Hallo nochmal,

ja, „immer“ ist viel Halb- und Falschwissen über Karate zu lesen. Tut mir leid, das kann ich nicht ändern!

Bloß ganz kurz: „Karate“ wurde 1905 als dem Fach „Leibeserziehung“ zugehöriges „Pflichtfach“ an der Mittelschule der Präfektur Okinawa (Japan) eingeführt. Später folgten andere Schulen. Das geschah jedoch nicht staatlich veranlasst, sondern von Anfang an (auch schon vor 1905) eher umgekehrt durch einzelne (wenige) motivierte Bürger, die selbst Karate ausübten und es so cool fanden, dass sie es breiter unterrichten wollten. Die verantwortlichen Karate-Lehrer an den Schulen Okinawas, die nachfolgten, wurden dann auch von den Schulen bezahlt, wenn sie nicht schon sowieso bezahlte Lehrkräfte für andere Schulfächer waren.

Danach kamen Begründungsversuche hinzu, um so einen Aufwand zu rechtfertigen, u. a. dass Karate-Training ganz bestimmt auch der militärischen Gesellschaft Japans dienlich sein dürfte. Daneben gab es aber noch weitere, ganz wichtige Begründungen für solch einen Karate-Unterricht an Schulen, wie die Gesundheit der Kinder.

Hinsichtlich „Shōtōkan“, der war von 1938 bis 1945 eine Art „Privat-Dōjō“, das sich durch Mitgliedsbeiträge mehr schlecht als recht finanzierte. D. h. da war keine staatliche Förderung in Sicht …

Leider ist es so, dass die breite Masse bis vor vielleicht zwanzig Jahren vor allem „immer“ las, dass Karate von einem indischen Mönch, der irgendwie in China unterrichtete, stamme, und von „armen, waffenlosen Bauern“ in Ryūkyū gegen sie unterdrückende japanische „Samurai“ eingesetzt wurde. Dann kam ein anderer englischsprachiger Autor, der Begriffe wie „Militarisierung“ und „Butokukai“ – oberflächlich – aufschnappte und in seine Veröffentlichungen einwebte, weswegen seitdem „immer“ davon zu lesen ist, wenn es um Karate geht.

Grüße,

Henning Wittwer