"Das Gefühl, es explodiert einem der Kopf (das Gefühl, die Schädeldecke müßte eigentlich zerreißen, abplatzen) - das Gefühl, es würde einem das Rückenmark ins Gehirn gepreßt - das Gefühl, das Gehirn schrumpelte einem allmählich zusammen wie Backobst z. B. - das Gefühl, man stünde ununterbrochen, unmerklich, unter Strom, man würde ferngesteuert - das Gefühl, die Assoziationen würden einem weggehackt - das Gefühl, man pißte sich die Seele aus dem Leib, als wenn man das Wasser nicht halten kann - das Gefühl, die Zelle fährt. Man wacht auf, macht die Augen auf: die Zelle fährt; nachmittags, wenn die Sonne reinscheint, bleibt sie plötzlich stehen. Man kann das Gefühl des Fahrens nicht absetzen. Man kann nicht erklären, ob man vor Fieber oder vor Kälte zittert - man kann nicht erklären, warum man zittert - man friert. Um mit normaler Lautstärke zu sprechen, Anstrengungen, wie für ein lautes Sprechen, fast Brüllen - Das Gefühl, man verstummt - Man kann die Bedeutung von Worten nicht mehr identifizieren, nur noch raten - Der Gebrauch von Zischlauten - s, ß, tz, sch - ist absolut unerträglich - Wärter, Besuch, Hof erscheint einem wie Zelluloid - Kopfschmerzen - Flashs - Satzbau, Grammatik, Syntax - nicht mehr zu kontrollieren. Beim Schreiben: zwei Zeilen - man kann am Ende der zweiten Zeile den Anfang der ersten nicht behalten - Das Gefühl, innerlich auszubrennen - Das Gefühl, wenn man sagen würde, was los ist, wenn man rauslassen würde, das wäre, wie dem anderen kochendes Wasser ins Gesicht zischen, wie z. B. kochendes Trinkwasser, das einen lebenslänglich verbrüht, entstellt - Rasende Aggressivität, für die es kein Ventil gibt. Das ist das Schlimmste. Klares Bewußtsein, daß man keine Überlebenschancen hat; völliges Scheitern, das zu vermitteln; Besuche hinterlassen nichts. Eine halbe Stunde danach kann man nur noch mechanisch rekonstruieren, ob der Besuch heute oder vorige Woche war..."