Viele Grüße
Thomas
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The reality is, you can say ANYTHING you want. You just have to be willing to face the consequences of your choice.
Meinen Charakter habe ich durch KK bestimmt nicht verändert. Merke aber, daß mich die KK lehrte, mich intensiver mit was zu beschäftigen. Weiterhin, daß viel über den eigenen Körper dazugelernt habe. Ihn quasi anders wahrnehme. Bessere Bewegungsmotoriken habe und auch in anderen Bereichen umsetzen kann. Ebenso das Reaktionsvermögen.
Ruhiger und gelassener bin ich durch KK leider nicht geworden. Erklärt sich aber an den unten genannten Anmerkungen.
In Bezug auf Charakterstärkung und solche Dinge kann ich nichts sagen.
Ich weiß nur, daß ich gelernt habe, mich nicht nach anderen KKlern zu richten. Leider konnte ich feststellen, daß viele höhere Graduierte sehr von sich eingenommen sind und das nach außen hin sehr zeigen. Daß sie mehr der Platzhirsch geworden sind. Und eine Ellenbogengesellschaft sind.
Als ich mit KK anfing, hatte ich natürlich noch die Gedanken, wie bei Cobra Kai, einen genialen Meister zu haben, der einem auch für das Leben schult und Karate und den Alltag in Einklang bringt. Die Realität sieht für mich anders aus. Ich glaube, daß ist die sog. Budoromantik, die ich gerne ausgelebt hätte.
Die Realität sieht so aus, daß ich die KK in meinen Alltag mit einbaue und daß ich sie lebe. Auch gerne einige Leute mit auf den Weg bringe, was jedoch sehr schwer ist. Auch in der KK ist der Druck der Gesellschaft so groß geworden, daß auch ein Schüler mit dem Lehrer diskutiert. Deshalb mache ich das nur noch rein für mich. Stehe in der Reihe und versuche für mich das Beste da rauszuziehen und für mich gefühlt zu wachsen.
Ups haben sich dadurch mein Charakter und meine Ansichten zum negativen verändert. Letztlich ist man für sich am meisten da.
Keine Ahnung, ob das eine Charakterveränderung im angefragten Sinn ist, aber ich fand und finde die Erkenntnis sehr beruhigend, dass ich einen funktionierenden Aus-Schalter eingebaut habe. Diesbezüglich hatte ich vor meiner KK-Zeit ziemliche Bedenken.
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Geändert von Chris2 (23-01-2021 um 19:33 Uhr)
"Allgemein sensibler"? Was muss man sich darunter vorstellen? Als jemand, der unter Leistungssportlern aufgewachsen ist und mehr als nur ein paar Jahre intensiv Kampfsport betrieben hat, würde mich das interessieren, denn ehrlich gesagt habe ich in dieser Zeit relativ wenig beobachten können, was in Richtung meiner Definition von "sensibel" gegangen wäre, tendenziell eher ein dickeres Fell als der Durchschnitt (zum Teil deutlich). Vielleicht besteht mein Umfeld komplett aus den 1%ern?
Zu den Veränderungen - ich hätte jetzt gesagt, es verändert mehr die Persönlichkeit als den Charakter, der Charakter wird eher entscheiden, welche Richtung man im KS einschlägt und ob man dabei bleibt oder nicht. In Sachen Persönlichkeit habe ich noch nie erlebt, dass es keine Veränderungen gegeben hätte - alles, was einem widerfährt, hat da m.E. einen mehr oder weniger ausgeprägten Einfluss drauf. Aber das ist letztlich Definitionsfrage.
Beste Grüsse
Period.
Link zu meinem Gratis-Ebooks https://archive.org/details/john-fla...protoversion-1 & https://archive.org/details/FlaisSeiStark1_1
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Geändert von Chris2 (23-01-2021 um 19:33 Uhr)
Ah, also im Prinzip bewusstes und unbewusstes verbales und nonverbales Kommunikationsverständnis in Hinblick auf Konflikte. Ok, dem widerspreche ich nicht (in Hinblick auf die "99% aller Sportler" vielleicht, die sind nun mal schwer beweisbar), ist aber tatsächlich nicht meine Definition von sensibel, eher von "aufmerksam".
Beste Grüsse
Period.
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Eines der ersten Dinge, die du als Kampfsportler verlierst, sind wichtige Teile deiner sozialen Konditionierung - du trainierst dir die Hemmschwelle ab, auf andere Menschen nicht mit voller Wucht einschlagen zu können.
Diese Hemmschwelle existiert nicht grundlos: Sie verhindert normalerweise, das wir in dummen Situationen noch dümmeres tun.
Fakt ist, dass in unserer Gesellschaft wahrscheinlich 90% aller VK-Kampfsportler keinen gesellschaftlich anerkannten Grund für ihren Sport angeben können.
Während Fußballer etc. keinen Rechtfertigungsgrund für ihr Hobby benötigen, ist das bei VK-Kampfsportlern anders:
Hier steht immer die Frage im Hintergrund, warum jemand gezielt trainiert und Spaß daran hat, anderen Menschen effektiv Schmerzen und Verletzungen zufügen zu können - und das ist bei VK-Kampfsport nun mal das erklärte Ziel, daran lässt sich nichts schönreden.
Natürlich sind auch VK-Sportarten daran interessiert, nicht auszusterben - demzufolge ist es wichtig, Kinder zu akquirieren. Und gerade bei denen ist diese Rechtfertigungsproblematik besonders ausgeprägt,
da die üblichen Verdächtigen wie Selbstverteidigung/berufliche Notwendigkeit hier nicht oder nicht richtig greifen.
Und da hat man den Schwachsinn von der positiven Charakterentwicklung erfunden.
Keine Sportart auf dieser Welt verursacht von sich aus eine positive Charakterentwicklung im Sinne von sozialer Kompetenz/gesellschaftlicher Werte. Entscheidend sind hier Menschen, diese sind
die Bezugspersonen, die Vorbilder. Wenn sich ein Kind beim Boxen positiv entwickelt, hat das also primär etwas damit zu tun, dass es dort positive Vorbilder getroffen hat, denen es nacheifert und deren
Anerkennung es wünscht. Der Mensch ist halt entscheidend.
Und wie schon in einem anderen Strang gesagt - gerade bei bestimmten VK-Sportarten sehe ich diesen Bezug sehr kritisch, weil es dort stellenweise keine klare Abgrenzung zu Gewalttätern, Rassisten usw.
gibt. Diese fühlen sich bei bestimmten Kampfsportarten gut vertreten und damit zu Hause - und prägen die Jugendlichen/anderen Leute entsprechend negativ.
Diese Gefahr darf man mit Sicherheit nicht pauschalisieren - sollte man aber auch nicht leugnen. Das Risiko, dass ein Jugendlicher im nächsten Boxgym/MMA-Club auf Gewalttäter/Rassisten trifft ist in meinen
Augen ungleich höher als wenn er zum Synchronschwimmen geht. Auch Gewalttäter/Rassisten bevorzugen nun mal Sportarten, die ihren Neigungen/Interessen entsprechen.
Ich denke, im Kopf bewirkt Kampfsport primär eine Abstumpfung gegenüber menschlichem Leid. Das man sich selbst oder anderen Menschen Schmerzen/Leiden zufügt ist grundsätzlich nicht mehr negativ belastet,
es ist vielmehr akzeptiertes Mittel zum eigenen Erfolg und damit etwas positives. Körperliche Gewalt bekommt im Kopf eine viel stärkere Gewichtung und Legitimität, damit eigene Interessen durchzusetzen.
Das Problem ist, dass Kampfsport selbst dieser zerstörerischen Konditionierung nichts außer leeren Phrasen entgegen stellen kann. Dazu kommt noch die Problematik, dass sich diese Leute
aufgrund ihres Gewaltpotenzials einer fiktiven Elite zugehörig fühlen und damit Probleme bekommen, sich außerhalb des Kampfsports irgendwo eingliedern/unterordnen zu können oder
Schwierigkeiten bekommen, kampfsportfremde Bezugspersonen akzeptieren zu können.
Was ich hier schreibe gilt übrigens nach meinem Denken ausdrücklich nur für unseren westlich geprägten Kulturkreis - gerade im asiatischen Raum sind aufgrund anderer gesellschaftlicher Konditionierungen
diese Probleme nicht so ausgeprägt. Dort sorgt ein viel stärker ausgebildetes gesellschaftliches Korsett für die nötige Form.
Ich denke, dass entsprechend positive Menschen/Trainer diese negativen Effekte (zumindest teilweise) kompensieren können - wenn das Umfeld beim Training aber fragwürdig ist, fängt nix mehr den Absturz auf.
Geändert von kelte (14-01-2021 um 10:08 Uhr)
Erfahrungsgemäss meint er, dass er die entsprechenden Tendenzen an sich selbst erkannt hat, daher von sich auf alle schliessen kann und moralisch-rechtliche Beschränkungen oder Verbote der Vollkontaktsportarten einfordern muss (wobei die Striker schlechter wegzukommen scheinen als die Grappler, soweit mein Eindruck). Interessanterweise hat er sich meines Wissens nie dazu geäussert, welche praktischen Konsequenzen er für sich selbst aus dieser Erkenntnis gezogen hat, also ob er noch trainiert oder wie und mit welcher Zielsetzung.
Beste Grüsse
Period.
Link zu meinem Gratis-Ebooks https://archive.org/details/john-fla...protoversion-1 & https://archive.org/details/FlaisSeiStark1_1
Die meisten Menschen in unserer Gesellschaft kommen nicht in die Situation, sich selbst oder andere Menschen vor (gefährlicher) Gewalt retten zu müssen.
Ein Großteil aller Auseinandersetzungen sind im Kern harmlose Streitereien um Nebensächlichkeiten, da geht es nicht um Leben oder Tod.
Und in genau diesem Großteil aller Auseinandersetzungen verhindert eine normale soziale Konditionierung, dass du überreagierst und die Situation gefährlich eskaliert.
Siehe als Extrembeispiel den Kickboxer, der einen Fußgänger totgeschlagen hat, weil dieser irgendwo im Weg stand/rummaulte.
In Punkto Gewalt in der Gesellschaft neige ich dazu, VK-Kampfsport als Teil des Problems, aber nicht als Lösung anzusehen.
Wie hatte mal einer so schön geschrieben:
Nicht jeder Kampfsportler ist ein Gewalttäter.
Aber viele Gewalttäter sind Kampfsportler.
Geändert von kelte (14-01-2021 um 10:35 Uhr)
Ja, Kelte gibt wieder alles und verbreitet seine Fantasien.
Mein Englisch ist zu schlecht. Ich löse das physikalisch!
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