Diese Erwartungshaltung, dass Aikido auch eine realistische und gewaltlose Selbstverteidigung sei, wurde von vielen Aikido-Büchern geschürt, hier eine Kostprobe (Hervorhebungen von mir):
Quelle: Stefan Stenudd*, Aikido - die friedliche Kampfkunst (1992, 2. Auflage 2004), Kapitel "Die Sache mit der Selbstverteidigung"Zitat von Stefan Stenudd, aus: Aikido - die friedliche Kampfkunst
Solche Versprechungen waren für mich vor über 30 Jahren auch der Anlass, mit Aikido anzufangen. Zum Glück wurde mein "Können" nie in einer ernsten SV-Situation auf die Probe gestellt.
Daher halte ich es für legitim und nachvollziehbar, dass jemand, der sein halbes Leben zu einem großen Teil dem Aikido gewidmet hat, solche Versprechungen einem Realitätstest unterziehen möchte. Oder zumindest eine Diskussion dazu anstoßen möchte. Oder daran verzweifelt, wenn sich diese Vorstellungen als Illusion erweisen.
Für mich persönlich hat Aikido als Bewegungskunst und -therapie nach meinem Neuanfang in den letzten 2 Jahren meine Erwartungen voll erfüllt. Ich muss damit nicht kämpfen können lernen.
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*) Stefan Stenudd, 7. Dan und Shihan des Aikikai. Das Buch enthält ein anerkennendes Vorwort des heutigen Doshu.