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Thema: Polnische Sturmsense

  1. #1
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    Standard Polnische Sturmsense

    Hallo zusammen,
    wenn man mit Abstand trainieren moechte bieten sich Stangenwaffen geradezu an. Besonders, wenn man sich dann auch noch was vorknoepft, was Solodrills beinhaltet.
    Letztes Jahr haben wir eine militaerische Vorschrift fuer die Sturmsense von 1913 zur Brust genommen. Gluecklicherweise hatten wir jemanden in der Gruppe, der muttersprachlich polnisch spricht und auch Feuer und Flamme war sich mit mir daran zu setzten.

    Die Sense ist oder war direkt vor oder nach dem Saebel die Waffe des polnischen Volkes und so wundert es nicht, dass sie mit instrumentalieisert wurde um ein Nationalgefuehl zu wecken. Daher wurden solche Drills in Jugend- und Wehrorganisationen praktiziert.
    Der Autor der Vorschrift ist sich durchaus bewusst, dass die Zeit der Sense auf dem Schlachtfeld vorbei ist, dennoch sieht er zumindest den Nutzen, dass sie dem Soldaten eine Grundlage fuer das Bajonettgewehr bietet.

    Solche Massendrills gab es in Europa im Militärr nicht selten, auch wenn man heute schnell an Kung Fu und Shaolin denkt.


  2. #2
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    interessant .

    für das schlachtfeld in enger ordnung aber recht weitläufige bewegungen.
    oder doch eher drill im sinne von kata. also zur disziplinierung der jugend?

  3. #3
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    Stammt wohl aus diesem Buch von 1913?

    Regulamin ćwiczeń kosą

    Lwów : nakł. Radya Naczelnej Drużyn Bartoszowych, 1913 (Brody : Feliks West)



    https://polona.pl/item/regulamin-cwi...#info:metadata

    Sind Drills für eine militärische Jugend Organisation.(Drużyny Bartoszowe )

    https://de.wikipedia.org/wiki/Polski...ny_Strzeleckie
    Geändert von Huangshan (06-04-2021 um 10:27 Uhr)

  4. #4
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    Hallo Oliver,
    danke für das Video. Ist die Klinge so spitz das man damit Stiche machen kann? Sind einige Bewegungen als reines Handling Training zu sehen? Die strikte Griffhaltung am Stockende irritiert mich. Aber ich bin kein Fachmann für Langwaffen.


    Gruß
    Alfons.
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  5. #5
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    Zitat Zitat von Huangshan Beitrag anzeigen
    Stammt wohl aus diesem Buch von 1913? [...]
    Sind Drills für eine militärische Jugend Organisation.(Drużyny Bartoszowe )[/url]
    Genau, das ist die Quelle.
    Ganz so einfach ist die Zweite Aussage allerdings nicht. Ja es gab solche Drills auch für Jugendorganisationen bzw. wurden die oben gezeigten sicherlich auch dort eingesetzt, aber der Autor ist hier deutlich, dass es zur Pflicht des polnischen Soldaten gehört mit dieser Waffe umgehen zu können, auch wenn sie nicht mehr relevant für das Schlachtfeld war.

    Zitat Zitat von big X Beitrag anzeigen
    für das schlachtfeld in enger ordnung aber recht weitläufige bewegungen. oder doch eher drill im sinne von kata. also zur disziplinierung der jugend?
    Für das Schlachtfeld benötigt man nur sehr wenig Angriffe, genau genommen wohl zwei: den Hieb von oben und den Stich.
    Um aber das Vertrauen des Soldaten in sich und seine Waffe zu fördern machte man immer mehr als nötig. Alle Techniken hatten eine Anwendung, ob man diese jetzt so gebrauchen konnte oder nicht, steht auf einem anderem Blatt.

    Solche Drills waren nicht unüblich in paramilitärischen Organisationen in Polen (und anderen Ländern). Im Grunde so etwas wie Schützenvereine.
    War also definitiv nicht aussschließlich für die Jugend gedach.

    Hier ein Beispiel für Sokol mit mit diversen Waffenformen sowie waffenlosen Übungen:



    Zitat Zitat von Alfons Heck Beitrag anzeigen
    Ist die Klinge so spitz das man damit Stiche machen kann? Sind einige Bewegungen als reines Handling Training zu sehen? Die strikte Griffhaltung am Stockende irritiert mich.
    Die Klinge ist so spitz wie eine Sense spitz ist. Im Grunde handelt es sich hierbei um ein übliches Sensenblatt, dass um 90° verdreht an den Schaft montiert wird. Das problem bei den Stichen ist eher, dass das Blatt evtl zu krumm dafür ist. Mein Nachbau aus einem alten russischen Sensenblatt und einem entsprechendem 4cm Durchmesser Escheholzschaft hat aber auch ein ordentliches Gewicht (das Blatt ist da nicht das schwere Ende ;-) ), da will man das Blatt sicher trotzdem nicht ins Gesicht bekommen.

    Welche Bewegungen meinst du genau?
    Stangenwaffen am unteren Ende zu halten ist die übliche Methode (in Europa) mit Langwaffen zu fechten, man will die Länge ja auch nutzen können. Es gibt Ausnahmen im Kontext, wie z.B. geharnischt mit der Mordaxt oder kurzfristige Mensurübergänge. Aber das Groß greift am Ende. "Wirbelnde Formen" wie man Sie von Shaolin im Kopf hat gibt es eher nicht.

  6. #6
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    Zitat Zitat von Alfons Heck Beitrag anzeigen
    Ist die Klinge so spitz das man damit Stiche machen kann?
    Es scheint gerade bei Typen wie der Sturmsense eine sehr grosse Varianz der Formen zu geben: die Konstruktion mit dem umgebogenen Sensenblatt sehen wir hier auf einem Handbuch von 1794: https://de.wikipedia.org/wiki/Kriegs...sy_i_piki.jpg; Gut erkennbar sind hier auch die eisernen Schaftfedern, die verhindern sollen, dass der Schaft hinter der Spitze von gegnerischen Klingenwaffen abgeschlagen werden kann (der Legende nach eine Innovation aus den Türkenkriegen). Wenn wir aber allein auf Wiki bleiben, finden wir siebzig Jahre später auch wesentlich spitzere Klingenformen: https://de.wikipedia.org/wiki/Kriegs...hemen_1863.PNG Generell würde ich sagen, dass man damit durchaus zustossen kann, es ist nur je nach Krümmung die Frage, ob denn ein gerader Stoss mit horizontal gehaltener Waffe die beste Wirkung erzielt oder ob es in Hinblick auf die Schadenswirkung besser ist, die Spitze von oben oder der Seite her in das Ziel zu kurven oder zu "schnappen". So oder so ein ziemlich fieses Ding, auch wenn die Wirkung im Einzelfall sicher stark von der verwendeten Variante und den spezifischen Fähigkeiten des Anwenders abhängt. Dann ergibt sich natürlich noch die Frage, gegen wen oder was das Ding eingesetzt werden soll: gegen Plattenrüstungen war es vermutlich direkt nicht so der Bringer (z.B. im direkten Vergleich mit der Helmbarte im 14. Jh.), gegen Pferde und ungerüstete Soldaten dagegen sicher zeitlos effizient.

    Und schliesslich finden wir in dem klassischen Nachschlagewerk von Wendelin Böheim - der die Sturmsense übrigens eher kritisch bewertet - auf fig. 414 noch eine Kriegssense, die noch einen geraden "Gabelzinken" für Stiche direkt nach vorne hat und über eine Tülle am Schaft befestigt ist. Auf Fig. 415 dann noch eine Variante mit zwei Sensenblättern und einer Speerspitze dazwischen - ebenfalls zurückgeführt auf die Türkenkriege -, die über "Federbolzen" und Löcher in den Sensenblättern mit den benachbarten Waffen zusammengekoppelt werden kann, um eine schwer zu durchbrechende Reihe bzw. laut Böheim "Maschine" zu bilden. Damit hätten wir dann dezidierte Formen für den kriegerischen Einsatz, nachweislich gekoppelt mit spezifischen Taktiken und somit weit mehr als nur eine Behelfswaffe. Scans und Textauszug hier: https://www.barbarusbooks.de/2019/08...ie-sturmsense/

    Zitat Zitat von Alfons Heck Beitrag anzeigen
    Die strikte Griffhaltung am Stockende irritiert mich. Aber ich bin kein Fachmann für Langwaffen.
    Na, Sensen hält man nun mal am hinteren Ende Generell (= grobe Verallgemeinerung) würde ich sagen, dass das beidhändige Führen von Stangenwaffen mit der hinteren Hand nahe dem hinteren Ende für den europäischen Raum durchaus typisch ist, es sei denn, dieses hintere Ende ist ebenfalls "bewehrt", z.B. mit einem Lanzenschuh und soll aktiv eingesetzt werden, z.B. bei einer Mordaxt im Duell. In dem Fall greift man eher ca. 30 cm vor dem Ende, um damit besser hebeln zu können. Oder das Ende soll in der Defensive (z.B. gegen Kavallerieansturm) fixiert werden, dann kann es sein, dass dieses am Boden aufgestellt und mit dem Fuss von oben fixiert wird.

    Beste Grüsse
    Period.
    Geändert von period (07-04-2021 um 22:57 Uhr)

  7. #7
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    aber der Autor ist hier deutlich, dass es zur Pflicht des polnischen Soldaten gehört mit dieser Waffe umgehen zu können, auch wenn sie nicht mehr relevant für das Schlachtfeld war.
    Polnische Soldaten kämpften in verschiedenen Armeen(k.u.k Östereich-Ungarn,Deutsches Heer, Zaren Armee) , auf verschiedenen Seiten z.B. im ersten Weltkrieg.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Polnis...14–1918)


    Die haben die Grundausbildung je nach Land durchlaufen.(Kavallerie(Ulanen) , Heer )

    Der Autor kann ja viel empfehlen, am Ende haben Soldaten andere Prioritäten gehabt(Säbel,Lanze,Gewehr-Bajonett etc.) als mit Bauernwaffen Drills zu üben.


    Eine andere Waffe die z.B. in Jugendorganisationen(Pfadfinder ,Sokol etc.) geübt wurde war der Palcat (Stock) als Vorübung zum Säbelfechten.

    https://www.kampfkunst-board.info/fo...-Polen-Litauen

    Geändert von Huangshan (08-04-2021 um 11:12 Uhr)

  8. #8
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    Zitat Zitat von Huangshan Beitrag anzeigen
    Polnische Soldaten kämpften in verschiedenen Armeen(k.u.k Östereich-Ungarn,Deutsches Heer, Zaren Armee) , auf verschiedenen Seiten z.B. im ersten Weltkrieg.
    Ein Argument mehr für die Schaffung des nationalen Bewusstseins, die durch diese "Spielerei" im Vordergrund stand.

    Zitat Zitat von Huangshan Beitrag anzeigen
    Der Autor kann ja viel empfehlen, am Ende haben Soldaten andere Prioritäten gehabt(Säbel,Lanze,Gewehr-Bajonett etc.) als mit Bauernwaffen Drills zu üben.
    Die Frage war ja schon wozu der Drill mit der Sense gedacht war und die Aussage bleibt nunmal bestehend.
    Wie die Wirklichkeit tatsächlich aussah, steht - genauso wie heute - auf einem anderen Blatt.

    Wohin diese Männer mit ihren Sensen gezogen sind, kann ich nicht sagen. Ein wenig Übung mit der Sense hat aber sicher nicht geschadet und wenn es - wie gesagt - das Selbstbewusstsein war.

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