...Es sind drastische Szenen aus Nordrhein-Westfalen, die Kommissarin Petra Reichling aus ihrem Arbeitsalltag schildert. Sie stehen symptomatisch für das, was beinahe alltäglich auf deutschen Pausenhöfen abgeht. Die stellvertretende Dienstgruppenleiterin der Kriminalwache Düsseldorf war zehn Jahre lang für Sexualdelikte zuständig und kennt aus ihren Ermittlungen die Verhältnisse an den Schulen.
„Schulleiter schweigen immer noch lieber über Straftaten an der Schule“
Besorgt darüber hat sie das Buch „Tatort Schulhof“ als eindringlichen Appell geschrieben: Reichling forderte von Eltern, Lehrkräften, Schulleitern und der Politik, dass die Opfer nicht allein gelassen werden und Täter mit aller Konsequenz bestraft werden. Auch ihr Buch hin hat die „Schulhof“-Kommissarin viele Gespräche geführt und die Lehrerschaft hat ein ganz großes Interesse. „Aber ich habe das Gefühl, dass Straftaten an Schulen immer noch ein Tabuthema sind. Es ist leider nach wie vor so, dass Schulleiter es gerne unter der Decke halten und darüber schweigen.“... Die Geringschätzung für das Leben und den Besitz anderer hat zugenommen“, so die Kommissarin. „Früher habe ich mit der Antwort gezögert, wenn ich gefragt wurde, ob es schlimmer geworden ist. Heute sage ich, ohne zu zögern, Ja.“
Das zeigt sich beispielsweise an der Mutter des Messerstechers, die fand: „Messer an der Schule sind doch normal.“ Tatsächlich sei das Realität. „Messer sind allgemein normal“, bestätigt Reichling. Auch vor Waldorf und anderen Privatschulen macht die Gewaltbereitschaft nicht Halt. „Es ist ein alltägliches Phänomen. Dass die Kinder ihre Kräfte messen gehört zwar zur Jugendlichkeit. Aber es hat etwas überhandgenommen.“
Dazu kommt, dass Opfer sich ebenfalls bewaffnen, weil sie sich dadurch sicherer fühlen. Das ist allerdings ein Trugschluss. Stattdessen steige die Gefahr, dass sie selbst Täter werden können.
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