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Theorie & Praxis
Wir lesen stets viel über Karate-Katas und deren Bunkai für die SV.
Eine Reihe von Leuten von Patrick McCarthy über Iain Abernethy, den Enkamp Brüdern und vielen Anderen demonstrieren uns realitätsnahe Anwendungen, die den Katas als auch den Einzeltechniken des Karate Sinn verleihen.
Oft wird sogar über die Revolution des "funktionalen Karate" gesprochen, wobei ich persönlich hierin keine Revolution, sondern vielmehr eine Renaissance erkenne. Karate wird nicht auf den Kopf gestellt. Karate wird stattdessen in seiner ursprünglichen Effektivität wiedergeboren.
Wenn wir also heute endlich wieder wissen oder ziemlich sicher zu wissen glauben, was die Gründer der unterschiedlichen Karate-Stilrichtungen mit ihrem Technik-Arsenal wirklich in der SV beabsichtigten, sich Karate "back to the roots" entwickelt und Techniken weder als traditionell noch als modern, sondern als klassisch angesehen werden ...
... warum wird Karate dann in der Breite weiterhin in traditionellen Irrwegen gelehrt?
... warum muss man lange suchen bis man in seiner Umgebung einen Sensei findet, der die Bunkai des Karate wirklich kennt und anwenden kann?
... warum muss man in seinem Karate-Dojo lange suchen bis man Trainingspartner findet, die die Bunkai im Modus "pressure testing" mit Leben füllen wollen?
... warum wird die Anwendung eines Age-Uke weiterhin als blockende Antwort auf einen Oi-Tsuki gelehrt, anstelle als Schlag nach vorne, als eine Möglichkeit den Gegner in seinem Gleichgewicht zu stören oder als Brückentechnik?
... warum lernen Karateka Katas am Fließband ohne alle Bunkai einer Kata im Detail zu kennen und tatsächlich umsetzen zu können, bevor sie eine neue Kata lernen?
... warum lernen Karateka die Bunkai der Katas nicht erschöpfend im regelmäßigen Training, sondern müssen zusätzlich "Bunkai-Intensivlehrgänge" besuchen?
Kann es sein, dass Karate sich zu weit von seinen Wurzeln entfernt hat und die Schritte der Umkehr zu diesen Wurzeln zu klein und mutlos?
Kann es sein, dass innerhalb des Karate zuviel Politik betrieben wird und "zuviele Köche den Brei verderben"?
Kann es sein, dass das Opportunitätsprinzip das Karate von innen vergiftet?
Müsste Karate nicht über alle Institutionen und Schulen hinweg im Geiste der Stilgründer in der technischen Anwendung und einheitlich reloziert werden?
Bleibt Karate andernfalls nicht die ewige Kampfkunst mit viel Potenzial zur SV, die leider nur falsch und/oder zu versportlicht gelehrt wird?
Möchte man dies als ewige Ausrede benutzen, um weiterhin die Asche der einstigen Effektivität zu bewahren, anstelle die Flamme einer neu zu entzündenden alten Effektivität weiterzugeben?