Moin zusammen, ich habe das hier beim Aufräumen in meinen Ordnern gefunden und habe selbst grinsen müssen. Wer hat Krav Maga ähnlich erlebt? Das mit den schwarzen T-Shirts halte ich übrigens aufrecht, und den Rest auch. Nur daß die Trainingsstätte inzwischen fein renoviert wurde.
Eisenboxen - wenn´s wehtut, noch drei Mal!
Die Leidensfähigkeit des Menschengeschlechts ist erstaunlich. Gestern hatte ich wieder reichlich Gelegenheit, mir so meine philosophischen Gedanken darüber zu machen, was Menschen sich alles antun mögen. Besonders gut ging das gestern, am "Ort des Schreckens", allerdings nicht, denn ich steckte mitten in dieser Masochisten-Selbsthilfegruppe, genannt Zirkeltraining, fest.
Also, von vorn.
Wer Krav Maga nicht kennt, hat zwar technisch nichts verpaßt, wird aber auch meine beiden Trainer nicht kennenlernen, und das ist schade. Denn die erklären das Wirken und Wollen ihrer Disziplin mit "Fairness ist für Sportler. Wir wollen den Angriff beenden, und zwar so schnell wie möglich."
Die Bundeswehr-Pioniere drücken das knapper aus mit ihrem Motto "Drauf, dran drüber". Also mit anderen Worten: Jiu-Jitsu in schwarzen T-Shirts *duckundwech*
Als Ethnologin allerdings macht man sich ja zwangsläufig kulturelle Gedanken (statt Ahmtbrot). Von der ganzen Höhe meines aktuellen Fitness-Erlebens aus gesehen - für die Unkundigen: European Weights (alles fit und jeder glücklich) - stehe ich da vor einem Abgrund. Wer einen Gerätesaal gewöhnt ist, der die Ausstrahlung eines OP hat - hell, sauber, steril - findet sich plötzlich in einer sichtlich handgemachten Umgebung wieder. Da ich auch zu Fuß nach (Dortmund-) Kruckel einfalle, komme ich von der Seite, von der die Autos nicht kommen, sehe also quasi die Abseite des Fitness-Studios. Und die ist mit Wellblech isoliert, wie´s gerade paßte, da stehen die Müllcontainer, ... also alles strahlt "ehemaliger landwirtschaftlicher Zweckbau" aus. Das setzt sich innen fort.
Dafür riecht hier das Training aber auch noch nach Schweiß, Leder und Eisen, und wird als solches honoriert. Da erzählt einem kein Trainer, wie toll es ist, trotz Schmerzen weiterzutrainieren, und es gibt keine Musik als Gefühlsverstärker, damit alle trotz härtester Anstrengung noch Röhren, Quietschen, Schnauben oder Gröhlen können. Hier werden die zusammengebissenen Zähne als Zustandsbeschreibung statthabender Anstrengung gewürdigt, und wenn der Trainer beim Zirkeltraining brüllend zum "Lächeln!" auffordert, ist das als rauher Witz gemeint und wird so verstanden.
Kurz: hier werden Männerphantasien wahr - hier ist der Mann recht eigentlich Mann, auch wenn er sich nicht auf den Kopf schlagen läßt (Anmerkung: Jan Phillip Reemtsma vermutet, der Mann sei nicht nur dort recht eigentlich Mann wo er sich auf den Kopf schlagen läßt. Stimmt, aber das ist eins der männlichen Inbilder - besonders mit der Ergänzung des Zurückschlagenkönnens).
Und nun zum Eisenboxen. Das ist schlicht Sandsacktraining, mit Hanteln in den Händen, und natürlich OHNE Handschuhe, wir sind doch hart. Erwähnenswert am gestrigen Zirkeltraining noch die Station "Charlie Brown", von mir so genannt, weil ich die Comicfigur in dieser Pose in Erinnerung habe: den Kopf an die Wand und den ganzen Körper dagegengestemmt. Soll ja gut für die Nackenmuskulatur sein.
Damit erstmal Schluß bis zur nächsten Meldung aus der Gemeinde der Gestörten äh, der Kampfsportler.