Nur um es mal an einem Beispiel zu verdeutlichen:
Da liegt ein 50-jähriger Vater von 3 Kindern, ungeimpft, mit COVID-19 an der Beatmung und es kommt ein 65-jähriger Mann mit einem Herzinfarkt. Der Herzinfarkt hat die besseren Überlebenschancen und somit wird die Beatmung des Familienvaters eingestellt und der Herzinfarkt bekommt die Beatmungsmaschine und der 50-jährige bekommt eine palliative Behandlung und wird sehr schnell sterben.
Dabei spielt der Impfstatus des Herzinfarktes keine Rolle.
Wer welche Chancen hat, das beurteilt ein Team aus erfahrenen Fachärzte. Genau solche Triageteams werden ja gerade in den betroffenen Kliniken gebildet, damit nicht einer alleine „Gott spielen“ muss.
Richtig übel wird es dann wenn der Notarzt vor Ort entscheiden muss ob er einen Patienten mitnimmt und versorgt, oder ob er ihn zu Hause sterben lässt. Das ist im Anfang der Pandemie in Teilen Frankreichs passiert.
Nein. Die Chancen werden im Team objektiv beurteilt und dann eine Entscheidung getroffen. Das ungeimpfte Patienten auf den ITS mit COVID-19 eine sehr schlechte Prognose haben ist ein objektiver Fakt. Wenn ein Ungeimpfter mit COVID auf einer ITS liegt (oder auf eine ITS muss) dann ist das die einzige Situation in der der Impfstatus eine Rolle spielen wird. Ansonsten interessiert die Ärzte, die ich kenne (inkl. mir), der Impfstatus nicht bei einer Behandlungsentscheidung.
Ich frage mich halt wie es ist, wenn die Überlebenchancen nicht zu unterscheiden sind und das Haus voll ist.
Grundsätzlich denke ich, dass wir erst am Anfang verschiedener moralisch-ethischer Debaten sind, die durch die Pandemie angestoßen werden. Die Diskussion oder die Vorbereitung um die Impfpflicht für alle ist es ja auch.
Nein, ist sie nicht. Triagiert wird im Rettungsdienst schon immer, wenn es z.B. zu einem Unfall mit mehreren Schwer- und Schwerstverletzten kommt und man als Erster entscheiden muss wem man zuerst hilft und wer sterben muss, da man noch nicht genug Ressourcen hat.
Dieses Vorgehen ist etablierter medizinischer Standard, er wurde bisher halt nur noch nie im stationären Bereich benötigt.
Nur weil Ärzte bisher irgendwas machen, bedeutet das dadurch nicht automatisch, dass es gut oder richtig ist.
"Die Regeln für die Triage in Katastrophenfällen und der aktuellen Pandemie seien menschenrechtswidrig, sagt das Deutsche Institut für Menschenrechte. Es mahnt in seinem neuesten Bericht an Bundestag und Parlament an, dringend eine gesetzliche Grundlage dafür zu schaffen, wer die nötige Therapie bekommt und wer nicht, wenn – wie unter Covid – zum Beispiel Intensivstationen überfüllt sind oder Beatmungsgeräte fehlen.
Die unverbindlichen Regeln der fachärztlichen Vereinigungen, nach denen sich Ärztinnen und Ärzte bisher richten, genügten dafür nicht, mehr noch, sie stünden „nicht im Einklang mit den Grund- und Menschenrechten“, urteilt Deutschlands nationale Menschenrechtseinrichtung."
https://www.tagesspiegel.de/politik/.../27877862.html
Geändert von kelte (12-12-2021 um 15:49 Uhr)
Dieses Vorgehen wurde schon mehr als einmal juristisch überprüft und steht auf absolut stabilen Füßen. Das ist nämlich das Erste was man den Leuten in den Notarztkursen beibringt, wenn es um das Thema Triage geht. WENN man solche Entscheidungen treffen muss, dann kann man das nämlich nur tun, wenn der Gesetzgeber hinter einem steht (und das tut er).
Das Deutsche Institut für Menschenrechte ist ja nicht der Gesetzgeber, denn der hat sich ja dazu schon sehr viel früher geäußert und steht im Einklang mit den entsprechenden medizinischen Fachgesellschaften.
Manchmal MÜSSEN Ärzte entscheiden welches Leben sie retten und welches nicht. Das ist nicht schön, aber alle Beteiligten sind sich einig dass DIE CHANCE AUF HEILUNG das einzige Kriterium sein kann und darf.
Triagiert wird ja übrigens auch bei der Bundeswehr und da gelten die gleichen Regeln wie im Rettungsdienst.
Geändert von kanken (12-12-2021 um 15:54 Uhr)
Durch Wiederholungen werden deine Argumente nicht besser. Es geht nicht darum, ob die Triade-Regeln gegen aktuell geltendes Recht verstoßen - Sie verletzen möglicherweise die Grund/Menschenrechte und deshalb ist der Gesetzgeber aufgefordert, eine klare, neue Regelung zu finden.
Pragmatisches ärztliches Handeln und Menschenrechte stehen aktuell offensichtlich nicht im Einklang.
Geändert von kelte (12-12-2021 um 15:56 Uhr)
Danke Kanken für deine Aufklärung, viele Menschen haben völlig falsche Vorstellungen von einer Triage und daß die ein übliches Prozedere, z.B. am Unfallort ist.
Wenn man als Notarzt zu einem Unfall mit mehreren Verletzten kommt, muss man triagieren!
Ist so und wird sich auch nicht ändern.
Ist auch ethisch/moralisch nicht zu beanstanden.
Reanimierst du erst den, dem schon das Gehirn aus dem Kopf quillt, oder den der ne Überlebenschange hat, teilen kannst du dich ja nicht?
Geändert von Gast (12-12-2021 um 16:03 Uhr)
Die in dem Artikel angedeuteten "Verbesserungsvorschläge" halte ich für ziemlich problematisch, da Menschenleben unterschiedlich hoch gewertet werden sollen. Wer will das entscheiden? Eine Einteilung nach Überlebenschancen ist da schon neutraler und Ärzte können hier auch auf ihrem Fachgebiet entscheiden.
Sobald eine Triage nötig wird, kann ich mir nach jeder Entscheidungsmethode (also auch der jetzigen) Ungerechtigkeiten vorstellen.
Geändert von Pflöte (12-12-2021 um 16:02 Uhr)
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