Zitat von
period
Stimmt trotzdem sucht man sich dann(zumindestens ich) ein Land aus, das näher an meinen Werten etc dran ist- erstmal rüber uns Nachbarland geht(meistens )immer
Auch das stimmt(zum Teil)- würde ich für seine Eltern gelten lassen; aber nicjt für jemanden der dann in einem anderen Kulturkreis aufgewachsen ist; seine Schulbildung genossen hat etc.....spätestens wen och in die Runde schaue und alle um mich herum sich anders benehmen als ich mich selbst(kultur und wertemäßig)sollte einem auffallen das irgend etwas (bei einem selbst)verkehrt läuft oder ich am falschen Ort bin
Da wird’s dann halt auch wieder komplex – «schuldet» man dem Land, in dem man gross geworden ist was, und wenn ja, was? Und was ist, wenn man sich da nie so wirklich daheim gefühlt hat? Dass die zweite Generation (hier nennt man das «Secondos») sich in der einen oder anderen Form zurück nach den Wurzeln orientiert, ist ein nicht ganz untypisches Phänomen – sie wissen oft nicht aus erster Hand, warum ihre Eltern gegangen sind, und dann kann man ihnen das wunderbar vorhalten. Und wenn sie dann mal zurückgehen, kann es eben gut sein, dass sie nicht das vorfinden, was ihre Eltern seinerzeit verlassen haben, und auch aus ner ganz anderen Perspektive – weil sie dann eben erstmal sowas wie Touristen sind.
Konkret bei den tschetschenischen «Secondos» habe ich die ganze Bandbreite gesehen, von voll (über-) angepasst (Schweinefleisch essen, regelmässig besoffen) bis hin zu total fundamentalistisch (im Sinne von: 2014 beim Ausreiseversuch nach Syrien aufgegriffen). So oder so: allen kann mans da nicht recht machen.
Was den Despoten angeht – ich habe den Eindruck, dass im Kaukasus noch viel über «grosse Männer» läuft. Der Politik und den Fürsorgemechanismen kann man nicht wirklich trauen, aber wenn man mal bei einem Oligarchen oder so was gut hat, dann hat man ausgesorgt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Chimaev den Kadyrov eben sehr kumpelhaft kennengelernt hat… und die meisten Leute glauben ihrem eigenen Eindruck mehr als dem, was die Presse sagt, erfahrungsgemäss. Und Kadyrov ist fraglos ein Warlord, was aber nicht zwingend heisst, dass er automatisch das Schlimmste ist, was der Region hätte passieren können – was ich so gehört habe, steht der da eher für die progressive Fraktion. Das macht für die westliche Wahrnehmung zwar vielleicht kaum einen Unterschied, in dem konkreten Fall aber vermutlich schon.
Ah so. Naja, auch dazu kann man stehen, wie man will. Wenn Du mich fragst ist es erheblich leichter, Verbote verständlich zu machen als Gebote, wenn sich die Person bei der Einhaltung des Gebotes unwohl fühlt. Im Sinne von: «Du darfst einer Frau in Sportkleidung nicht erklären, welchen Platz der Koran für sie eigentlich vorsieht» - geht klar. Aber «Du musst ihr die Hand geben und ihr in die Augen sehen, egal wie Du Dich dabei fühlst» - (aus unserer westlichen Sicht paradoxerweise) extrem schwierig. Mein Trainer hat z.B. Frauen im Training zugelassen - aus seiner Sicht sicher total progressiv - aber ihre Technik manuell korrigiert wie bei den Männern hätte er nie, das war dann mein Job.