Hokushin Ittô-ryû Hyôhô - Shibu Schweiz
schwert|gedanken, ein Blog zu jap. Geschichte, Kultur und den klassischen Kriegskünsten
Ja, jedenfalls insofern das meine Sicht der Dinge, bzw. meine Erfahrung in Bezug auf das Üben von aikidô ist.
Das, was du mit der Fomulierung "orthodoxes aikidô" bezeichnest, verbinde ich dabei zudem ganz konkret mit dem aikidô der Schule der Familie Ueshiba, also dem aikikai mit honbu in Tokyo. (Die Schule, von deren Zeremonie und embu am aiki Schrein ich das Video gepostet hatte.) Interessanterweise gibt es in Deutschland gar nicht so viele Verbände, die direkt, unmittelbar mit dem aikikai verbunden sind. Damit meine ich, daß sie z.B. einem shihan des honbu unterstehen, daß die Graduierungen direkt vom honbu ausgestellt werden und dergleichen Dinge mehr. (@ Inryoku: Ich meine das gilt im strengen Sinne tatsächlich nur für deinen und meinen Verein?) Es gibt darüberhinaus noch Verbände, die in Abstufungen dem aikikai assoziiert sind. Aber ich glaube, es ist inzwischen die Mehrzahl der Übenden, die keinen Kontakt mehr nach Japan hat und der Verständnis von Aikido sich entsprechend verselbständigt hat.
Innerhalb des aikikai ist das Thema beileibe nicht unumstritten.
Es gab und gibt eine Strömung, die aikidô als eine ureigene, neue Kunst versteht und etablieren möchte. Und das auch in der technischen Umsetzung ausdrückt. (Und die u.a. Daito Ryu Schriftzüge aus Bildern herausretouschiert hat oder Texte verändert hat ...)
Und es gab und gibt eine Strömung der die Verbindung mit dem Herkommen wichtig ist.
Und es gibt die produktive Auseinandersetzung darüber, die in der Schule gewissermaßen seit jeher geführt wird.
Disclaimer:
Auch das aikidô des Yoshinkai und der Iwama ryû fallen ganz deutlich in den Bereich, den die Bezeichnung "orthodoxes Aikido" beschreiben möchte.
Insofern bin ich der Ansicht, daß die Bezeichnung "orthodoxes Aikido" nicht eine willkürliche Gruppe von Übenden bezeichnet, sondern lediglich ein anderer Begriff ist für das aikidô konkreter Schulen.
Geändert von carstenm (30-03-2021 um 18:52 Uhr)
Popkultur? Keine Ahnung, was du meinst.
Wenn man nicht längere Zeit in Japan gelebt hat, wird man tatsächlich gewisse Probleme haben, dieses Phänomen zu verstehen.
Diese "Gefahren- bzw. Bedrohungs-Kultur" hat sich in allen Lebensbereichen ausgebreitet. Nahezu alles wird häufig mit einer echten (jedoch meist nur eingebildeten) Gefahr assoziiert. Ganz egal ob das nun Aufzüge, Rolltreppen, Toiletten, Eingänge, Ausgänge, Zugtüren, Autotüren, Fahrräder oder Disneyland etc. sind (und hier nenne ich nur mal die "üblichen Verdächtigen").
Dazu gibt es dann die obligate Dauerbeschallung via Durchsagen und die in roter Schrift angebrachten あぶない (abunai)- Schilder und Aufkleber. Selbstverständlich in Hiragana geschrieben, damit es auch schon die Kleinsten lesen können. Und ja, von Waffen, Kami bewahre, hab ich noch gar nicht gesprochen.
Allerdings hat das Ganze eine andere Qualität wie z.B. in den USA, wo ja die Warnhinweise (Katze nicht in der Mikrowelle trocknen, Heisser Kaffee ist wirklich heiss etc.) dazu dienen, um vor exorbitanten Schadensersatzforderungen verschont zu bleiben.
In Japan geht es ja eigentlich nur darum, dem oder den "Anderen" möglichst keine Unannehmlichkeiten zu bereiten (oder noch schlimmer, sie zu nötigen, einem zu helfen…).
Ich kann und möchte das ganze Phänomen hier auch nicht weiter ausbreiten. Aber auch als vernünftiger Ausländer, der sich möglichst normal im japanischen Alltag verhalten will, kommt man ganz schnell in dieses Fahrwasser.
Selbst nach über zwanzig Jahren Ehe mit einer Japanerin (davon über 15 Jahre in der Schweiz) bin ich immer wieder mal überrascht, welche "Gefahren" sie erkennt. Und sie ist keine ängstliche Person und ist zudem sehr "westlich". But hey, it's the culture, stupid!
Vielleicht schreibe ich dazu mal einen Artikel auf meinem Blog, da es offenbar ein Aspekt ist, den viele im Westen so nicht kennen.
Und ja, ich weiss: Ausnahmen von der Regel gibts immer mal.
Geändert von ryoma (31-03-2021 um 10:00 Uhr)
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Das war so die erste Assoziation, Anime und Manga Events...die laufen hier gerne unter dem label "Abunai!"
Kommt mir alles bekannt vor, ich bin als Kind oft mit dem Zug gefahren, und habe ich mich wegen der Warnschilder nicht getraut aus dem Fenster zu gucken, aber ich habe so Italienisch, Französisch und Englisch gelernt:
e periculoso sporgersi
Ne pas se pencher au dehors
It is dangerous to lean out
Auf Rolltreppen wurde ich auch immer ermahnt. Vielleicht war nur meine Mutter so ängstlich, aber alleine ins Flugzeug hat sie mich dann doch gesteckt, dafür bin ich dann aber auch mit 7 Jahren auf dem Flughafen Tempelhof verloren gegangen.
Ich verstehe allerdings was du meinst, aber ich beobachte hierzulande ähnliche Phänomene, Kinder sollen aus Angst der Eltern nicht mehr alleine zur Schule gehen und werden mit dem SUV bis vor die Schultür gefahren, und ähnliches, das ist aber dieses individiuelle Helikopter-Gehabe, damit geht aber auch einher, dass Kinder immer weniger lernen, auch Risiken eingehen zu dürfen.
Nakajima sensei ist - soweit ich weiß - nicht shihan. D.h. Shinki-Rengo ist zwar vom akikai anerkannt. Aber vergibt z.B. eigene Graduierugen, die man vom aikikai anerkennen lassen kann, wenn man möchte. Es sind aber nicht sofort und per se Graduierungen des aikikai. (So wie das bei dir oder mir der Fall ist.) Eine solche selbständige Vereinigung, die dem aikikai assoziiert ist, hat aus Sicht des honbu einen anderen Status, als eine Gruppe von Schülern eines aikikai shihan.
Für den TVAD weiß ich's schlicht nicht.
Aber für den FDAV, also die Schüler von Tamura sensei, bzw. jetzt Suga sensei gilt das ebenfalls nicht.
Richtig. Watanabe sensei hat auf diese unmittelbare Verbindung zum hombu offenbar sehr viel Wert gelegt.Watanabe war auch eine Zeitlang hier aktiv, aber der ist ja vorletztes Jahr verstorben.
Und sein kihon waza fällt außerordentlich definitivstens unter das, was Tai-Eule "orthodox" genannt hat. ... weswegen sich Ulf - unter anderem - dort auch so gut aufgehoben gefühlt hat.
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Noch ein kleiner Nachtrag, manchmal sieht man ja den Wald vor lauter Bäumen nicht:
Mir ist gerade aufgefallen, dass die ganzen Koryû in großen japanischen großen Sammlungen wie dem Nihon budô taikei oder Nihon budô zenshû erfasst und dann einfach unter kenjutsu, sôjutsu etc. beschrieben werden. Bei den dickeren Einzelbänden zur Kampfkunst-Historie findet sich wenn dann noch kobudô. Koryû habe ich bei einer japanischen Amazon-Suche nur mit Bezug aufs Jujutsu, also Koryû-jûjutsu gefunden. In Japan scheint mir der Begriff zumindest hinsichtlich der Behandlung in den Büchern eher selten vorzukommen und man die entsprechenden Schulen einfach unter Budô oder Kobudô zu versammeln. Das Nihon budô jiten von Sasama Yoshihiko hat zum Beispiel auch gar keinen Eintrag dazu.
Ich denke, dass macht auch durchaus Sinn. Koryû (古流) als Begriff ist ja erst mal vollkommen neutral. Und umgangssprachlich wird er manchmal auch benutzt im Sinne von "etwas ist altmodisch".
Leider habe ich das Bugei Ryûha Daijiten von Watatani nicht zur Hand. Kommt der Begriff dort vor, oder wird durchgehend Ryûha verwendet?
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Insofern könnte man vielleicht sagen: Jede Koryû ist (ein) Budô, aber nicht jedes Budô ist (eine) Koryû.
Da wird eigentlich nur der Name (z. B. Katori-Shintô-Ryû) angeführt, und dann in einer Klammer welcher Bereich/Gattung (z. B. Schwert, Shuriken, Reiten, Bogen etc.).
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