aufgeblasen", wobei dieser Eindruck in jenen Regionen am stärksten war, wo Kampfkunst als Selbstverteidigung noch eine gewisse Rolle spielt "In Europa tut sie das meiner Meinung nach nur in der Werbung"; Pressure Testing sozusagen als Essenz des Stils. Unter dieser Betrachtungsweise scheint es mir, dass, wenn sozusagen der Selektionsdruck - im Sinne eines potentiellen realen Kampfes mit relevantem Ausgang - wegfällt (so wie fast überall auf der Welt), es relativ schnell zu allen möglichen Mutationen kommt, auf die dann ein anderer Selektionsdruck wirkt; zum Beispiel das Potential zur Kommerzialisierung im Westen, oder auch aesthetische Aspekte, oder einfach das Bedürfnis nach abwechslungsreichem Training.
Mit dem "wissenschaftlichen" Ansatz bin ich voll bei El Greco. Die Frage die ich mir allerdings stelle ist ob das, was man heute uner "traditionellen Stile" versteht, nur eine Projektion der Kunst des Kämpfens in spezifischen Kulturen, die in einer bestimmten Zeit extrem sicher waren, sozusagen zwischen der alten Realität des "echten" Kampfes und dem Aufstieg des modernen Sportkampfes. Wenn man sich beispielsweise europäisches WT anschaut bekommt man ein Gespür dafür wie unglaublich schnell Stile "mutieren" (der Begriff ist absolut wertneutral gemeint) können.
Ob man diesen "traditionellen Stilen" den wissenschaftlichen Ansatz dann so einfach absprechen kann ist dann auch nochmal eine andere Frage. Es hängt ja auch von den Zielen der Stilgründer; bzw der Grossmeister ab und zu glauben dass es denen meist um Effektivität ging ist sehr naiv. Beispielsweise wissen wir das Remy Presas das Modern Arnis zielgerichtet "entschärft" hat, so dass es in der Breite unterrichtet werden kann. So wurde eine Projektion vom Wissen um das Kämpfen als Kulturgut erhalten und fand Verbreitung.
Was Japanische Stile angeht, so bin ich kein Experte, aber ich kann vermuten dass hier ähnliche Prozesse, schon lange vor Funakoshi stattfanden. Es wäre extrem interessant hier die Sichtweise eines Experten zu lesen.
Des einen Geheimnis ist des anderen Fundament