Was du verkennst, ist, dass die Wirkmechanismen zwischen Corona-Schwurblern und Antisemiten dieselben sind. Was austauschbar ist, ist das Feindbild. Die Denkweise bleibt gleich.
Deine Versuche, hier zwei Seiten derselben Medaille abzugrenzen, halte ich für eine durchschaubare Verharmlosung der Querdenker-Szene. Wie fließend und mühelos die Übergänge sind, sieht man an Subkulturen wie QAnon, oder an Einzelpersonen wie Bhakdi.
Das sehe im übrigen auch nicht nur ich so. Aber vielleicht möchtest du ja zu Politikwissenschaftlern oder Verfassungsschützern "etwas sagen"?
https://www.tagesschau.de/investigat...osung-101.html
https://www.verfassungsschutz.de/Sha...uerdenker.htmlNS-Relativierung verfestigt sich
Auf Demonstrationen von "Querdenkern" werden Maßnahmen gegen die Pandemie immer wieder mit dem NS-Terror gleichgesetzt. Diese Form des Antisemitismus verfestige sich, warnen Fachleute - und fordern Konsequenzen.
(...) Remko Leemhuis, Direktor des American Jewish Committee in Berlin, sagt im Gespräch mit tagesschau.de, "mit dem Beginn der Proteste gegen die Infektionsschutzmaßnahmen haben wir nicht nur eine deutliche Zunahme von Shoah-Relativierungen und antisemitischen Verschwörungserzählungen erlebt, sondern ebenso, dass diese sich nicht mehr alleine auf das rechtsextremistische Spektrum beschränken". Vielmehr reichten diese mittlerweile bis weit in die Mitte der Gesellschaft und würden "immer offener geäußert".
(...) NS-Relativierungen seien bei nahezu allen Akteuren aus dem heterogenen "Querdenken"-Milieu zu beobachten, so das JFDA - sowohl von rechtsextremen und rechtspopulistischen Kreisen als auch "Freien Linken" sowie alternativ-esoterischen Milieus. "Diese Gleichsetzungen haben sich mittlerweile bei nahezu jeder Kundgebung und Demonstration sowie im Internet verfestigt." Stephan Kramer, Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, sagt im Gespräch mit tagesschau.de, dass die verbreitete NS-Verharmlosung im "Querdenken"-Milieu ein "deutliches Zeichen für den Einfluss und die Übernahme der Szene durch Rechtsextremisten" sei.
https://www.bpb.de/shop/zeitschrifte...er-bewegungen/(...) Legitime Proteste und Demonstrationen gegen die Corona-Politik werden dabei immer wieder, und in jüngerer Zeit zunehmend, instrumentalisiert und Eskalationen provoziert. Aber auch Anmelder und Organisatoren von Demonstrationen – zuvörderst zu nennen sind hier Protagonisten der Querdenken-Bewegung – zeigen zum Teil deutlich, dass ihre Agenda über die reine Mobilisierung zu Protesten gegen die staatlichen Corona-Schutzmaßnahmen hinausgeht. Es werden Verbindungen zu "Reichsbürger"- und "Selbstverwalter"-Organisationen sowie Rechtsextremisten in Kauf genommen oder gesucht, das Ignorieren behördlicher Anordnungen propagiert und letztlich das staatliche Gewaltmonopol negiert. Ein solches Vorgehen ist insgesamt geeignet und zielt darauf ab, das Vertrauen in die staatlichen Institutionen und seine Repräsentanten nachhaltig zu erschüttern.
Die Zuordnung der maßgeblichen Personenzusammenschlüsse oder Einzelpersonen ist in vielen Fällen weder zu einem bestehenden Beobachtungsobjekt noch zu einem der Phänomenbereiche ohne Einschränkungen möglich. (...)
(...) Mit ihrem Fokus auf die Maßstäbe des "gesunden Menschenverstandes" und ihrer antielitären Stoßrichtung lassen sich die "Querdenker" mit populistischen Bewegungen vergleichen, die die liberale Demokratie, die Parteien und die Verfahrensförmigkeit demokratischer und repräsentativer Institutionen kritisieren. Populist:innen und "Querdenker" haben dabei eine ähnliche erkenntnistheoretische Grundhaltung – sie gehen davon aus, dass Politik und Wissenschaft im Grunde auf einfachen, allgemeingültigen und intuitiv erspürbaren Wahrheiten beruhen. Die Kluft zwischen umfassender und komplexer, nicht zuletzt in statistischer Weise begriffener Realität einerseits und der individuell wahrgenommenen Situation andererseits wird nicht anerkannt; Intellektuelle und akademische Wissenschaftler:innen, die auf der Bedeutung dieser Kluft beharren, werden als Repräsentant:innen einer Welt abgelehnt, die mit dem richtigen und wahren Alltagswissen der "echten" Bevölkerung nichts mehr zu tun haben.
Der "Trumpismus" – das Wirken des US-Präsidenten Donald Trump in den vergangenen vier Jahren – hat dabei eine Realitätsverweigerung salonfähig gemacht, die bei den "Querdenkern" Widerhall findet. "Fake News" beziehungsweise "alternative Fakten" zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie gängigen Regeln der Überprüfbarkeit entzogen sind – wahr ist, was als wahr behauptet wird und in einer konkreten Situation eine soziale Funktion erfüllt. Auch bei den "Querdenkern" zeigt sich ein solcher Hang zur Postfaktizität: Wenn sie mit fundiertem Widerspruch konfrontiert werden, geht ihre Behauptung unwiderlegbarer Wahrheiten oft in einen überdrehten Relativismus über, nach dem jedes Wissen nur Meinung sei.