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Geändert von Antikörper (13-11-2018 um 14:58 Uhr)
Trainingsaufwand und Kampffähigkeit stehen in direkter Korrelation. Ich gehe gleichfalls jede Wette ein, dass ein ambitionierter SV-Kampfkünstler egal aus welcher Linie mit 95% der Hobby-Kämpfer, egal ob Wettkampfsystem oder nicht, den Boden gleichermaßen wischt. Wir alle wissen, dass der Großteil der Hobbyisten nur wenig Qualität auf die Fäuste bringen - schlicht und einfach weil sie nicht intensiv genug trainieren.
Aber wenn ich schon provoziere, will ich auch keine Antwort schuldig bleiben. Im "klassischen" Sparring verhalten sich beide Partner IMMER taktisch und "skilled". Schrittarbeit, Führhand, Einstiege, etc. Beispiel: sobald einer der angreift merkt, dass der andere zu massiver Konterarbeit in der Lage ist, greift er nicht mehr "richtig" an. Selbst im Wettkampf ist das so - ist der Konter zu grob, werden die Angriffe weitaus vorsichtiger. Im Wettkampftraining ist das absolut richtig, es schult mitunter taktisches arbeiten, schult backup-Mindset, etc. In Systemen wie den meisten IngUng-Stilen schult dieses "klassische" Sparring (nach meiner Definition) jedoch falsches Verhalten. Die meisten IngUng Systeme sind aufgrund ihrer bevorzugten Distanz, Gewichtsverteilung bei Stand und Schritt, Schrittarbeit und Armhaltung nicht dazu geeignet, einen Gegner anzugreifen der taktisch-defensiv (aber auf hohem VK-Niveau) kämpft. Genau deswegen verlieren so viele CMA-Leute, wenn sie in den Ring steigen - weil sie ihr System nicht verstanden haben. Im Straßenkampf ist taktisches Verhalten nicht existent. Ich habe selbst schon erfahrene Wettkampfathleten auf der Straße ausrasten erlebt - keiner davon verhielt sich wie "im Ring" wenn er dem anderen die Fresse polieren wollte - nix Defensivarbeit, nix backup, nix "19507x Jab und 1x Cross" in einem Kampf. JEDER davon war voll aggro und ging voll in den Mann. DAS ist das Szenario für ein SV-System. Nichts anderes muss ein SV-System trainieren - aber das dafür bis zum Erbrechen. Ich gehe jede Wette ein, dass z.B. M.K. keinerlei Bedenken hätte, sich von einem VK-Wettkämpfer angreifen zu lassen - und wenn dieser "voll rein" geht, wird ihm der VT-Spezialist in Sekundenbruchteilen alle Beißerchen nebst Gesichtsknochen zerkrümeln. Gleichfalls wette ich, dass selbst ein sehr guter WT,WC,VT,VC,etc-Mann im Ring gegen denselben VK-Sportler (der sich dort sehr taktisch verhalten und nicht alles auf eine Karte setzen wird) bedeutend ungeschickter aussehen wird - ohne sein Können mit diesem Vergleich schmälern zu wollen.
Die klassischen IngUng-Systeme setzen einen "dedicated attack" voraus. Dafür sind sie gemacht, für nichts anderes. Wenn mir auf der Straße einer auf die Nase hauen will und dabei rückwärts geht, steig ich in mein Auto und fahr heim, fertig. Ich muss nicht lernen mich gegen jemanden zu verteidigen, der mich nicht angreifen will, sondern darauf wartet, dass ich den ersten Schritt mache. Für tänzelnde Boxer im tendenziellen Rückwärtsgang haben die traditionellen IngUng-Stile kein Mittel, müssen sie auch nicht. Wer weiß wie die IngUng-Systeme technisch aufgestellt sind, kann sie auch manipulieren. Genau dies passiert auch, wenn IngUng-ler "klassisch" sparren - sie verlassen ihr System und werden zu "schlechten Kickboxern". Kampftraining im IngUng braucht imho daher die Rollenverteilung - nur will dann keiner mehr der Angreifer sein. Es ist nämlich auch für "ambitionierte VKler" sehr unangenehm einen "ambitionierten" IngUngler mit einem "dedicated attack" angreifen zu MÜSSEN, unter der Voraussetzung (ansonsten könnte man ihn nicht ambitioniert nennen) dass dieser Timing und Distanzgefühl bis zum kotzen trainiert hat.
Wenn Leute über WK schreiben und keine Ahnung haben, Auweh.
Wenn wir schon beim Definieren sind, dann bitte auch Definitionen hier. Was ist ein "ambitionierter" SV-Kampfkünstler? Wie viel trainiert der, wie und wie lange, und welche Systeme qualifizieren dafür? Bis wann und in welchen Stilen ist man "nur" ein "Hobby Kämpfer"? Welches Szenario stellen wir uns für dieses Aufeinandertreffen vor?
Ich für meinen Teil kann aus meiner Erfahrung den Prozentsatz nicht nachvollziehen (und das ist höflich ausgedrückt), aber vielleicht steckt der Teufel ja im Detail...
Und nein, Trainingsaufwand steht meiner Erfahrung nach NICHT in direkter Korrelation mit Kampffähigkeit. Trainingsaufwand ist ein Faktor, der eine Rolle spielt, aber Qualität, Härte, Leistungsdruck und Nähe zu dem fraglichen Szenario spielen da auch eine entscheidende Rolle, und dabei sind die jeweiligen individuellen Voraussetzungen (körperlich, psychisch und wie jemand mit einer bestimmten Trainingsstrategie zurechtkommt) noch gar nicht berücksichtigt.
Period.
Geändert von period (13-11-2018 um 15:12 Uhr)
Link zu meinem Gratis-Ebooks https://archive.org/details/john-fla...protoversion-1 & https://archive.org/details/FlaisSeiStark1_1
Ich hätte mal eine Frage an die Antisparringsfraktion.
Wenn über Sparring geredet wird, warum werden eigentlich immer Defensivboxer als Beispiel genommen?
@Geheimrat
Also wenn jemand hochaggressiv im Zerstörungsmodus in einer realen Situation in den Mann stürmt, dann funktioniert IngUng, sollte aber jemand in einer entschärften und reglementierten Situation taktisch Vorgehen, dann nicht?
Sehe ich anders. Auch ein auf SV ausgerichtetes System sollte sich verschiedenste Mittel bedienen um körperliche Attribute zu schulen, darunter auch das "klassische" Sparring
Na ja. Das würde ich so definitiv nicht unterschreiben. Gegen jemanden im Zerstörungsmodus würden viele IngUngler zusammen gefaltet wie Tofu.Also wenn jemand hochaggressiv im Zerstörungsmodus in einer realen Situation in den Mann stürmt, dann funktioniert IngUng, sollte aber jemand in einer entschärften und reglementierten Situation taktisch Vorgehen, dann nicht?
Ich war bis anhin eher gegen Sparring eingestellt. Zu meinem Argument oben stellt sich mir dann die Frage, ob ich eure Definition von Sparring wirklich verstanden habe.
Bis anhin hatte ich beim Wort Sparring immer IngUngler vor Augen, die im schlechten Kickboxmodus hüpfen und versuchen, ihre Wing Chun Techniken so im Pseudokampf anzuwenden. Wenn für euch Sparring im Wing Chun aber auch heissen kann, dass das Wing Chun eben Wing Chun bleibt, Taktik und Fussarbeit ebenfalls Wing Chun bleibt, der Partner aber wirklich mit Rumms angreift und der andere mal merken soll, was da kommt und damit umgehen muss....unter diesen Voraussetzungen vertrete ich ab sofort die Meinung, dass Sparring unverzichtbar ist. Und ich passe meine persönliche Definition von Sparring an.
Theoretisch möglich, praktisch kaum vorhanden.
Bei so einigen Aussagen die hier gemacht werden kann man ja eigentlich nur froh sein, dass so wenige IngUngler ihr System offenbar verstanden haben...
"It's not the size of the dog in the fight, it's the size of the fight in the dog." M. Twain
"Whoever said one person can’t change the world never ate an undercooked bat..."
Ja
Es wurde ja nach einer Definition gefragt:
Den Begriff Sparring auf WK (und Training für WK) beschränken ist meiner Meinung nach nicht zielführend. Sparring ist die Simulation für eine Duellsituation, völlig egal ob mit oder ohne Regelwerk.
Der entscheidende Unterschied zwischen einem Duell und anderen Formen von "Kampf" ist das Mindset in dem sich i.d.R. beide befinden.
Geändert von ThomasL (14-11-2018 um 07:37 Uhr)
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