Einführung
Wie üblich stecken in Security's Post neben viel Unsinn auch viele, unbequeme Wahrheiten die wie immer in völlig überspitzter Form dagelegt werden - Satire eben. Das mag zwar nerven, aber darüber mal vorurteilsfrei mit offenem Geiste nachzudenken dürfte dem einen oder anderen auch nicht schaden.
Mal was zur Motivation neben Sportjudo auch BJJ zu trainieren (für die SV). Aus sportlichen Gesichtspunkten oder zur Entwicklung einer umfassenden Kampfweise ist es ja sowieso sinnvoll. Der sportliche Judobodenkampf ist zwar auch gut, aber BJJler haben sich halt nun mal vor allem darauf spezialisiert, daher kann auch ein Judoka, der sich am Boden weiter verbessern will, von diesem Training profitieren. Allein aus diesem Grund ist eigentlich die ganze Ablehnung von BJJ als Ergänzung unsinnig. Den meisten die Grappling trainieren dürfte es schließlich gar nicht um SV gehen. Welche Motivation dann für die Verbesserung am Boden vorhanden ist, bleibt letztlich jedem selbst überlassen. Aber dies gesteht Security ja auch jedem zu.
Security bezieht sich immer auf die SV und lehnt ergänzendes BJJ Training dafür ab. Ich denke aber hier liegt er etwas daneben.
Warum auch für jemand der "olympisches Sportjudo" (eher KK geprägte Judo Ausprägungen sind hier außen vor) trainiert, eine zusätzliches BJJ Training sinnvoll sein kann möchte ich hier aufführen.
Dabei geht es nur darum Trainingstendenzen aufzuzeigen. Tendenzen deshalb, da jeder Punkt auch sehr stark vom jeweiligen Trainer und der Stilrichtung (Verband) abhängig ist. Meine Meinung passiert auf einer intensiven Beschäftigung mit dem Thema (mehrjähriges Training im Sportjudo (SJ), BJJ Lehrgänge, Literatur und Videos zu beiden Stilrichtungen sowie mit Gesprächen von versch. Lehrern aus SJ und BJJJ), ist aber dennoch natürlich keine vollständige Erfassung aller Schulen / Stilrichtungen. Aus Zeitgründen formuliere ich sie auch eher als Ideensammlung und Anregung zum eigenen Nachdenken (neudeutsch "Brainstorming"), und nicht als bis in Letzte durchdachte Abgrenzung.
So genug zur Motivation geschwafelt:
Was bringt BJJ dem olympischen Sportjudoka (Abgrenzung zur KK beachten) bzw. was ist dort nicht oder nur rudimentär enthalten (kein Anspruch auf Vollständigkeit, schnell zusammen geschrieben).
Hinweis:
- Bei " ...verbessert seine Fähigkeit..." ist dies auch im Sportjudo vorhanden, dort aber meist nicht besonders ausgeprägt.
- siehe auch Anmerkungen
Stand:
- Er lernt auch Schläge und Tritte
- Er lernt bei einem schlagenden und tretenden Gegner die Distanz zu überbrücken und sich gegen diese Angriffe zu schützen
- Er übt auch ohne Kleidung zu werfen 1.)
- Er lernt auch beim Clinch Schläge zu vermeiden bzw. so zu Clinchen, dass diese nicht möglich sind 2.)
- Er verbessert seine Fähigkeit mit den typischen Clincharten die auf der Straße vorkommen umzugehen 3.)
- Er verbessert seine Fähigkeit sich gegen die Ringer und MMA typischen Beinangriffe zu verteidigen 4.)
Übergang Stand Boden
- Er lernt wenn das Fallen nicht zu vermeiden ist den Gegner mit runter zu reißen 5.).
- Er verbessert seine Fähigkeit so zu fallen, dass er im folgenden Bodenkampf (oder gegen stehenden Gegner) eine Vorteil gewinnt
Boden
- Er lernt, dass die Sportjudo "Verteidigungsstrategie" ein reines Sportkonstrukt ist und er lernt diese nicht mehr instinktiv anzuwenden 6.).
- Er lernt eine für die SV sinnvollere Bodenkampfstrategie (Positionsverbesserung) 7.)
- Er lernt auch sehr effektive, kraftlose Hebel einzusetzen die im Sportjudo oft nicht mehr gelehrt werden
- Er verbessert seine Fähigkeit aus Positionen zu entkommen, die im Sportjudo kaum gelehrt werden 8.)
Was im heutigen Sport- BJJ leider auch fehlt sind diverse schmutzige "Tricks". Diese sind zwar kein Allheilmittel (wie von einigen propagiert) können aber eine sehr wertvolle Ergänzung darstellen (nicht nur am Boden)
Fazit:
Die Vorteile des Judos für SV hat Security ja schon gut aufgeführt (beim Thema Kraft sehe ich aber eine andere Gewichtung, wurde aber schon diskutiert). Daher nur nochmal kurz die wichtigsten:
- Fokusierung auf kampfentscheidende Würfe
- Verbesserung der Standfestigkeit und Fähigkeit den Kampf im Stand zu halten
- Lernen mit dem Greifen (im Stand und auf dem Boden) der Kleidung zurecht zu kommen (wird im BJJ z.T. auch geübt, aber nicht überall und meist nicht so intensiv)
- Vermeidung von Clinchpositionen die beim Einsatz von (versteckten) Waffen / "illegalen Techniken" nachteilig sind
- Zeitliche Priorisierung zugunsten des für die SV wichtigeren Standkampfs
Fazit:
- Als Sport sind beide großartige und fördern auch sehr gut die SV Fähigkeiten
- Für die reine SV würde ich keines der beiden als Haupttrainingsbestandteil empfehlen (aber als Ergänzung soweit möglich)
- Hat jemand für die SV nur die Wahl zwischen diese beiden und kann aus Zeit/Kostengründen nur eines davon trainieren würde ich Sportjudo empfehlen (besser natürlich noch ein KK geprägtes Judo oder noch besser: Kyokushin Budo Kai ;-)).
- Wenn das trainierte Judo eine sportliche Variante ist, würde ich für die SV, falls möglich, BJJ als Ergänzung empfehlen (zeitlicher Schwerpunkt Judo)
- Für MMA würde ich als Schwerpunkt BJJ nehmen und Judo als Ergänzung (plus die sonstigen Bestandteile)
Anmerkungen
1.)
Alle Judowürfe gehen natürlich auch ohne Gi, man sollte dies aber auch gelegentlich üben.
2.)
Beim sportlichen "Griffkampf" im Judo wird dies nicht berücksichtigt
3.)
Kleidung greifen und reißen ist auch häufig, aber gerade bei einer "Schlägerei" landen die Teilnehmer auch oft in anderen Clinchsituationen die im Judo so eher weniger vorkommen (diverse, enge Umklammerungen).
Darüber hinaus lernt man Befreiungen wie sie in SV Situationen gebraucht werden können (Umklammerung von hinten, Griffe am Handgelenkt, Befreiung aus dem Schwitzkasten oder aus Würgern). Vieles davon wird beim reinen Sportjudo normalerweise nicht geübt.
4.)
Gerade durch den MMA Boom ist das Risiko auch in einer SV Situation damit konfrontiert zu werden deutlich angestiegen. Judokas waren mit dieser schnellen Angriffsvariante auch bisher oft schon zu überraschen (da diese im Judo nicht ganz so häufig angewandt werden - subjektive, persönliche Erfahrung). Mit dem Verbot solche Techniken direkt anzuwenden und den damit oftmals verbundenen Änderungen im (Wettkampf-) Randori dürfte dieses Problem noch zunehmen.
5.)
Geschieht im Judo auch, wird aber weniger geübt.Hier geht es eher darum nicht auf den Rücken zu fallen. Ziel ist es in der SV wenn man das Fallen nicht vermeiden kann, wenigstens den anderen mitnehmen (Situationsabhängige Alternative: Wegrollen und schnell aufstehen)
6.)
Der größte Schwachpunkt beim Sportjudo (im Hinblick auf SV) ist die Strategie in die Bank/Bauchlage zu flüchten.
7.)
In der SV ist das Ziel des Bodenkampfs möglichst schnell wieder in den Stand zu kommen. Dabei hilft dies Strategie deutlich besser als die oft angewandte defensiven Sportjudo Strategien wie in die Bank/Bauchlage zu kommen oder einen Haltegriff durch Klammern "unwirksam" zu machen. Technisch liefert Judo aber auch alles nötige für den Boden, man kann es also auch ohne BJJ ab und an mit einer sinnvolleren Strategie trainieren / anwenden.
8.)
Beispiel Bauchlage. Diese extrem schlechte Position gilt im Sportjudo ja als Verteidigungsposition, daher wird das entkommen aus ihr auch kaum (nicht) geübt.