Ich schrieb oben: "Wenn Aikido als ein Sport verstanden und geübt wird ..."
Ich verstehe aikidô nicht als Sport.
Ich schrieb oben: "Wenn Aikido als ein Sport verstanden und geübt wird ..."
Ich verstehe aikidô nicht als Sport.
Aikidô ist ja selbstverständlich Budô und kein Sport.
So war ich früher auch mal drauf, aber naja, mitlerweile bin ich ja "Anti-Budo" und hab nix mehr gegen schnöden "Breitensport" in einer Schulturnhalle, iss nix dagegen einzuwenden.
Budo hingegen, naja ... Da hat sich meine Meinung gedreht, seitdem ich begriffen hab, was wirklich dahinter steckt(e), wenn man die rosarote europäische Romantikbrille abnimmt.
MIT FREUNDLICHEN GRÜßEN JOBI
Je nachdem wer mich fragt.
Viele der Menschen, die Aikido "Breitensportartig" ausüben tun das aber schon, denke ich.
Aber da ist wieder eine Definition gefragt.
Aikido enthält sportive Elemente, wird vor allem über Turn- oder Sportvereine angeboten, erfüllt alles oder vieles, was die Beschreibung eines Sports rechtfertigt.
Was da wieder fehlt, ist Wettkampf.
Was es darüber hinaus noch enthält, tja, das dürfte die "Breitensportler" nicht interessieren. Obwohl manch einer nach dem 4. Bier und dem dritten Grillwürstchen doch gerne über sein Bäuchlein streicht, und etwas von der stabilen Mitte und vom Hara erzählt.
Du hast Dich noch nie mit der Geschichte Japans in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und der Rolle des "Budo" dabei, beschäftigt?
Du hast noch keinen japanischen Budomeister kennen gelernt, der sich stark dieser Zeit und noch mehr dem 19. Jahrhundert verbunden fühlt und sich dementsprechend verhält?
Find es bitte selbst heraus, was ich damit meine.
MIT FREUNDLICHEN GRÜßEN JOBI
Ich habe mich - gar nicht so wenig - mit der Geschichte Japans in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und der Rolle des "Budo" dabei, beschäftigt. Etliche Lehrer, die für mein Üben von aikidô und TSKSR prägend sind, haben diese Zeit erlebt.
Ich habe schon japanische Lehrer kennengelernt, die sich mit bestimmten Aspekten dieser Zeit und vor allem auch mit der japanischen Geschichte zutiefst verbunden fühlen.
Trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen? - verstehe ich nicht, worauf du hinausmöchtest. Und sehe auch nicht, wie ich ohne weitere Ausführungen deinerseits herausfinden könnte, was du damit meinst.
Drum: Bitte schreib doch einfach mal frei heraus, worum es dir geht.
Und du meinst, weil du die erste Hälfte des 20. Jh. betrachtest, kannst du die Jahrhunderte vorher, und die Rolle des Budo in dieser Zeit einfach ausblenden? Die Gründe, warum Budo in einer bestimmten Zeit eine bestimmte Rolle gespielt hat, lassen sich doch nur herausfinden wenn man die Geschichte betrachtet.
Warum benutzen oder missbrauchen Menschen Dinge für bestimmte Zwecke, das liegt doch nicht in den Dingen selbst begründet? Ein bisschen zu kurz gedacht wie ich finde.
Vor Stunden angefangen aber Etliches zu tun usw. usf. und demnächst auch wieder recht lange vom Bildschirm weg...
Ah ja, hatte ich mir ja fast schon gedacht (aber eben nicht wirklich gewusst), dass Du - Budô ist ja nun wirklich ein seeehhhrrr weiter Begriff und kann von alter Zeit bis hin zu Captain Future reichen - imgrunde etwas konkreter auf spezifische neue Auslegungen von Bu(shi)dô v.a. im 20. Jhdt. hinaus wolltest. Das kann und muss man aber nicht automatisch wissen als Empfänger, den nur ein ungenaues Signal erreicht. Es hat auch nicht grundsätzlich Jeder, der im Japan-Unterforum schreibt auch zu jedem japanbezogenen Thema in etwa den gleichen Horizont. Diesem Umstand muss man aber natürlich nicht zwingend Beachtung schenken, "Lies' dich halt schlau." ist sicherlich auch eine legitime und fast jeder Diskussion sehr zuträgliche Aufforderung (zumindest ich konnte darüber regelrecht schmunzeln, was aus der Position einer nicht völligen Unwissenheit heraus aber auch durchaus leichter sein mag als für beispielsweise den erst angehenden Japanophilen).
Ich empfinde es (nicht nur als Betreibender eines Budô) als etwas arg kurz gegriffen, Budô zum Zwecke seiner Beschreibung bedeutungsmäßig auf verhältnismäßig wenige Jahre limitieren zu wollen oder nur Personen zu bemühen, welche diesen engen Zeitraum besonders gut gefunden haben mögen/noch finden. Auch impliziert das "wirklich dahinter Steckende" im Zusammenhang mit Deiner späteren Ergänzung, dass (viele) Personen welche (jap.) Budô üben und möglicherweise auch lehren, gewisse weniger schöne charakterliche Merkmale haben dürften, da ja bewusst, gewollt und gerne dem (bösen?/ursprünglich bösen?) Budô folgend.
Ich behaupte ganz bewusst NICHT, dass dies Deine primäre Absicht war.
Gerade bei solch angedeuteten heikleren Themen sollte man meiner bescheidenen Einzelmeinung nach jedoch von vornherein ggf. ganz klar definieren, wovon man spricht und wovon möglicherweise auch nicht, sonst tritt man schnell diversen Leuten unbeabsichtigt auf die Füße - und in sicherlich vielen Fällen davon vor allem auch völlig zu Unrecht.
Grob:
Breitensport - Gesundheit und allgemeine Fitness, GPP
Leistungssport - spezialisierte Leistung, SPP
Geschichtlich gesehen ist der Leistungssport irgendwann aus der Anglosphäre rübergeschwappt. Selbst das deutsche Turnen war ursprünglich ausdrücklich breitensportlich angelegt und der Leistungssport galt als Verirrung da zu stark spezialisiert und ungesund (vielleicht unter dem Einfluss antiken Gedankenguts, die Griechen und Römer hatten bereits ähnliche Gedanken, vgl. Galen, Philostrat u.a.):
a) Ursprünglich galt der Sport ja als Mittel zur soldatischen Ausbildung, und dort ist es auch heute noch so, dass eine breite Fitness gewollt ist und keine Spezialisierte. Der Soldat sollte von allem etwas können, aber keine Spezialisierung anstreben - das heute als klassisch-klischeehaft für Armeen empfundene knallharte Ausdauertraining mit viel Laufen und endlos Liegestützen kommt eigentlich aus Amerika, und wurde dort auch erst in den 70ern-80ern entwickelt, weil man damals im Kalten Krieg der Meinung war, dass man in Zukunft eh alles mit Maschinen machen würde, und so nur noch einen recht niedrig angesetzten Basisfitnesszustand anstrebte, der von Frauen und Männern jeden Alters auch ohne Equipment antrainiert werden konnte, und weniger zum Kämpfen als vielmehr lediglich zur grundlegenden Gesunderhaltung dienen sollte (vgl. A Historical Review
and Analysis of Army Physical Readiness Training and Assessment, Whitfield B. East 2013, sehr interessantes Buch übrigens, auch für Combatives-Leute zu empfehlen.)
b) Der Leistungsgedanke war bis ins mittlere 20. Jahrhundert in Kontinentaleuropa fast unbekannt, im Turnen des 19. Jhd. wurde nicht mal grossartig über Leistung Buch geführt, man trainierte halt hier und da etwas, um sich fit zu machen, ohne grossartige Competitiveness. Das setzte sich bis in den 2. Weltkrieg fort. Danach kam der sportliche Leistungsgedanke über Russland und Amerika auch in Europa an.
Aikido könnte man also einerseits als breitensportlich ansehen, aber wirklich fit macht es andererseits ja nicht.
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