Ich bin durch einen Beitrag auf den "Bestätigungsfehler" gestoßen und würde diesen gerne im Zusammenhang mit dem EWTO-WT diskutieren. Es geht darum, dass die EWTO sich ja dem VK-Sparring (im Folgenden nur Sparring) und Wettbewerb verschließt, für die folgenden Überlegung wird dies daher als Bedingung angenommen. Mir geht es hier nicht um Bashing, sondern darum, dass WT gerne wissenschaftlich begründet wird, ich an dieser Stelle aber gerne wissenschaftlich aufzeigen will, dass es hier eindeutige Probleme gibt, welche dahingend resultieren, dass WT einen Glauben erzeugt, der nicht widerlegbar ist.
Sparring und Wettbewerb haben eine Testfunktion. Testfunktion meint hier, dass das Sparring etwa eine Situation zum beidseitigen Testen von Fähigkeiten (Skills) generiert. Bestehen die Fähigkeiten, handelt es sich um ein positives Testergebnis, umgekehrt kann bei einem Versagen von einem negativen Testergebnis gesprochen werden. Von Bedeutung ist nun das negative Testergebnis, weil der Mensch grundsätzlich dazu neigt, eine positive Teststrategie zu verfolgen. Bei einer positiven Teststrategie werden nur die Ausgangshypothese bestätigende Informationen gesucht und verwendet. Wandelt man die Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten in Hypothesen um, kann das Sparring durch die Möglichkeit eines negativen Testergebnisses auf Dauer die positive Teststrategie ausschließen. Die Abbildung der eigenen Wahrnehmung in Form von Hypothesen lässt sich dabei problemlos bewerkstelligen, da beim „Einschleifen“ von Techniken ein Satz wie „Erfolgt ein Angriff x, dann reagiere auf eine bestimmte Art y und habe damit Erfolg e“ bereits den Charakter einer Hypothese besitzt. Innerhalb einer kooperativen Übung kann diese Hypothese im Gegensatz zum Sparring nicht in der Art falsifiziert werden, dass y davon betroffen wäre. Denn es kommt die Variable z (Fähigkeit) hinzu, welche den Anlass für das Training überhaupt erst liefert. Wird also e falsifiziert, liegt es an der Variable z, aber nie an y, weil z die Bedingung von y ist. Verworfen werden kann die Hypothese „Wenn x, dann y = e“also nur dann, wenn z nicht gegeben oder maximiert ist. Der Funktion nach spricht man an dieser Stelle auch von einer Ceteris paribus Klausel (unter sonst gleichen Bedingungen). Wenn die Technik nicht funktioniert (Hypothese muss verworfen werden), dann liegt es daran, dass der Wert für z nicht hoch genug gewesen ist. „Unter sonst gleichen Bedingungen“ (z wäre ausreichend hoch gewesen), hätte die These aber bestätigt werden müssen. In der Wissenschaft spricht man in dem Zusammenhang von einer Immunisierungsstrategie, da Theorien und Hypothesen gegenüber der Falsifizierungsversuchen immunisiert werden.
Entscheidend ist nun, dass durch ein Ausklammern der negativen Testfunktion (etwa durch VK-Sparring) beim WT-Training nur noch die positive Teststrategie übrig bleibt und somit institutionalisiert wird. Auf diese Weise generiert WT eine verzerrte Wahrnehmung (Bestätigungsfehler) auf individueller Ebene, der dadurch gekennzeichnet, dass der Erfolg der Technik nicht widerlegt werden kann. Wenn etwas nicht bewiesen werden kann und man daran trotzdem festhält, spricht man von Glauben. Daraus folgt, WT erzeugt ein Glaubenssystem.
Was meint ihr dazu?