Eigentlich wollte ich hier nur passiv mitlesen, da ich wenig Erfahrung mit Aikido habe, aber irgendwie muss ich jetzt doch ein wenig unqualifiziertes Zeug los werden.
Die paar Aikidoka die ich kenne, betrachten sich allesamt als Pazifisten. Aikido ist für sie die maximal anwendbare Gewalt.
Die zwei, die ich ein bisschen zum Spielen überreden konnte hatten beide das gleiche "Problem".
Wenig bis keine Erfahrung mit Atemitechniken (Kick's & punches), daher auch keine "vernünftige" Deckung.
Sie kamen beide mit Schwüngen und langen Angriffen (z.B. Schwinger) gut klar, mit kurzen Impulsen (z.B. Jab, snap-Kicks oder kurzer harter Riss am Gi) eher gar nicht.
Beeindruckend fand ich die Hebel, wenn sie dann mal angesetzt werden konnten.
Beeindruckt war ich im Waffenbereich (Bokken und Stock) da waren die beiden im Vergleich zu mir mächtig gut. Interessanterweise war den Pazifisten dann egal ob sie mich getötet hätten.
Fazit für mich war und ist daher, dass Aikido eine gute Bewegungsschule ist und man als Addon dort einiges lernen könnte.
Solange man jedoch auf "Gewalt" und Aggression komplett verzichtet, bleibt es Kampfkunst.
Ist auch völlig legitim. Die Schule in der ich "Taiji" lerne, ist auch so drauf. Da ist selbst Tui-Shu schon zu aggressiv. - Deshalb für mich auch nur als Add-on geeignet.
Was die SV angeht, jede sportliche Betätigung welche die Kraft und die Koordination verbessert, verbessert auch die Chancen in einer realen Situation. Ob man das deshalb (z.B. Tischtennis) als SV-tauglich beschreiben sollte, muss jeder für sich entscheiden. Für mich ist das schon ein bisschen Etikettenschwindel.
Zum Thema MMA. Wer in einem festgelegten Rahmen erfolgreich sein möchte, sollte auch in diesem Rahmen trainieren.
Aus meiner Sicht ist MMA z.Zt. die Königsklasse im unbewaffneten Bereich, nicht nur in sportlicher Hinsicht sonder auch mit Blick auf SV.
Alles was dort trainiert wird, arbeitet mit hohem körperlichen und psychischem Druck. Eine bessere Vorbereitung auf die "reale" SV Situation ist aus meiner Sicht nicht machbar.
Aber, es gibt tatsächlich Leute, die aus welchen Gründen auch immer keine Lust auf VK und Wettkampf haben.
In meinem Fall ist es so, dass ich jetzt ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel habe und mittlerweile eher auf Verschleissminimierung, Gesundheit u.ä. achte.
Es gibt also aus meiner Sicht Kampfkunst und Kampfkunst.
Welches Verhältnis zwischen den "Polen" herrscht, liegt am System und am Übenden, schließlich gibt es ja auch noch "Cross-Training".
Aber von Aikido (oder dem TaiJi dass ich lerne) zu erwarten, dass es SV oder MMA fähig sei, halte ich persönlich für völlig unrealistisch. Gewaltverzicht macht das schwer bis unmöglich.
Liebe Grüße
DatOlli