Geändert von Kensei (03-08-2018 um 12:15 Uhr)
Wenn man sich die Entwicklung asiatischer Kampfkünste anschaut, dann gibt bzw. gab es da lange Zeit sehr viele "Offene-Hand-Techniken". Und diese Kampfkünste wurden zum Überleben und Töten entwickelt. Erst als es an Schulen und auf die Wettkampfmatten ging, wurden viele dieser Techniken teilweise ganz verbannt und teilweise durch geschlossen Hände ersetzt.
Interessanterweise haben die Menschen, die sich damals bei der Entwicklung und Weiterentwicklung dieser Kampfkünste eingebracht haben, offensichtlich keine Ahnung gehabt, ansonsten hätten sie sich ja auf Fauststöße beschränken können ...
Und das, obwohl es damals um ihr Leben ging.
Es ist völlig klar, dass ein passender Fauststoß bitter bis tödlich sein kann. Aber weshalb offene Hände so gar nicht geeignet sein sollen, will mir nicht einleuchten. Komme ich im Infight mit den Fingern in die gegnerischen Augen, kann das durchaus überzeugend wirken. Von Greifen, Ziehen, ... mal ganz abgesehen.
Interessanterweise wird u.a. an der Polizeihochschule in Biberach (Baden-Württemberg) und an der Bundeswehrhochschule in Neubiberg/München in der Nahkampfausbildung beides unterrichtet und geübt. Und die Ellenbogen und Beinchen werden da auch nicht vergessen.
Danke für den Film:
Ganz ehrlich. In einer echten SV-Situation wäre da ganz schnell der Finger im Auge oder der angewinkelte Daumen am Kehlkopf ...
"It's not the size of the dog in the fight, it's the size of the fight in the dog." M. Twain
"Whoever said one person can’t change the world never ate an undercooked bat..."
Wenn ich jedenfalls militärisch zum Handkampf gezwungen bin macht es unter Umständen keinen Sinn mit der Faust auf den Stahlhelm des Gegenübers zu klopfen - in diesem Fall zB würde ich die offene Hand der Faust vorziehen.
Das ist jetzt mir wiederum neu, dass die asiatischen Kampfkünste NUR von Nonnen und deren Schülerinnen entwickelt wurden. Es mag sein, dass diese auch beteiligt waren, aber ich nehme an, dass viel mehr Leute beteiligt waren.
Meinst Du denn, die Kampfkünste wurden NICHT zum Überleben und Töten entwickelt? Früher konnten schließlich kleinste Verletzungen, Entzündungen oder Brüche eher lebensgefährlich sein als heute.
Geändert von ainuke (03-08-2018 um 13:14 Uhr)
Und die Mönche haben dann da gesessen und sich überlegt:
"Also wenn ich den Gegner jetzt dort anritze und ihn dann noch mit Dreck bewerfe bekommt er eine fatale Entzündung und ist dann in so 2-3 Wochen hin…"?
Warum genau wer wann was an "Kampfkunst" entwickelt hat ist ja genau das was ich schon anmerkte: Man weiß es nicht genau und wenn dann gibt es irgendwelche halbseidenen Interpretationen von bruchstückhaften Informationen die über die Jahrhunderte nur sehr spärlich erhalten geblieben sind. Zu glauben irgendwer hätte sich da jetzt anno knips aber langfristig über waffenlose "Kampfkunst" Gedanken gemacht und diese "zum Töten" entwickelt ist - vorsichtig ausgedrückt - doch eher unwahrscheinlich.
Nehmen wir einfach mal die Shaolin - angeblich um 600 n. Chr. irgendwelche Banditen "abgewehrt" und ein paar Jahre später in einer Schlacht partizipiert (wohlgemerkt alles basierend auf der Darstellung einer einzigen Steele). Nur werden diese Banditen ja wohl kaum einfach so ohne jegliche Waffen dort aufgekreuzt sein und auch bei der Schlacht bei Hulao haben sich primär schon Leute mit Rüstung und Waffen auf die Murmel gegeben. Dort dann - wie so schön im Eastern zu sehen - nur mit waffenloser KK anzutreten wäre unabhängig von den Fähigkeiten doch wohl eher keine so gute Idee gewesen.
Im militärischen Kontext spielen (und spielten) waffenlose hand-to-hand Sachen daher wenn überhaupt nur eine sehr untergeordnete Rolle. Und weil der Stahlhelm schon angesprochen wurde - da nimmst Du dann weder die Faust noch den Handballen sondern wenn möglich den Spaten oder irgendeine andere provisorische (Behelfs-)Waffe bevor man sich auf einen unbewaffneten Zweikampf einlässt. Wozu hätte man dann also viel Zeit und Energie auf Dinge verschwenden sollen die im militärischen Kontext keine wirkliche Rolle spielen (spätestens mit dem aufkommen der Feuerwaffen hatte sich der "KK"-Aspekt dann eh erledigt) oder warum hätte man sich potentiell tödliche Techniken ausdenken sollen nur um damit in der nächsten Kneipenschlägerei zu bestehen? (Drunken Master lässt grüßen...)
Warum nun also gerade offene Hände dann besonders gut geeignet gewesen sein sollen den Banditen mit dem Schwert / der Keule etc. zu verkloppen und warum das dann gefährlicher gewesen wäre als mit der Faust zu schlagen - wirklich plausible Gründe dafür gibt es nicht.
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Das solltest Du die Ersteller des KM-Videos fragen, denn die haben Bas Rutten als Referenz angeführt:
Baas Rutten habe in seinen Pancrase-WK mit der offenen Hand zugeschlagen, weil das die effektivste Art zu schlagen sei. Daher machen "wir" (also die Krav-Magisten) das in der SV auch.
Ich hab es als Kind geschafft, mit der Faust zuzuschlagen, ohne da einen Intensivkurs im KM belegt zu haben. Manche anderen Kinder irgendwie auch.
Aber nein, ich habe nicht gesagt, dass Du das unterrichten sollst, weil das Bas Rutten auch kann.
Vielmehr habe ich darauf hingewiesen, dass die Argumentation: "Wir schlagen in der SV mit dem Handballen, weil das Bas Rutten in Wettkämpfen, bei denen Schläge mit der Faust verboten sind, auch gemacht hat, weil das die effektivste Art zu schlagen ist, wenn man keinen Handschutz hat" etwas merkwürdig ist.
Insbesondere in Anbetracht dessen, dass Bas Rutten, wenn er durfte, wahrscheinlich auch mit der nackten Faust zugeschlagen hat.
Wenn die gesagt hätten: "Wir schlagen mit dem Handballen, weil Faustschläge für Hobbykämpfer zu schwierig/gefährlich sind" wäre das was anderes.
Aber das klingt nicht so toll, wie "wir schlagen wie der King of Pancrase, weil das die effektivste Art zu schlagen ist"
Geändert von Pansapiens (03-08-2018 um 14:08 Uhr)
Zum Vergleich, Baas wenn er mit der Faust schlagen musste und es kein MMA war:
https://m.youtube.com/watch?v=ygXv4XB2-m0
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Aus Sicht des Verteidigers ein durchaus relevanter Gedanke. Und Mönche könnten durchaus immer wieder in einer verteidigenden Situation gewesen sein.
Wenn die Kampfkünste nicht zur Selbstverteidigung entwickelt wurden, stellt sich die Frage: Wozu denn dann? Dachten die damals schon an Wettkämpfe? Oder war es wirklich nur Gymnastik?
Und wer hat gesagt, dass die offenen Hände gefährlicher seien als die geschlossene Faust? Hier gibt es anscheinend zwei Meinungsfraktionen. Eine sagt, die offene Hand sei durchaus eine Option, die andere lehnt das ziemlich vehement ab. Ich habe hier noch keinen Kommentar gelesen, der nur die offene Hand predigt. Dass man diese für sich selbst bevorzugt, sollte aber in Ordnung sein. Wie schon mehrmals erwähnt, wird die offene Hand auch (!, nicht nur) bei absoluten Profis (Polizei, SEK, Bundeswehr) geübt.
Meine Empfehlung wäre, den Rand des Helmes zu greifen und wie ein Irrer daran herumzureißen, im Idealfall überdehnt man so die Halswirbelsäule. Das Ergebnis dürfte die kampfunfähig des Gegners sein - Ziel erreicht.
In den Combatives arbeiten wir bevorzugt mit den offenen Händen bzw. der Hammerfaust. So sehr ich Boxen auch schätze, man wird halt darauf progammiert mit der geschloßenen Faust zu schlagen. Zum Körper - Klares Ja ! Zum Kopf - Eher Nein !
Danke für die Blumen, aber erwarte bitte keine Wunderdinge von den zwei genannten Institutionen. Nur ein geringer Anteil beschäftigt sich überhaupt mit KK/KS. Der Anteil an Fuß- und Handballern überwiegt deutlich.
Und Eingriffstechniken wie bei der Polizei geübt, haben rein gar nichts mit den Anforderungen an ein militärisches Nahkampfkonzept zu tun.
Mein Englisch ist zu schlecht. Ich löse das physikalisch!
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