Das kommt wohl auf den Test an.
Der PCL-R wird wohl von entsprechendem Fachpersonal ausgefüllt.
Der PPI-R ist allerdings ein wohl eher ein Fragebogen, der von dem Patienten ausgefüllt, bzw. beantwortet wird:
PPI-R - Handbuch
[...]
Die "Items" sind Fragen die gestellt werden, bzw. die vorgefertigten Aussagen, deren Richtigkeit der Proband auf einer vierstelligen Skala bewerten muss.
Mir liegen die Fragen selbst nicht vor, aber die sind wohl in der Art:
"Manche sagen, ich sei Sorgenwälzer"
da kann dann die Testperson zwischen
1 = falsch
2 = eher falsch
3 = eher richtig
4 = richtig
entscheiden und es wird die Antwort und wohl auch die Zeit für die Antwort registriert.
Für die Auswertung gibt es Auswertebögen.
Falls das wirklich ein standardisiertes Verfahren mit wissenschaftlichem Anspruch ist, dann darf IMO die Interpretion des Testes nicht von der Person, die den Test auswertet, abhängen (abgesehen davon, dass die Person evtl. ein entsprechendes, ebenfalls standardisierbares Fachwissen benötigt, um die Begriffe und Anweisungen zu verstehen).
Keinesfalls dürfen da persönliche Meinungen und Vorurteile (z.B. durch "umfrangreiches Aktenstudium") eine Rolle spielen, auch wenn der Experte meint "ja, das seh ich auf den ersten Blick:" und dann ein intuitives Urteil ausspricht, dass von einem anderen nicht reproduziert werden kann.
Zumindest im PPI-R wird also aufgrund eines Fragebogens,
in dem der Proband den Wahrheitsgehalt von Aussagen bzgl. seiner Person beantworten muss (das würde ich schon als "Selbsteinschätzung" bezeichnen) auf Skalenwerte bzgl der folgenden Faktoren (mit zugehörigen Dimensionen) geschlossen:
I. Fearless dominance:
Sozialer Einfluss (Resistenz gegenüber Angst in sozialen Situationen)
Stressimmunität
Furchtlosigkeit
II: Impulsive antisociality/selfishness
Schuldexternalisierung (wenn was schiefgeht, sind die anderen oder die Umstände "schuld")
Rebellische Risikofreude
Machiavellistischer Egoismus
Sorglose Planlosigkeit
III: Kaltherzigkeit
Kaltherzigkeit
Bildquelle
Wobei der Faktor I eher der für Führungskräfte, Lehrer und Bombenentschärfer positive ist und Faktor II zu sozialen Schwierigkeiten führen kann.
[...]
Die Faktoren I und II sind eher unkorreliert und der Faktor III ist größtenteils unabhängig von den anderen beiden Faktoren:
http://psi.sagepub.com/content/12/3/...f&siteid=sppsi
d.h. dieser Test bestimmt Persönlichkeitsfaktoren, die durchaus unabhängig auftreten, auch wenn die zu einem allgemeinen Psychopathie-Score zusammengefasst werden.
meine Interpretation:
Jemand mit lediglich einer hohen Wertung des Faktors I wäre die typische Führungspersönlichkeit bzw. eine coole Socke, die unter Druck nicht zusammenbricht sondern vielleicht sogar aufblüht.
Umgangssprachlich ein Held (für dessen Furchtlosigkeit und Stressresistenz die antisozialen Faktoren weder eine hinreichende noch eine notwendige Bedingung sind).
Kommen dann noch Tendenzen wie "Rebellische Risikofreude" und "Sorglose Planlosigkeit" von Faktor II dazu, verschiebt sich das zum Draufgänger/Hasardeur, der gerne mal gegen Regeln verstößt und zwar mal was reißen kann bzw. in machen Situatinen evtl. hilfreich ist, aber mit seiner Unbesonnenheit und Verantwortungslosigkeit auch sich und andere in Gefahr bringen kann.
Steht Faktor II alleine, eventuell noch zusammen mit Faktor III, dann wird's wohl eher unangenehm.
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Zum Nutzen von Schuldexternalisierung in Verbindung mit Sorgloser Planlosigkeit klau ich mir mal das Mark Twain Zitat von Rambat aus dem anderen Thread:
"Alles, was man im Leben braucht, sind Ignoranz und Selbstvertrauen."
(Mark Twain)