Seite 8 von 16 ErsteErste ... 678910 ... LetzteLetzte
Zeige Ergebnis 106 bis 120 von 236

Thema: Hintergrundwissen

  1. #106
    Registrierungsdatum
    10.11.2004
    Alter
    46
    Beiträge
    7.518

    Standard

    Zitat Zitat von MCFly Beitrag anzeigen
    Atmosphäre ist immer ein zentraler Bestandteil eines guten Trainings. Ich schrieb weiter, dass vieles im JJ auf einem guten Weg ist. Das ist auch dem heutigen Zeitgeist geschuldet, die Einflüsse und die Vertreter verschiedenster Stile sind spürbar, das alte Korsett aus Judo-Karate-Aikkdo ist längst aufgebrochen.
    Was für Literatur geht ihr denn Interessierten an die Hand bzgl. Geschichte, Anatomie, Physiologie und ggf. Philosophie?

    Ich frage deshalb, da ich aktuell eine Liste für unseren Gebrauch zusammenstelle und mich interessiert was andere so empfehlen.

  2. #107
    carstenm Gast

    Standard

    Zitat Zitat von karate_Fan Beitrag anzeigen
    wie kam es eigentlich dazu, dass man nach dem Krieg diese Philosophie so verstärkt angenommen hat? Die allgemeine Meinung dazu ist ja, dass die Japaner versucht haben den Amerikanern die Kampfkünste als was positives und friedliches zu verkaufen? Und das hat sich dann im Westen als Selbstläufer entwickelt? Nur stimmt das überhaupt so oder war das der einzige Grund?
    In der Geschichte des aikidô war die (scheinbare) Aufgabe der engen Verbindung dieses budô mit einer ultranationalistischen politischen Einstellung und Aktivität und der Umdeutung in ein auch aus westlicher Perspektive positives japanisches Kulturgut m.E. nur ein Aspekt.

    Einen viel größeren Einfluß hat nach meinem Dafürhalten die Öffnung des Übens für die allgemeine Öffentlichkeit gehabt.

    Die tiefe und konkrete Verwurzelung des Übens in dem daoistischen bzw. neo-shintoistischen Hintergrund konnte unter diesen Bedingungen nicht mehr vermittelt werden. Das war ja vorher in einem abgeschlossenen Kontext offenbar schon schwierig genug gewesen.
    Und damit eng verbunden hat sich auch das Üben selbst verändert: Ohne diesen Hintergrund konnte nicht mehr in gleicher Weise die bis dahin zentrale "innere Bewegung" gelehrt und gelernt werden, so daß an deren Stelle "äußere Bewegungen" getreten sind, die bis heute zuallermeist das Bild des aikidô prägen. Und auch die damit verbundenen Vorstellungen, wie Ausweichen, "Energie" des Angreifers nutzen, "umlenken", auf ihn zurück "führen", sich verbinden mit der Energie des Angreifers, ... usw. sind so in Ermangelung der eigentlichen, ursprünglichen Übungsinhalte und Vorstellungen entstanden.

    ... war nicht zumindest in Aikido der Harmonie Gedanke nicht immer schon ausgeprägt
    Auch die Deutung bestimmter zentraler Begriffe, wie z.B. Harmonie oder Liebe hat sich durch diese Öffnung verändert: Sie wurden aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgerissen und in neue Kontexte transportiert, so daß die ursprünglichen, eigentlichen Bedeutungen - die eben auch konkrete Übungsinhalte transportiert haben - verloren gegangen sind. Und einigermaßen willkürlich durch das je eigene Verständnis im dieser Begriffe ersetzt wurde.

    ----

    Ergänzung:
    Die Veränderungen durch die Öffnung des Übens für die Öffentlichkeit fallen interessanterweise zeitlich in etwa zusammen mit dem Verbot Ueshibas, Herausforderungen anzunehmen. Woraus die heute gängige Anschauung entstanden ist, im aikidô ginge es per se nicht ums Kämpfen.
    Inhaltlich hat beides allerdings ursprünglich nichts miteinander zu tun, da das Verdikt Ueshibas auf einen konkreten Vorfall zurückgeht, bei der sich ein Herausforderer nachhaltig verletzt hat.
    Geändert von carstenm (07-11-2019 um 11:26 Uhr)

  3. #108
    oxox Gast

    Standard

    Ist nicht unbedingt meine Meinung, aber ich könnte mir vorstellen man könnte argumentieren, dass es manchmal besser ist alte Traditionen bewusst über Bord zu werfen und mehr oder weniger komplett neu anzufangen. Also bewusst die alten Hintergründe nicht mehr unterrichten, oder nur sehr dosiert. Das steht man kurzfristig vielleicht schlechter da aber langfristig möglicher Weise besser. Wenn es nur um den praktischen Nutzen geht es ist das wohl eine Erwägung, das andere wäre dann Liebhaberei. Das bedeutet nicht, dass die alten Sachen nichts wissenswertes zu lehren haben, aber in der Kosten-Nutzen-Rechnung können die Vorteile gefühlt nicht immer den damit verbundenen Mehraufwand rechtfertigen. Siehe zum Beispiel ein erforderliches, komplexes Hintergrundwissen bezüglich dem kulturellen Kontext von Ideen, Bildern, und so weiter. So wie Kanken das zu schildern scheint.

    Nach meiner bescheidenen Kenntnis war der Langbogen noch sehr lange relativ modernen Schusswaffen überlegen. Wenn ein trainierter Bogenschütze 12-15 Pfeile in der Minute abschießen konnte wäre das nicht so weit weg von einem K98, oder? Aber der Aufwand um einen trainierten Bogenschützen auszubilden ist halt wesentlich höher. So gesehen war es trotz kurzfristiger Nachteile trotzdem schlauer auf die neue Technologie umzusteigen. So gesehen war ja der Boxeraufstand in China vielleicht eben so ein Argument gegen alte Traditionen, im Anbetracht des Ausgangs der westlichen Militärintervention. Aber vielleicht vestehe ich das auch falsch.

    War solche Beweggründe nicht auch ein Faktor während der Meiji-Restauration in Japan? Von wegen der von Kanken angesprochenen Militarisierung und dem japanischen Nationalismus? Das halte ich für das Thema interessant, weil ein Teil der alten Traditionen doch über Bord geschmissen wurde. Andererseits, vielleicht wurde da auch nur umgewichtet. Zen z.B. hatte doch einen anhaltenden Einfluss auf das Militärwesen?

  4. #109
    Registrierungsdatum
    23.09.2009
    Ort
    CH-Basel
    Beiträge
    2.728

    Standard

    Zitat Zitat von oxox Beitrag anzeigen
    ....
    War solche Beweggründe nicht auch ein Faktor während der Meiji-Restauration in Japan? Von wegen der von Kanken angesprochenen Militarisierung und dem japanischen Nationalismus? Das halte ich für das Thema interessant, weil ein Teil der alten Traditionen doch über Bord geschmissen wurde. Andererseits, vielleicht wurde da auch nur umgewichtet.
    Die Beweggründe, warum es nach einem jahrzehntelangen Prozess schlussendlich zur Meiji-Restauration kam, sind vielschichtig.
    Einer der wesentlichen Gründe war die Situation in Rest-Asien und das Wissen darum in Japan. Leute wie Takasugi Shinsaku (1839-1867) aus dem Chôshû-han, welches der Zentralregierung seit jeher feindlich gesinnt war, reisten z.B. illegal nach Shanghai und haben mit eigenen Augen die Auswirkungen der westlichen Expansion gesehen.
    Die Meiji-Restauration bzw. die Errichtung einer echten und schlagkräftigen Zentralregierung war also die japanische Antwort auf den Kolonialismus. Man kann den daraus entstandenen jap. Kolonialismus und die Expansion verurteilen, aber dies war die damals einzige Möglichkeit, ein Gegengewicht zum übermächtigen Westen aufzubauen.

    Zitat Zitat von oxox Beitrag anzeigen
    Zen z.B. hatte doch einen anhaltenden Einfluss auf das Militärwesen?
    Das musst du nochmal genauer erklären, wie das gemeint sein soll.
    Hokushin Ittô-ryû Hyôhô - Shibu Schweiz
    schwert|gedanken, ein Blog zu jap. Geschichte, Kultur und den klassischen Kriegskünsten

  5. #110
    oxox Gast

    Standard

    @ryoma
    Also anhaltend meinte bis zum Ende des zweiten Weltkriegs bzw. den Einfluss von Leuten wie D.T. Suzuki, von wegen: “it is really not he but the sword itself that does the killing. He had no desire to do harm to anybody, but the enemy appears and makes himself a victim. It is as though the sword performs automatically its function of justice, which is the function of mercy.” Das als Faktor in der Dynamik die die spezielle Ausprägung des damaligen Soldaten-Ethos begünstigt hat.

    Hier in Deutschland hat Himmler ja auch angeblich eine Bhagavad-Gita-Kopie mit sich herum getragen, was zwar nichts mit Zen an sich zu tun hat, aber auch in Richtung einer Abkopplung von Taten und persönlicher Verantwortung gehen kann. Je nach Auslegung.

  6. #111
    Gast Gast

    Standard

    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Was für Literatur geht ihr denn Interessierten an die Hand bzgl. Geschichte, Anatomie, Physiologie und ggf. Philosophie?

    Ich frage deshalb, da ich aktuell eine Liste für unseren Gebrauch zusammenstelle und mich interessiert was andere so empfehlen.

    Finde ich jetzt schwierig gute Bücher zu nennen, die Du noch nicht kennst. Mit deinem Wissen wirst Du wahrscheinlich auch anders beurteilen, ob ein Buch gut oder schlecht ist. Nichts desto
    trotz....ich wage es mal.

    1. Chinese Energetic Medicine Vol. 1 - 5 von Jerry Alan Johnson
    https://bookstore.qigongmedicine.com...and-physiology

    2. Dreizehn Kapitel zu T'ai Chi ch'uan von Chen Man Ching (mir gefällt vor allem das Kapitel: Chi-Kraft in Anwendung und Physik)

    3. Die zwölf Grade der Freiheit von Christian Larsen
    https://www.amazon.de/Zw%C3%B6lf-Gra...3126331&sr=8-2

    4. Jian Rongqiao's Baguazhang translated by Andrea Falk
    http://www.thewushucentre.ca/book-tr...aguazhang.html

    5. Daodejing - Übersetzung von R.L.Wing (die einzige Übersetzung die ich gefunden habe und was damit anfangen kann)


    Ich denke, was wäre es mal für's erste, was mir gleich so in den Sinn kommt.

  7. #112
    Registrierungsdatum
    21.11.2008
    Ort
    NK, Saarland
    Beiträge
    2.217

    Standard

    Zitat Zitat von Li Mu Bai Beitrag anzeigen
    5. Daodejing - Übersetzung von R.L.Wing (die einzige Übersetzung die ich gefunden habe und was damit anfangen kann)
    Bei der Gelegenheit weise ich mal auf die leider nur noch im Web-Archiv existierende Seite mit vielen verschiedenen Übersetzungen hin:

    https://web.archive.org/web/20100413..._IndexTTK.html

    Dem Web Archiv sollte ich endlich mal was Spenden...
    Kämpfe nicht gegen jemanden oder etwas -
    kämpfe für jemanden oder etwas.

  8. #113
    Gast Gast

    Standard

    Zitat Zitat von oxox Beitrag anzeigen
    Abkopplung von Taten und persönlicher Verantwortung... Je nach Auslegung.
    Aber einen "anhaltenden Einfluss" auf das Militärwesen kann man doch daraus nicht ableiten, genausowenig hatte die Bhagavatgita einen solchen auf das deutsche Militärwesen.

  9. #114
    Registrierungsdatum
    23.09.2009
    Ort
    CH-Basel
    Beiträge
    2.728

    Standard

    Zitat Zitat von oxox Beitrag anzeigen
    @ryoma
    Also anhaltend meinte bis zum Ende des zweiten Weltkriegs bzw. den Einfluss von Leuten wie D.T. Suzuki, von wegen: “it is really not he but the sword itself that does the killing. He had no desire to do harm to anybody, but the enemy appears and makes himself a victim. It is as though the sword performs automatically its function of justice, which is the function of mercy.” Das als Faktor in der Dynamik die die spezielle Ausprägung des damaligen Soldaten-Ethos begünstigt hat.

    Hier in Deutschland hat Himmler ja auch angeblich eine Bhagavad-Gita-Kopie mit sich herum getragen, was zwar nichts mit Zen an sich zu tun hat, aber auch in Richtung einer Abkopplung von Taten und persönlicher Verantwortung gehen kann. Je nach Auslegung.
    Ach so, ja.
    Dazu gibt es ein sehr gutes Buch: "Zen at War" von Brian Victoria. Ist glaube ich so ca. 10 Jahre alt.
    Soweit ich weiss, ist Victoria selbst ordinierter Zen-Mönch (weiss nicht mehr welcher Schule genau).
    Selbst habe ich nur Auszüge daraus gelesen. Aber es scheint hervorragend recherchiert zu sein. Warum sich viele jap. Buddhisten (nicht nur die vergleichsweise kleinen Schulen des Zen) in den Dienst des jap. Nationalismus stellten, hatte z.T. sicher auch mit der starken anti-buddhistischen Doktrin der Meiji-Zeit zu tun. Buddhisten wollten so zeigen, dass sie sehr wohl zur jap. Nation standen und sie zu verteidigen gedenken.
    Hokushin Ittô-ryû Hyôhô - Shibu Schweiz
    schwert|gedanken, ein Blog zu jap. Geschichte, Kultur und den klassischen Kriegskünsten

  10. #115
    Registrierungsdatum
    10.11.2004
    Alter
    46
    Beiträge
    7.518

    Standard

    Zitat Zitat von Li Mu Bai Beitrag anzeigen
    Finde ich jetzt schwierig gute Bücher zu nennen, die Du noch nicht kennst.
    Soll gar nicht darum gehen ob ich sie kenne, oder nicht.

    Mich würde viel mehr interessieren was ihr Euren Leuten allgemein an die Hand gebt, wenn ihr es überhaupt tut.

  11. #116
    Registrierungsdatum
    08.05.2007
    Ort
    Köln
    Alter
    45
    Beiträge
    2.184

    Standard

    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Was für Literatur geht ihr denn Interessierten an die Hand bzgl. Geschichte, Anatomie, Physiologie und ggf. Philosophie?

    Ich frage deshalb, da ich aktuell eine Liste für unseren Gebrauch zusammenstelle und mich interessiert was andere so empfehlen.
    Ich schicke Dir gerne am Wochenende ein paar Titel und Herausgeberinfos, da ich aktuell auf Dienstreise bin. Zum Thema Strech-, Dehnübungen, bzw. sinnvollem Aufbau und muskulârem Zusammenspiel habe ich z.B. ein ganz gutes Buch aus dem Kunstturnen. Ist wohl schon was älter, kann ich aber empfehlen und mache ich auch. Stock und Messer halte ich mich an Literatur zur Historie, Schwerpunkt historisches Fechten. Gibt es sehr schöne Ausführungen, gerade zum Hintergrund und Anwendungsbereich verschiedener Techniken.
    Du bekommst Post
    It 's not who I'm underneath but what I do that defines me. Bruce Wayne
    Dabei würdest Du sogar beim Schattenboxen verlieren. Kannix

  12. #117
    carstenm Gast

    Standard

    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Mich würde viel mehr interessieren was ihr Euren Leuten allgemein an die Hand gebt, wenn ihr es überhaupt tut.
    Wenn es Menschen gibt, die das möchten, u.a:

    - Die Bücher von Damo Mitchell. Je nach Kenntnisstand oder Übungsintention. Als Basis aber zunächst "Daoist Nei Gong. The philosophical Art of Change"
    - Sensationen in den Sehnen von Xander.
    - Anatomy Trains von Myers
    - Dynamic Alignement von Eric Franklin
    - The Secret Teachings of Aikido von Morihei Ueshiba
    - Touching the Infinite: A New Perspective on the Buddha's Four Foundations of Mindfulness von von Rodney Smith, weil darin interessanterweise etliche "Hinweise" auf körpliche Aspekte "versteckt" sind, die auch im aikidô geübt werden.

    Und auch Kopien aus meinem persönlichen Übungs-Journal von Seminaren mit Dan Harden und Damo Mitchell.


    Aaaaber, ich gebe freimütig zu: es gibt nur wenige Übende, die das tatsächlich verdauen möchten ...
    ... andere allerdings gibt es, da bleibt es dann nicht bei diesen "Klassikern".

    In meinem eigenen Üben lerne ich eher durch die persönlichen "Lehrgespräche" mit meinen Lehrern, als durch Bücher.
    Geändert von carstenm (07-11-2019 um 12:57 Uhr)

  13. #118
    Gast Gast

    Standard

    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Soll gar nicht darum gehen ob ich sie kenne, oder nicht.

    Mich würde viel mehr interessieren was ihr Euren Leuten allgemein an die Hand gebt, wenn ihr es überhaupt tut.

    Mich interessiert , ob eure Schüler sich die Bücher, die ihr empfehlt, auch wirklich besorgen und lesen. Meine Erfahrung ist, dass die meisten unglaublich interessiert tun, schlussendlich aber ausserhalb der Trainingszeit sich nicht mehr mit der Materie auseinander setzen. Das ist dann wirklich die Ausnahme. Wie motiviert ihr die Schüler, täglich auch zuhause zu üben und Geld und Zeit zu investieren, die empfohlene Literatur auch wirklich zu lesen?

    Geht das überhaupt ohne Obligatorium inkl. Prüfung der entsprechenden Inhalte?

  14. #119
    Registrierungsdatum
    10.11.2004
    Alter
    46
    Beiträge
    7.518

    Standard

    Zitat Zitat von Li Mu Bai Beitrag anzeigen
    Wie motiviert ihr die Schüler, täglich auch zuhause zu üben und Geld und Zeit zu investieren, die empfohlene Literatur auch wirklich zu lesen?

    Geht das überhaupt ohne Obligatorium inkl. Prüfung der entsprechenden Inhalte?
    Wir geben Ihnen die Bücher an die Hand und verweisen bei den Erklärungen auch immer auf die entsprechende Literatur.
    Das „alleine Üben“ ist bei uns eh das Normale, da im gemeinsamen Training Partnerübungen gemacht werden und man da ohne Einzeltraining zu Hause (Stehen, Kreisgehen) keine Fortschritte machen kann.

    Klar, wir haben auch nicht 20 Leute jede Einheit im Training, sondern sind 4-8 Leute, aber die trainieren halt so, weil sie sich für die Sache interessieren. Fairerweise muss man auch sagen dass jeder einzelne weit über 10 Jahre KK-Erfahrung auf dem Buckel hat.

    Ich denke man muss halt sehen wer, was, wann braucht. Im Karate habe ich damals auch ganz langsam mit Geschichtsbüchern angefangen, bzw. das allererste Buch zu den Hintergründen war zu Weihnachten 1993 von meinem Lehrer eine Ausgabe des BSK-Lexikons, das es damals gar nicht zu kaufen gab, sondern als internes Sammelwerk des BSK den Leuten zur Verfügung stand.

    Werner Lind wird immer vorgeworfen keine seriösen Quellen zu nennen, nur abgeschrieben zu haben etc. Ich kann aber sagen dass es 1993 für einen 16-jährigen Anfänger ein Geschenk war dieses Buch zu haben. Es gab sonst: NICHTS. Kein Internet, kein Amazon, man wußte gar nicht welche Titel überhaupt existierten. Nachdem ich das Lexikon gefühlte 10 mal gelesen hatte und das Netz allmählich aufkam habe ich mir natürlich Werners Originalquellen besorgt (die er für die Leute auch nie geheim hielt) und gelesen. Wissen entwickelt sich weiter, gar keine Frage und heute gibt es viel mehr Möglichkeiten an Wissen zu kommen, aber man muss auch lernen welches Wissen gut ist und welches nicht.

    Ich habe auf meiner Liste für die TCMA über 50 Bücher stehen, zu allen möglichen Bereichen. Von Geschichte über Anatomie/Physiologie, Neurobiologie bis zu Psychologie und Philosophie. Einige sind Dissertationen oder Fachbücher, andere „Laienliteratur“.
    Die Kunst des Lehrers sollte doch darin bestehen dem Schüler das zu empfehlen was er gerade gebrauchen kann.

    Geschichtlich zur TCMA fange ich z.B. immer mit Lorge an, zu China allgemein mit Keay. In Anatomie und Physiologie empfehle ich den Speckmann/Wittkowski, weil er das Thema für Laien gut aufarbeitet ohne zu oberflächlich zu bleiben. In Neurobiologie habe ich den Carter (für medizinische Laien) schätzen gelernt, zur Gewalt an erster Stelle de Becker (Mut zur Angst) und Miller (Meditations on Violence). Zur Psychologie ist Petersen (12 Rules of Life) super.

    Das sind 7 Bücher. Wenn man die durch hat dann hat man schon einmal einen sehr guten Überblick. Die Bücher sind weit weg vom kompliziert oder abgehobener Fachliteratur. Wen es interessiert und wer die gelesen hat, der bekommt dann gerne weiterführende Tipps (z.B. Anatomy Trains, Shahar etc.).
    Wichtig ist ja nur das der jeweilige Trainer/Lehrer weiß was er wann wem empfehlen kann (und die Bücher natürlich dazu kennen muss).

    Inhaltliches zum Training ist noch einmal etwas anderes, das gehört aber, bedingt durch die Sprache und Tradition, in den Bereich Philosophie und spezielle Geschichte, außerdem wird das eh intensivst „Hands on“ erklärt. Da muss man dann schon die empfohlene Literatur lesen um die Sprache zu verstehen, auch wenn man es erklärt.

    Wie gesagt, ich bin mit Hintergrundwissen in den KK groß geworden. Klar, ich mußte es auch durch die abzugebenden Report, zu denen auch IMMER eine Quellenangabe gehörte. Ich denke aber man muss den Leuten einfach klar machen dass sie freiwillig beim Training sind und das es in den KK mehr gibt als reines Schwitzen und Üben an 1-2 Tagen die Woche für 2 Stunden. Das „Warum“ trainiere ich, ist auch ein wichtiger Faktor, über den sich die Leute klar werden sollten.

    Wenn ich ZZ beruflich in der Therapie einsetze, dann erzähle ich den Leuten auch nix von den Hintergründen, oder wenn ich Techniken/Prinzipien aus dem Bagua ins Schutztechnikenprogramm bringe, dann muss ich auch nix zur Geschichte der TCMA erzählen.

    Man muss halt wissen was man hat, und was man für wen will und wie man es den Leuten beibringen möchte. Genau aus diesem Grund habe ich ja den Faden hier eröffnet, weil mich interessiert wie das Andere machen.
    Geändert von kanken (07-11-2019 um 14:27 Uhr)

  15. #120
    Registrierungsdatum
    05.04.2017
    Ort
    Oberbayern
    Alter
    57
    Beiträge
    367

    Standard

    Oh je, jetzt hat mich dieser wirklich interessante Thread doch wieder angestachelt, ob ich im hohem Alter von 53 nicht doch nochmals anfangen sollte, richtig Japanisch zu lernen. Ich meine eben "richtig". Zum Schlaudaherschwätzen im Dojo reicht es ja. Aber ich habe beispielsweise jede Menge alter Karatebücher, kann sie nur leider nicht lesen.

    Hat jemand eine Idee, wie ich so etwas realistisch angehen kann? So einfach mal schnell an der Uni einschreiben, geht nicht, da ich ab und zu auch noch arbeiten muss und in der Regel auch viel auf Reisen bin. Kann jemand eine gute Lern-App empfehlen? Spanisch lerne ich so zum Spaß mit Babbel.de. Das funktioniert sehr gut. Aber da gibt es kein Japanisch.

Seite 8 von 16 ErsteErste ... 678910 ... LetzteLetzte

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Ähnliche Themen

  1. Hintergrundwissen zu den phlippinen
    Von trioxine im Forum Arnis, Eskrima, Kali
    Antworten: 16
    Letzter Beitrag: 29-10-2007, 13:13
  2. Hintergrundwissen als Prüfungskriterium
    Von Nadine im Forum Kung Fu, Wushu, Kuoshu Sanda, Lei Tai
    Antworten: 8
    Letzter Beitrag: 29-07-2002, 21:31

Forumregeln

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •