waren die "Ritterrüstungen" früher bemalt?
ist die farbe im laufe der jahrhunderte abhandengekommen, ähnlich den griechischen skulpturen?
habe gerade in einem buch über ritter etcpp dieses gelesen.
waren die "Ritterrüstungen" früher bemalt?
ist die farbe im laufe der jahrhunderte abhandengekommen, ähnlich den griechischen skulpturen?
habe gerade in einem buch über ritter etcpp dieses gelesen.
Einige aller Wahrscheinlichkeit nach ja, alle sicher nicht. Es gibt ja genug gebläute, feuerversilberte bzw. -vergoldete oder geschwärzte Rüstungen bzw. Rüstungsteile. Auch ist die Frage, wie man sich die Bemalung vorzustellen hat, als Bemalung oder als mehr oder weniger simplen Rostschutzanstrich. Ich könnte mir jetzt spontan vorstellen, dass Parade- und Turnierrüstungen eher bunter gestaltet wurden als Rüstungen für andere Einsatzzwecke. Von wissenschaftlichen Analysen zum Nachweis von Bemalung an erhaltenen Rüstungsteilen weiss ich allerdings spontan nichts, wenn mir zufällig was dazu unterkommen sollte melde ich mich.
Beste Grüsse
Period.
Link zu meinem Gratis-Ebooks https://archive.org/details/john-fla...protoversion-1 & https://archive.org/details/FlaisSeiStark1_1
Hmm, die Herleitung von bunten Ritterrüstungen klingt logisch.
Allerdings wurden Rüstungen hauptsächlich in Räumen gelagert, sollte da die Farbe bei allen abgeblättert sein?
darf man sein Bett in Stammheim querstellen?
Gab es: https://royalarmouries.org/stories/o...roses-objects/
War aber vermutlich eher die Ausnahme, denn sonst gäbe es noch mehr Funde davon und insbesondere mehr Quellenmaterial, wenn man sich mittelalterliche Chroniken ansieht scheinen die meisten Reiterkrieger eher einen Waffenrock / andere Formen bunter Kleidung über der Rüstung zu tragen, so dass eine Bemalung da wohl eher verschwendetes Geld gewesen wäre.
Edit: Hier ein Bild aus dem mittleren 15. Jahrhundert zum Thema: https://upload.wikimedia.org/wikiped...ltar_Basel.jpg
Und ein Kettengeflecht, was über weite Teile des Mittelalters einen Großteil der ritterlichen Schutzwaffen ausmacht, lässt sich nicht wirklich gut bemalen, die Farbe wäre wohl mehr oder weniger sofort wieder abgerieben worden.
In der Frühen Neuzeit gab es dann wohl deutlich mehr farbige Rüstungen, wie Period schon angemerkt hat, die geschwärzten Harnische haben unter anderem einer ganzen "Truppengattung" ihren Namen gegeben: https://en.wikipedia.org/wiki/Reiter
Geändert von Soldier (02-01-2021 um 13:00 Uhr)
Zur Kontextualisierung: "Reine" Kettenpanzer sind vor allem im ausgehenenden Frühmittelalter sowie im Hochmittelalter die Norm - in der Regel unter einem Überwurf mit farbiger Kennzeichnung der Gruppenzugehörigkeit des Trägers -, dann kommen immer mehr Platten-Teile hinzu. "Abgerieben" ist spätestens dann der Fall, wenn man sich vergegenwärtigt, wie Kettenpanzer entrostet wurden - man steckt sie in ein Fass mit Sand und rollt sie herum (gewissermassen "stone washed"). Ihren Endverbrauch fanden sie übrigens häufig in kleine Flicken zerteilt als Drahtschwämme in der Küche...
BesteGrüsse
Period.
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Letzteres war mir noch nicht bekannt, ist aber irgendwie ne amüsante Vorstellung
danke für die antworten.
hier noch weitere fragen:
wenn ein helm eine "hundeschnauze" hat, diente diese:
?
- dem schutz, weil eben nicht flach, weshalb angreifende kräfte abgeleitet wurden
- dem schutz, weil mehr material vor dem gesicht stand
- der verbesserten atmung, da mehr volume vor den atmungorganen bereit stand
- einem verbesserten temperaturmanagement?
wozu diente der kamm auf dem von barbecue verlinkten bild?
warum waren im hochmittelalter manche helme "gefaltet"?
warum waren manche helmbefestigungen (also die scheibe im nacken) so aufwendig? eine einfache niete mit einem lederriemen hätte doch genügt.
höherer widerstand?
Geändert von big X (02-02-2021 um 22:18 Uhr)
Die Hundsgugel hat sicher verschiedene Gründe. Einerseits modische, es ist gewissermassen eine Weiterführung nach vorne von der spitzen Beckenhaube, insbesondere, wenn man das Visier hochklappt. Die Form erlaubt es auch, an Materialstärke zu sparen und dennoch ein stabiles Visier zu erreichen. Ob es atemtechnische Vorteile hat, kann ich nicht sagen, aber andererseits kann man so viele kleine Atemlöcher platzieren, ohne den Träger dadurch zu gefährden, also indireckt vermutlich schon.
Die spätmittelalterlichen Harnische mit den Fältelungen haben ebenfalls zum teil modische Gründe, sie imitieren zum Teil Textilien (sieht man an den Harnischen noch besser). Daneben kann der Plattner sein Können zeigen. Zudem sind auch hier die "Falten" eine gewisse Versteifung (man vergleiche gerippte Getränkeflaschen und glatte bei gleicher Materialstärke), ohne viel an Gewicht dazuzugeben. Auch hier sieht man, wie sich die Form der Helmkalotte und des Visiers teilweise bedingen, wobei das Visier ausladender sein muss.
Die Helmbefestigungen haben den Grund, dass man Druck über die Rüstung ableiten möchte. Diese Funktion übernimmt hier der "Bart", also der Halskragen. Stell Dir mal vor, dass Du einen Stoss mit eingelegter Lanze gegen den Helm bekommst - dann würde ein System aus Schnallen und Riemen vermutlich ausreichen, dass Dir der Helm nicht wegfliegt, aber auch wenn Du brav Deine Ringerbrücke und das Nackentraining gemacht mast, wird Deine Halswirbelsäule wahrscheinlich wollen, dass Deine Rüstung möglichst viel davon absorbiert - die Kopfschmerzen sind auch so übel genug
Beste Grüsse
Period.
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ha, prompte antwort. thx.
Ah ja, was ich noch vergessen habe: die meisten Visierformen ab dem 14. Jh. sollen wohl auch trontal ankommende Kräfte zur Seite abgleiten lassen. Dass sich seitlich eine grössere Fläche ergibt, ist dabei nicht weiter schlimm, denn erstens werden solche Kräfte zumindest teilweise vom Kragen absorbiert (gerade bei den späteren Formen), und andererseits ist die grösste Energie, mit der der Rüstungsträger diesseits einer Bliden- oder später Kanonenkugel realistischerweise rechnen muss, nun mal ein Lanzenstoss von vorne.
Beste Grüsse
Period.
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