Die Videoclips sprechen doch für sich selbst.
Klar, noch besser wäre, einen Vertreter mal persönlich zu treffen, wenn man diesen Stil beurteilen will.
Warum da so etwas wie „Authentizität“ bemühen? Das sagt nichts über Qualität aus.
Fast alle chinesischen Kampfkünste haben doch einen arg konstruierten Entstehungsmythos, der einem in der Beurteilung wenig weiterhilft... Schlange und Kranich, daoistischer Wanderzwerg, usw.
Wenn man meint, das Wissen über die Entstehungsgeschichte und die Linie durch die Jahrhunderte wären ausschlaggebend, kommt man vielleicht mit Sinologie und chinesischer Geschichte weiter. Ob einen das in den kämpferischen Skills weiterbringt, bezweifle ich allerdings.
Geändert von kloeffler (07-03-2021 um 13:00 Uhr)
Ist Baguazhang nicht aus einem 3-tägigem Kampf entstanden, aus dem Dong Hai Chuan seine Erkenntnisse gewonnen hat?
Am Ende seines Lebens hat er ja auch 18 deutsche Soldaten mit bloßen Händen erschlagen.
Tai Ji Quan ist erwiesenermaßen vom unsterblichen Zhan San Feng erdacht worden.
Von Da Mo gar nicht zu reden.
Da kann man einem mongolischen Prinz doch auch mal Glauben schenken.
Kann ich nicht - ist Geheimwissen.
Ich bilde mir manchmal auch gern ein, daß Li Shu Wen, der Begründer meiner Ba Ji Quan Linie niemals ein zweites Mal zuschlagen mußte und meine Kampfkunst deshalb allen anderen überlegen ist. Auch hier: Quellen leider unter Verschluss oder zumindest manipuliert... und natürlich nur für Eingeweihte. ;-)
Ich versteh Dich schon, frage mich aber nur, was jetzt die „altehrwürdigen“ Stile von diesem Shaolin Kempo in dieser Hinsicht unterscheiden soll ...
Außer dass das, was man heute „Bagua Zhang“ nennt, von Dong Haichuan zusammengestellt wurde ist in der Geschichte des Baguas nix sicher.
Dong war wahrscheinlich ein Querulant und „Wilder“ in seinem Dorf, hat sich mit der dortigen Obrigkeit angelegt und musste das Dorf verlassen.
Er hat zu Hause und von seiner Familie verschiedene KK gelernt und dieses Wissen wahrscheinlich auf seinen Wanderschaften vertieft.
Es hat ihn aller Wahrscheinlichkeit nach zum Taiping-Aufstand getrieben und von dort ist er durch unklare Umstände nach Beijing gelangt und in den Palast. Aus einem nicht ganz klaren Grund hat er dann als Steuereintreiber sein Unwesen getrieben und Yin Fu hat ihn begleitet.
Dong selber war also im Yamen angestellt (Steuereintreiber waren Kuai) und Yin Fu hat später ja auch als Zhuang (Bodyguard) im Palast gearbeitet. Zhang Zhao Dong war übrigens auch als Zhuang beim Yamen angestellt.
Nachdem Dong aus dem „aktiven Dienst“ ausgeschieden ist hat er noch weiter unterrichtet.
Das ist alles, was man gesichert sagen kann. Der Rest sind Stories und/oder Vermutungen.
Ich halte es schon für wichtig zu verstehen wo das, was man übt, herkommt, da der Kontext den Inhalt definiert.
Geändert von kanken (07-03-2021 um 13:50 Uhr)
wenn die ihre Vergangenheit verdrehen und heutzutage auch kaum Wissen über ihre Übungen haben, dann unterscheidet sie unterm Strich tatsächlich nix. Schau dir doch auf Youtube mal das Bagua so an, was man findet, ist so gut wie alles unglaublich schlecht und wenn entsprechende Videos oder Behaupten hier getätigt werden, kritisier ich die genauso.
Hier gehts aber gerade um das "Shaolin Kempo"
Noli turbare circulos meos
Man muss eben auch ehrlich bleiben. Leute wie Dong Haichuan (ein Kuai), Yin Fu (auch Kuai, später Zhuang) oder ein Zhang Zhao Dong (auch ein Zhuang) gehörten zum Abschaum der Gesellschaft.
In der Ming-Dynastie galten die Yamen-Läufer nämlich aufgrund ihrer Pflichten als eine entwürdigte Klasse (jianmin, chinesisch: 贱民), die noch niedriger ist als die gut Bürgerlichen (liangmin, chinesisch: 良民) wie z. B. die Bauern, standen. Sie waren die unterste Schicht der Gesellschaft.
So etwas klingt natürlich heutzutage nicht so nett und da ist es marketing technisch natürlich sehr viel besser wenn man von Göttern und Helden abstammt oder der Kaiser persönlich einen toll findet...
und auf das gehampel des obergurus... dessen gehampel ja der ausgangspunkt des stils ist (wer, wenn nicht der stilgründer führt denn sein zeugs "authentisch" aus?). wenn da heute weniger gehampelt wird, schön... ist aber nicht mehr das, was der gründer vorgehampelt hat.
ein stil kann sich 100 mal "verbessern" (technisch), er wird immer mit seinen stilgebenden gründern assoziiert bleiben.
normales karate kann ich auch in einem normalen verein trainieren, der keine "geschichte" und keine founder hat, die derart peinlich sind.
gibt es denn heutzutage eigenarten des "shaolin" kempo, die es zu einem stil machen, der sich von anderen karate/kung fu stilen nicht nur irgendwie unterscheidet sondern darüber hinaus etwas bietet, was man sehr gut brauchen könnte, aber woanders nicht bekommt?
wenn nicht, ist die ganze "geschichte" und die misslungenen selbstdarstellungen der gründer grund genug, sich das nicht anzutun.
"I prefer them to be awake when I severe their arms and beat them to death with it." Maul Mornie und sein Verhältnis zu k.o.s
Absolute Zustimmung und bestätigt, daß auch die sogenannten traditionellen Kampfkünstler meist genauso in die Mystik- und Legendenkiste griffen wie dieses modernere „Phantasie“-System. Ich seh da keinen Unterschied - außer das sich die Traditionellen meist als überlegener präsentieren, was ich nicht nachvollziehen kann.
Deshalb sind für mich diese historischen Betrachtungen für eine Einordnung von Qualität nichtssagend.
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