Der Bart als Zeichen von Dominanz und Selbstsicherheit – und als Stoßdämpfer
Ein Bart als Zeichen von Aggressivität, von Dominanz und Selbstsicherheit – das macht auch aus evolutionsbiologischer Sicht Sinn. David Carrier und Ethan Beseris von der University of Utah prüften in einem Forschungsprojekt, inwiefern Bärte bei den frühen Vorfahren der Menschen als Schutz vor Schlägen gedient haben könnten. "Im Nahkampf kämpfen meist Männer gegen andere Männer und Gesichtsknochen sind diejenigen Knochen, die am häufigsten gebrochen werden", erklärt Biologe Carrier. "Wir hatten Grund zu der Annahme, dass Bärte eine Art Rüstung sein könnten, die einen der verletzlichsten Körperteile in einem Faustkampf bedeckt. Haare werden allerdings normalerweise nicht als schützend angesehen." Gemeinsam mit dem Maschinenbauingenieur Steven Naleway bauten die Biologen Schädel aus Kunstharz und modellierten Bärte mit Schafvlies und Knochen mit Glasfaserplatten, die die gleichen Festigkeitseigenschaften wie Knochen aufweisen. Um Schläge zu simulieren, wurde ein Gewicht über dem Kinn der Schädelreplik fallengelassen und mit einem Sensor die Stoßwirkung gemessen.
Und tatsächlich: Sehr stark behaarte Kunstharzschädel wirken laut der Studie, deren Ergebnisse 2020 im Fachmagazin "Integrative Organismal Biology" veröffentlicht wurden, wie ein Stoßdämpfer. "Die auf unsere ‚Knochen‘-Proben ausgeübten Spitzenkräfte waren 16 Prozent höher und die absorbierte Gesamtenergie war im Pelz 37 Prozent höher als bei den Modellen ohne Bart", führt David Carrier aus. "Dieses Ergebnis steht im Einklang mit einer Reihe von Studien, die darauf hinweisen, dass Männer Dominanz, Aggressivität und Stärke mit Bärten assoziieren." Mehr noch: "Wir schlagen vor, dass Darwins Erklärung für die Mähne der Löwen auch für den Bart des Menschen gilt."