Gibt es Freundschaft zwischen Kampfkunst-Lehrer und Schüler? Oder ist die Distanz unüberbrückbar? Ich habe mal versucht das Thema zu erklären aus der Sicht eines Lehrers. Viel Spaß
https://youtu.be/9aM0BpYaq5Q
Gibt es Freundschaft zwischen Kampfkunst-Lehrer und Schüler? Oder ist die Distanz unüberbrückbar? Ich habe mal versucht das Thema zu erklären aus der Sicht eines Lehrers. Viel Spaß
https://youtu.be/9aM0BpYaq5Q
Freundschaft geht immer.
Flachlegen noch besser. Vielleicht wegen der Übertragungsrolle.
Bisweilen rollengerecht :
Das Trainertier
"We are voices in our head." - Deadpool
Schwieriges Thema. Wenn man es geschäftlich sieht, ist man der Lehrer und sucht keine Freunde oder Partner, sondern Schüler. Hat genau so mal ein Lehrer zu mir gesagt: Ich habe Trainingspartner und ich habe Schüler, was heißt, dass die Schüler irgendwie nie gleichberechtigt sein können. Zumindest, wenn man es so angeht.
Ich mag sowas nicht, weil ich für niemanden "Papa Ersatz" sein will. Meine Schüler sind zwar erst einmal auch "nur" meine Schüler, aber wenn es menschlich und vom Level her passt, werden sie auch meine Trainingspartner und wenn es menschlich noch besser passt auch Freunde (wobei Freunde in meinem Alter nicht mehr so leicht ins Leben treten, wie früher;-))
Für mich ist Loyalität und Vertrauen schon eine sehr wichtige Sache, zumindest zwischen mir und meinen Trainingspartnern. Für mich heißt das, wir arbeiten zusammen an dem gleichen Problem und wollen es gemeinsam lösen.
Aber wenn ich als Lehrer und als Mensch, Schüler so nah an meine Entwicklung heranlasse und ihnen damit auch enorm bei ihrer Entwicklung helfe, erwarte ich halt auch Vertrauen und Loyalität von ihnen. Wobei das Wort Loyalität eher negativ behaftet ist, Vertrauen ist, das was wichtig ist, weil ich niemanden brauche, der mir gegenüber loyal ist, aber mir gar nicht vertraut.
Vertrauen ist die Basis, darauf baut alles auf, beide Seiten sind in der Verantwortung, einfach ist es nicht, aber manchmal funktioniert es.:-)
Der Vergleich hinkt, aber ich sehe es so ein bisschen wie mit dem Chef. Kann ich mit dem Freund sein? Vielleicht, ist aber nicht unbedingt eine gute Idee. Wenn ich mit jemanden einen Vertrag habe fühlt sich derjenige eher wie ein Dienstleister an, nicht wie ein Freund. Da kann man jetzt sicher sagen, dass der einen nur unter seinen Bedingungen trainiert und das eher ein Privileg ist, aber trotzdem. Wo so ein Machtgefälle herrscht ist imo keine "echte" Freundschaft möglich.
Mit Vereinen sehe ich das ähnlich. Da geht Freundschaft teilweise auch zuwider meiner Interessen als Vereinsmitglied. Meinetwegen wenn ein etablierter Klüngel sich selber näher ist als der Gemeinschaft, wo sich dann niemand mehr traut die Wahrheit auszusprechen. Eben weil man ja "Freund" ist. Vereinspolitik fand ich dem Sinne immer ekelhaft und möchte damit auch nichts mehr zu tun haben.
Edit: Würde sogar so weit gehen, dass der freundliche Umgang teilweise eh nur vorgetäuscht ist, weil manche Leute so leichter zu handhaben sind. Wenn man da dann hinter den Kulissen Mäuschen spielt ist man doch wieder nur Zahlvieh und Milchkuh. Vielleicht bin ich da ein bisschen paranoid, aber letztendlich gehen bei mir die Alarmsirenen an wenn irgendwer den ich gar nicht kenne ohne echten Grund zu freundlich wird. Loyalität? Was soll das im Kontext sein? Nicht schlecht über Leute hinter deren Rücken reden? Nur exklusiv mit der jeweiligen Person trainieren und alles andere absprechen?
Geändert von HappyHippo (04-03-2023 um 11:37 Uhr)
tldr mit Geld hört die Freundschaft auf
Wir haben eine kleine, aber feine Gruppe. Obwohl ich persönlich immer etwas distanziert bin, würde ich doch sagen, dass im Laufe der Jahre auch Freundschaften entstanden sind.
Ich sehe meine „Schüler“ auch nicht als Schüler, sondern als Partner/Kollegen und wir versuchen gemeinsam besser zu werden.
haben wir auch, aber ich nehme keine die nicht zu uns passen,d.h. es muss auch zwischenmenschlich immer passen mit allen. Bei uns kann jeder sagen, der passt nicht rein und im Zweifelsfall bleibt derjenige dann draussen. Ein (Grund)Vertrauen muss bei uns da sein. Ich sehe uns allerdings auch eher als Trainingsgrupper mit Chef.
gruss
Andreas Rebers: Provinz ist da, wo der Lehrer zu den Intellektuellen zählt.
Also um eins klarzustellen: Ich bin der Boss in der Gruppe
Aber wir haben einen sehr guten, von Respekt geprägten Umgang miteinander.
Wie du auch schon geschrieben hast: Ich nehme keinen auf, der nicht zu uns passt. Damit meine ich vor allem Leute, die man im englischen als „loudmouth“ beschreiben würde.
bleiben denn leute, die nicht in die gruppe passen, dabei?
habe ich noch nicht erlebt.
zu den schülern, habe ich ein freundliches verhältnis. manchmal wurde auch freundschaft daraus. wird aber immer unwahrscheinlicher, da mein klientel in den 20ger ist. die habe ich schon seit ein paar jahren hinter mir .
bisher war es auch so, dass wenn die freundschaft einsetzt, der schüler so weit war, dass er seinen eigenen stil entwickelt hatte (und sich dann in der KK-welt rumtreiben sollte).
bei mir im training mache ich die ansagen. war bisher nur schwierig als meine frau mittrainiert hat. die hatte leichte probleme sich von mir etwas vorschreiben zu lassen .
hat nach einer häuslichen diskussion dann aber doch geklappt *uff*.
edith meinte, dass das komma und das "n" nicht schlecht wären.
Also bei mir bleibt keiner, der nicht reinpasst. Das hat viele Gründe: Zum Einen sind wir eine reine Erwachsenengruppe; Kinder würden da so nicht reinpassen und da ich berufstätig bin und relatv lange arbeite, trainieren wir meistens spät.
Wenn ich daran denke, wie ich Anfang der 1980er angefangen habe und wie voll die Dojangs/Dojos waren, wie streng, hart und fordernd das Training war, so denke ich, dass viele junge Leute keine mehr haben, sich dermaßen zu schinden.
Da kann ich ein Lied von singen. In meiner ehemaligen Gruppe, wo ich zum Schluß nur noch Teilnehmer war und keine Trainingsaufgabe mehr hatte, war man nur gut Freund mit dem Dojoleiter, wenn man alles das gemacht und unterstützt hatte, was er wollte. Und wenn er bei Dir den Willen durchsetzen konnte. Hat man nicht die gleiche Meinung gehabt und hat man seinen eigenen Kopf, dann war man nicht gut Freund.
Ich glaube, daß dieser Trainer und Vereinsleiter nicht wußte, was Freundschaft bedeutet. Die Leute, die funktionierten, wurden freundschaftlich behandelt, die anderen nicht. Besonders dann, wenn der Dojoleiter nur sich gelten läßt und alle anderen NUR als Trainer oder Schüler ansieht, nicht aber bei gleicher Graduierung oder Trainerposten, Vereinsvorstand etc. die Leute ebenbürdig ansieht.
Und was ich ganz furchtbar finde, daß die Leute von ihm so beeinflußt werden, daß sie privat überhaupt nicht miteinander zu tun haben. Irgendwie wird das unterbunden. Und sobald sich bestimmte Leute in der Pause vom Training unterhalten, kriegt der Dumboohren und will da mithören. Mit anderen Worten, hat diese Person Angst, daß dadurch für ihn was zu Schaden kommt.
Habe sogar das Gefühl, daß da ein Stück weit auch eine Hörigkeit ist, weil die Leute sogar auch Sprechverbot bekommen. Da sie alle was erreichen wollen und irgendwelche Gürtel von dem Lehrer haben wollen, halten sie den Mund und versuchen sich bedeckt zu halten. Wenn dann aber einer ein Problem hat, wird weggeschaut. In dieser Gruppe ist daher keine Freundschaft untereinander und mit dem Lehrer möglich.
Da man den Unterschied deutlich spürte, wirkte sich das auch negativ auf das Training aus. Entweder haben die Leute den Mund gehalten und Ja und Amen gesagt, oder sind, wie ich, gegangen und suchen sich was neues und besseres.
Ich denke, wenn eine Schule oder eine Gruppe professionell geführt wird, dann wird man alle Schüler und Teilnehmer gleich behandeln und jeden mit Respekt und eine wirklich entstehende Freundschaft innerhalb der Gruppe nicht öffentlich gezeigt. Zeigt man als Lehrer zu jemandem in der Gruppe ein besonders freundschaftliches Verhältnis, bzw. trägt das nach außen. Könnte Neid und Missgunst entstehen, und es könnte sogar sein, daß eine Gruppe zerbrechen oder sich teilen könnte. Deshalb glaube ich, daß man wirkliche Freundschaften innerhalb der Gruppe mit bervorzugten Leuten zumindest dort nicht führen kann, privat vllt. schon.
Bin jetzt in einer Taikoschule, die kommerziell geführt wird, also der Lehrer dort von den Einnahmen lebt. Dennoch haben wir ein gewisses freundschaftliches Verhältnis, aber mit einer gewissen Distanz. Er versteht es gut, das auseinander zuhalten. Wir haben sehr wertvolle Gespräche und natürlich ein geniales Training, auch Respekt und Freundschaft, aber auf professioneller Ebene. Und so finde ich es gut.
Ob das mal eine tiefe Freundschaft gibt, weiß ich nicht. Soweit ich aber das mitbekommen hat, möchte der Trainer das so halten, wie es jetzt ist, damit es nicht zu Differenzen kommt oder zu einer Missgunst.
Zwischen meiner Taikogruppe und dem Training bei dem oben beschriebenen Lehrer liegt eine Welt.
Fazit: Freundschaften sind innerhalb der Gruppe mit dem Lehrer nur bedingt bis gar nicht möglich. Zumindest nicht in der Tiefe.
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