Zitat von
egonolsen
Danke. Das scheint ja mit dem Tagesspiegel-Artikel in etwa übereinzustimmen.
Meine stichprobenartigen Beobachtungen durch einen Livestream der letzten großen Querdenker-Demo sagen aber etwas anderes: Ich habe dort eher Menschen mit niedrigerem Bildungsstand gesehen und seltsame Rufe, die eher in eine rechte als linke Richtung gingen.
Vielleicht lässt sich der Widerspruch durch mehr Beobachtungen (Stichprobe vergrößern) lösen. Oder ein Großteil der Querdenker, der gebildetere Teil, geht nicht auf Demos und ist anderweitig aktiv. Oder viele Leute haben ihre politischen Einstellungen verändert.
Die von mir verlinkte Arbeit basiert größtenteils auf anonym ausgefüllten Onlinefragebögen in einschlägigen Telegramm-Chat-Gruppen.
Selbst die Autoren schließen nicht aus, dass da gelogen wird und wie repräsentativ das ist, ist auch fraglich:
Der erste Feldzugang fand auf Demonstrationen und Kundgebungen in der
Schweiz und in Deutschland statt. Aufgrund der epidemiologischen Lage hatten
wir uns jedoch nach ersten Pretests dazu entschlossen, den quantitativen Teil
der Studie nicht – wie ursprünglich geplant – mit Paper&Pencil-Fragebögen
durchzuführen, sondern über offene Telegram-Chats Teilnehmende für eine Online-Befragung zu rekrutieren.
Hierfür haben wir eine Einladung zur Umfrage mit einem Link zum Online-Befragungs-Tool Limesurvey – auf dem wir unsere Befragung programmiert haben –
in Telegram-Gruppen von Corona-Massnahmen-Kritiker:innen und Querdenker:innen gepostet.
[...]
Die Telegram-Chat-Gruppen, in denen effektiv Postings gemacht werden konnten, umfassten insgesamt etwa 75’000 Teilnehmende, von denen jedoch viele
mutmasslich in mehreren Gruppen aktiv waren. Durch unser Verfahren des
«Convenience Sampling» konnten wir eine hohe Anzahl von Teilnehmenden
(3700 Personen haben die erste Seite der Studie angeklickt) erreichen, allerdings wissen wir zu wenig über die Grundgesamtheit, d.h. die Anzahl der aktiven Teilnehmer:innen in den Telegram-Chatgruppen.
Wir konnten zudem nicht feststellen, wie viele Personen in den Telegram-Gruppen unseren Link überhaupt wahrgenommen haben. Es ist davon auszugehen,
dass viele Personen ihn nicht gesehen haben, da einige Gruppen durch ein sehr
hohes Volumen an Kommunikation gekennzeichnet sind. Auch wurden wir in
einigen – vor allem grösseren und professioneller geführten – Gruppen durch
Moderator:innen bzw. Bots geblockt. Eine Rücklaufquote ist somit nicht befriedigend bestimmbar.
Ferner gehen wir davon aus, dass in unserer Untersuchung mehrere Faktoren
einen Bias hervorrufen. Es ist anzunehmen, dass in der Gesamtpopulation der
Kritiker:innen von Corona-Massnahmen viele Personen öffentlichen Institutionen – wie etwa der Wissenschaft – skeptisch gegenüber stehen und deshalb an
der Studie nicht teilgenommen haben. In einigen Telegram-Gruppen wurde explizit vor der Teilnahme an unserer Studie gewarnt.
Zudem können wir eine Overcoverage von Personen vermuten, die die Bewegung der Corona-Kritiker:innen in ein positives Licht rücken möchten. Da die
Teilnahme über Selbstselektion stattgefunden hat, kann dies nicht gewichtet
und korrigiert werden. Ebenfalls können wir nicht ausschliessen, dass gerade
bei kritischen Fragen oder drastischen Items nicht immer ehrlich geantwortet
wurde. Dieses Problem der sozialen Erwünschtheit von Antworten ist jedoch
ein allgemeineres Problem der Umfrageforschung. Onlinebefragungen haben jedoch den Vorteil, dass eine erhöhte Anonymität gewährleistet und ein Interviewer:inneneffekt bzgl. der sozialen Erwünschtheit auf das Antwortverhalten reduziert werden kann.
Zitat von
egonolsen
Meine stichprobenartigen Beobachtungen durch einen Livestream der letzten großen Querdenker-Demo sagen aber etwas anderes: Ich habe dort eher Menschen mit niedrigerem Bildungsstand gesehen und seltsame Rufe, die eher in eine rechte als linke Richtung gingen.
hängt wohl davon ab, wer den Livestream gefilmt hat und mit welcher Zielsetzung.