Also bei mir ist das (nicht dass es immer gelänge) so:

1. "Erste Hilfe": Wenn ich merke, dass ich wütend werde, versuche ich, jegliche spontane Reaktion so lange zu unterdrücken, bis ich wieder auf Normallevel bin. Unterstützend dazu versuche ich, meinen Körper zu kontrollieren: Schultern runter, Atmung kontrollieren und möglichst irgendwelches Zucken, Wippen, etc. unterbinden. Klappt nicht immer aber je länger ich das durchhalte, umso mehr verbessere ich meine Ausgangslage.

2. "Heilung": Meistens werde ich wütend, weil ich dem Anderen irgendwelche Haltungen, Motive, etc. unterstelle, die ich als negativ bewerte. Hier hilft mir eine Empathieübung. Ich versuche, mich in mein Gegenüber hinein zu versetzen und Hypothesen darüber zu bilden, warum er was macht. Und zwar ganz bewusst so viele Hypothesen wie möglich (alle die ich mir so ausdenken kann). Anzuerkennen, das möglicherweise auch "anständige" Motive zum Verhalten meines Gegenübers geführt haben könnten, reduziert meine Wut meist deutlich. Zumindest aber hilft es mir, die Relativität meiner eigenen Wahrnehmung anzuerkennen, denn die bloße Möglichkeit (und sei sie auch noch so theoretisch) dass ich über- fehl- oder sonstwie falsch interpretieren könnte, relativiert auch meine Wut. Dadurch werde ich wieder (zumindest teilweise) Herr meiner selbst und kann das Problem sachlich und konstruktiv angehen.

3. "Therapie": Über die Jahrzehnte hat mir mein Karate und auch Sport im Allgemeinen da sehr geholfen. später kamen noch stabile Familien- und somit Lebensverhältnisse und Kinder dazu. Das hat natürlich auch noch einmal einen deutlich positiven Effekt gehabt. Das Alter und ein deutlich reduzierter Ehrgeiz sind allerdings auch nicht zu unterschätzen