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Thema: Eine spezielle Frage zu den FMA

  1. #1
    dino Gast

    Standard Eine spezielle Frage zu den FMA

    Hallo Kollegen!

    Obwohl ich mich ja weitgehend "in Rente" begeben habe, beschäftige ich mich doch weiterhin noch im kleinem Rahmen mit 1-2 Trainingspartnern mit dem Stockkampf in verschiedenen Längen um auch mit über 70 noch etwas in Form zu bleiben und mein eigenes Konzept weiter zu entwickeln.
    Einige Leute aus der alten Garde hier werden sich vllt. noch an mich erinnern, obwohl ich kaum noch Beiträge schreibe.

    Meine Frage betrifft eine Beobachtung, die mir im Laufe der Jahre immer wieder aufgefallen ist. Ich beziehe mich auf viele Sparringskämpfe, eigene und solche von anderen (Dogbrothers, usw.) :
    Wie kommt es, dass bestimmte Bewegungsabläufe (z.B. Drills wie Sinawali) in ernsthaften Vollkontaktkämpfen praktisch überhaupt nicht vorkommen, d.h. eingesetzt/angewandt werden?
    Daraus ergibt sich natürlich konsequenterweise die Frage wie sinnvoll es ist sowas zu trainieren, bzw. Zeit dafür aufzuwenden, unabhängig davon wie elegant oder beindruckend es aussieht.
    Dieses Phämomen ist mir bisher bei den historischen europäischen Fechtlehren (wie z.B. Liechtenauer) nicht begegnet. Alle Techniken, die dort gelehrt werden sind auch im Sparring gut einsetzbar und funktionieren.
    Dabei setze ich z.B. die Liechtenauer Methoden noch nicht mal mit einem Schwert ein, sondern benutze die Techniken mit einigen Adaptionen für einen Stock in entsprechender Länge. Das funktioniert auch ganz gut unter der Berücksichtigung, dass es keine Schneide gibt und die "Spitze" der Waffe nur begrenzt spitz oder scharf ist.
    Ansonsten ist es aber so effektiv wie es sein sollte.

    Gruss, dino
    Geändert von dino (06-04-2020 um 16:29 Uhr) Grund: Rechtschreibung korrigiert

  2. #2
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    Standard

    Als jemand, der viel im HEMA-Umfeld unterwegs ist ohne selbst Fechter zu sein (ich habe viel historisches Ringen gecoacht, und meine Freundin ist Schwertkampf-Trainerin) - also, meiner Erfahrung nach ist die Sache mit den Liechtenauer'schen Techniken auch nicht so klar? Das Problem ist in der Regel meistens, dass im HEMA-Sparring sehr häufig so gehandelt wird, dass es zu Doppeltreffern in unterschiedlicher Ausprägung kommt, was nun mal ziemlich sicher nicht im Interesse des Erfinders gelegen haben dürfte. Dazu kommt dann noch die Differenzierung was denn jetzt wirklich für das Blossfechten (= Mair und Co., von dem die modernen HEMA-Regeln ausgehen) und was fürs Harnischfechten gedacht war, was man genau unter dem Blossfechten verstehen möchte usw. Mit dem Stock stelle ich mir das nochmals etwas anders vor, nachdem die Wirkungstreffer da ja nochmal etwas anders verteilt sind als nach HEMA-Reglement. Mich würde tatsächlich interessieren, wie Du das handhabst (Szenario, Schutzausrüstung, Trefferbewertung usw.) - wir diskutieren schon seit Jahren darüber, wie man das Reglement in den HEMA realistischer gestalten könnte, da könnte das nützlicher Input sein...

    Beste Grüsse
    Period.

  3. #3
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    Standard

    PS: Als Nachtrag - ein übliches Problem, das mir begegnet ist, ist dass HEMA-Wettkämpfer - auch viele der erfolgreichen - mit einem sehr begrenzten Repertoire operieren, was häufig angekreidet wird, und in der Regel sind das mehr oder weniger die gleichen Techniken, die eben unter der Prämisse der Wettkämpfe, wie sie durchgeführt und gewertet werden gut funktioniernen. Insbesondere betrifft das das Ringen am Schwert, das heute grösstenteils verboten ist, ursprünglich aber einen massgeblichen Teil des Fechtens ausgemacht hat.
    Ich kenne den Diskurs aus dem Ringen als "wettkampffest beherrschte" und "nicht wettkampffest beherrschte" Techniken, unter der Prämisse dass jeder Ringer praktisch das gesamte Technikrepertoire seiner Stilart beherrschen und weitergeben können sollte (was nicht heisst, dass das auch immer der Fall ist...) aber durchaus mit "nur" maximal 5-8 wettkampffest beherrschten Angriffstechniken (mit unterschiedlicher Vorbereitung, Verkettung, Weiterführung usw.) durchaus Weltmeister werden kann. Wenn man sich nun in einer "Blase" befindet, also in einem Sport, der noch sehr jung ist und wo mehr oder weniger alle erfolgreichen Wettkämpfer im Kontakt stehen, voneinander lernen und abkupfern, dann kann das aus meiner Sicht durchaus auf kurz oder lang dazu führen, dass man zum Schluss kommt, bestimmte Techniken würden im jeweiligen Szenario (= Wettkampf) "nicht funktionieren", was dazu führt, dass sie nicht mehr gelehrt und in der Regel auch nicht mehr verstanden werden - sprich, die ursprünglich sehr vielfältige Lehre "verflacht" auf ein bestimmtes, sehr begrenztes Repertoire, das einem bestimmten Szenario und/oder Typ von Wettkämpfer entspricht, aber eben nur diesem.

    Beste Grüsse
    Period.

  4. #4
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    Standard

    Zitat Zitat von dino Beitrag anzeigen

    Meine Frage betrifft eine Beobachtung, die mir im Laufe der Jahre immer wieder aufgefallen ist. Ich beziehe mich auf viele Sparringskämpfe, eigene und solche von anderen (Dogbrothers, usw.) :
    Wie kommt es, dass bestimmte Bewegungsabläufe (z.B. Drills wie Sinawali) in ernsthaften Vollkontaktkämpfen praktisch überhaupt nicht vorkommen, d.h. eingesetzt/angewandt werden?
    Daraus ergibt sich natürlich konsequenterweise die Frage wie sinnvoll es ist sowas zu trainieren, bzw. Zeit dafür aufzuwenden, unabhängig davon wie elegant oder beindruckend es aussieht.
    da du die dogbrothers ansprichst: es gibt da einen älteren, sehr guten artikel von oberdogbrother marc denny, wo er auf diese problematik eingeht:

    https://dogbrothers.com/trapping-2/

    u.a. daraus:

    Zitat Zitat von marc denny
    Moving on to the next point, I do disagree with your assertion that “As you can identify, all those cool FMA things we learn like, sumbrada, punyo sumbrada, hubad, 1001 disarms, tend not to come out in high intensity confrontations like fights at the Gathering.” Why? Because these are TRAINING METHODS, not techniques, and the proof of their validity is in the functional results of the people who train with them.
    (ab da ggf. weiterlesen )
    "If one of you can punch a hole through a shoji with just your ejaculation, then you'll be a real martial artist!" Morihei Ueshiba

  5. #5
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    Standard

    Zitat Zitat von Mr.Fister Beitrag anzeigen
    da du die dogbrothers ansprichst: es gibt da einen älteren, sehr guten artikel von oberdogbrother marc denny, wo er auf diese problematik eingeht:

    https://dogbrothers.com/trapping-2/
    Ein spannender Artikel, vielen Dank! Was ich daraus ziehen würde wäre die Frage "Was ist es denn, was mir vermittelt wird?" (Reine Kampftechniken für den Ernstfall unter Prämisse X? Ein für ein bestimmtes Regelwerk optimiertes Sportsystem, das evtl. Kampfrelevanz haben kann? Bewegungsabfolgen, aus denen ich meine eigenen Schlüsse ziehen muss? Eine undifferenzierte Mischung aus allem? Eine persönliche Auswahl des Lehrers oder das gesamte System, das ihm vermittelt wurde? Liegt die Betonung auf "leicht für alle verständlich" oder "nur für Eingeweihte gedacht"?). Ich würde sagen, diese Frage müsste man sich nicht nur für die Stockkampfsysteme, sondern eben auch für Liechtenauer und Co. stellen.

    Beste Grüsse
    Period.

  6. #6
    * Silverback Gast

    Standard

    Zitat Zitat von dino Beitrag anzeigen
    ...
    Wie kommt es, dass bestimmte Bewegungsabläufe (z.B. Drills wie Sinawali) in ernsthaften Vollkontaktkämpfen praktisch überhaupt nicht vorkommen, d.h. eingesetzt/angewandt werden?...
    IMHO sind das eben wirklich nur drills - für ... Bewegungsabläufe ... Stockgefühl/-handling ... Flüssigkeit ... u.dgl. mehr (und bauen ja ua. auch darauf, dass der Andere "mitspielt"/ mitfließt).
    Und als solche habe ich sie auch immer nur angesehen bzw. in dieser Funktion für sinnvoll erachtet.
    Das ist aber definitiv weit entfernt von Kampf (sowohl was Intention, wie auch Dynamik angeht) - das sind einfach 2 vollkommen unterschiedliche Paar Schuhe.

    P.S.: Eine ""Ausnahme"" bilden da nur irgendwelche ""fights"" im Kino, da macht's optisch was her .

  7. #7
    dino Gast

    Standard

    Hallo period!
    Zitat Zitat von period Beitrag anzeigen
    Dazu kommt dann noch die Differenzierung was denn jetzt wirklich für das Blossfechten (= Mair und Co., von dem die modernen HEMA-Regeln ausgehen) und was fürs Harnischfechten gedacht war, was man genau unter dem Blossfechten verstehen möchte usw.
    Period.
    Meine Intention und Ausgangsbasis für alles ist mehr an praktischer Umsetzung für den Alltag in SV-Situationen orientiert. Das Sparring ist für mich sozusagen die (beste, kontrollierte) Vorbereitung auf SV Situationen. Deshalb habe ich das Harnischfechten bisher nicht so sehr beachtet, obwohl dabei die Halbschwert (Halbstock ) Techniken interessant sind. Aber unabhängig davon soll es hier erst mal um das Blossfechten gehen, weil das der Situation unseres heutigen Alltags eben näher kommt. Blossfechten bedeutet für mich deshalb einfach ohne Schutz/Rüstung jeglicher Art.
    Regeln haben mich noch nie interessiert, obwohl ich verstehen kann, dass sie in festen Organisationen wie z.B. HEMA eingeführt werden (müssen). Natürlich macht es Sinn auch beim Sparring bestimmte (gefährlichere) Techniken (Wie Stiche zum Gesicht) erst mal auszuklammern. Obwohl das gerade die effektivsten für die SV sind.
    Meine Arbeitsweise würde ich am ehesten einer einzelnen "Regel" zuordnen: " Use what is useful, discard what is useless." Dabei scheue ich mich auch nicht über den Tellerrand zu schauen, da es per Definitionem kein perfekten Systeme gibt, da Systeme immer versuchen ihre Elemente kompatibel aufeinnader abzustimmen, was natürlich dazu führt, dass bestimmte Sachen einfach weggelassen werden.
    Ich habe vor 40 Jahren mit Escrima angefangen und nach meinen ersten Kontakten mit den europäischen Fechtkünsten mich immer mehr dahin orientiert, da ich gemerkt habe, dass auf Grund der Biomechanik des menschlichen Körpers vom Prinzip her bestimmte Dinge überall mehr oder weniger gleich sind. Dabei habe ich mich im Laufe der Jahre durch die wichtigste Fechtliteratur zum Thema gearbeitet und immer den Weg verfolgt nichts so wie es gezeigt und gelehrt wird einfach unkritisch hinzunehmen, sondern immer zumindest erst dem Praxistest zu unterziehen, egal welcher "hohe Meister" es als gut und richtig verkauft. Ich habe z.B. bei einer Escrimaschule im Rahmen eines Lehrgangs mal haarsträubende Demonstrationen von Messerabwehr erlebt, die reine Selbstmordtechniken waren. Seitdem habe ich nie mehr solche Seminare besucht sondern mit einem Partner trainiert un probiert. Das Messer ist aber ein (Streit)Thema für sich und soll hier nicht zur Diskusssion stehen.
    Auf deine Frage zu meiner Stockarbeit werde ich später noch etwas ausführlicher eingehen, wenn du erlaubst.
    Dazu gehört auch das Thema "begrenztes Repertoire", was sehr beachtenswert ist. Ich sage dazu nur schon mal im Sinne von Eric Knaus (Dogbrother): "In der Beschränkung liegt die Kraft". Er spricht diesen Punkt im ersten Video der alten Dogbrother Serie Real Contact Stickfighting schon im 1. Kapitel an. Genau das zeigt sich bei fast allen Sparringskämpfen und natürlich auch im Ernstfall. Wettkämpfe im Sinne von Meisterschaften/Graduierungen und nach allen möglichen Regeln mit Gewinnern und Verlierern waren dabei nie in meinem Interesse. Im Ernstfall überlebt man auch nicht deshalb, weil man eine Graduierung hat. Sad but true! Ich versuche einfach so realistisch wie möglich zu sein/bleiben.

    Gruss, dino
    Geändert von dino (06-04-2020 um 17:34 Uhr) Grund: Rechtschreibung

  8. #8
    Gast Gast

    Standard

    Bin jetzt nicht so tief drinnen in den FMA, erst seit einiger Zeit im Stockkampf im Wing Chun mit einigen Ausflügen in die FMA.
    Kann aber diese Beobachtung nicht so ganz teilen.
    Meiner Erfahrung ist ein Drill erstmal nur eine Aneinanderreihung von Bewegung die aber eben nicht in dieser Folge im Kampf sie ablaufen müssen.
    Persönlich habe ich das immer als eine Zusammenfassung gesehen um komprimiert in kurzer Zeit und hoher Frequenz Bewegungen und Konzepte zu drillen die man dann einzeln oder vl. in Kombination im Kampf einsetzen kann.
    Persönlich ist mir diese Form des Trainings auch viel lieber als Einzeltechniken zu üben.

  9. #9
    dino Gast

    Standard

    Hallo Siverback!
    Zitat Zitat von * Silverback Beitrag anzeigen
    IMHO sind das eben wirklich nur drills - für ... Bewegungsabläufe ... Stockgefühl/-handling ... Flüssigkeit ... u.dgl. mehr (und bauen ja ua. auch darauf, dass der Andere "mitspielt"/ mitfließt).
    Und als solche habe ich sie auch immer nur angesehen bzw. in dieser Funktion für sinnvoll erachtet.
    Das ist aber definitiv weit entfernt von Kampf (sowohl was Intention, wie auch Dynamik angeht) - das sind einfach 2 vollkommen unterschiedliche Paar Schuhe.

    P.S.: Eine ""Ausnahme"" bilden da nur irgendwelche ""fights"" im Kino, da macht's optisch was her .
    In diesem Sinn ist es auch noch akzeptabel. Der amerikanische Trainer Rory Miller, der aus der Knastpraxis der USA kommt und selbst Erfahrung mit Escrima und anderen Fechtsystemen hat hat u.a. ein empfehlenswertes Buch zum Thema Trainingsmethodik mit dem Titel "Training For Sudden Violence"geschrieben, in dem er auf das Drill-Thema speziell eingeht und die üblichen Drill-Übungen (er erwähnt z.B. den Hubud Drill aus den FMA) grundsätzlich ablehnt, da sie seiner Mn nichts für eine SV bringen.
    Über "fights" im Kino brauchen wir uns ja nicht zu streiten. Eigentlich müsste ja jeder wissen was davon zu halten ist. Allerdings gibt es da auch wieder die Aunahmen von der Regel, siehe die Fechtszenen in "Rob Roy" einem Film über einen schottischen Rebellen, den ich als sehenswert einstufen würde.

    Gruss,dino
    Geändert von dino (06-04-2020 um 18:16 Uhr)

  10. #10
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    Zitat Zitat von * Silverback Beitrag anzeigen
    IMHO sind das eben wirklich nur drills - für ... Bewegungsabläufe ... Stockgefühl/-handling ... Flüssigkeit ... u.dgl. mehr (und bauen ja ua. auch darauf, dass der Andere "mitspielt"/ mitfließt).
    Und als solche habe ich sie auch immer nur angesehen bzw. in dieser Funktion für sinnvoll erachtet.
    sehe ich genauso. Wir haben bei uns auch ein paar reine Handling Techniken, der Rest ist 1 zu 1 Kampftauglich und geht ineinander über. Daher trainieren wir auch keine Drills im herkömmlichen Sinne.

    gruss
    Andreas Rebers: Provinz ist da, wo der Lehrer zu den Intellektuellen zählt.

  11. #11
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    Zitat Zitat von Maddin.G Beitrag anzeigen
    Persönlich habe ich das immer als eine Zusammenfassung gesehen um komprimiert in kurzer Zeit und hoher Frequenz Bewegungen und Konzepte zu drillen die man dann einzeln oder vl. in Kombination im Kampf einsetzen kann.
    .
    Yep, seh ich genau so- Drills dienen in erster Linie dazu Konzepte zu vermitteln und motorische Fähigkeiten zu schulen

  12. #12
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    Zitat Zitat von Esse quam videri Beitrag anzeigen
    Daher trainieren wir auch keine Drills im herkömmlichen Sinne.

    gruss
    Darf ich Mal fragen, was du als Drill im herkömmlichen Sinne verstehst?
    Geändert von Stixandmore (06-04-2020 um 18:14 Uhr)

  13. #13
    dino Gast

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    Hallo Maddin!

    Zitat Zitat von Maddin.G Beitrag anzeigen
    Meiner Erfahrung ist ein Drill erstmal nur eine Aneinanderreihung von Bewegung die aber eben nicht in dieser Folge im Kampf sie ablaufen müssen.
    Genau deshalb sollte man so nicht trainieren, immer unter dem Gesichtspunkt: man kämpft wie man trainiert (hat). Man merkt es aber nur, wenn man auch zumindest Sparring macht. Reale Kämpfe bleiben uns ja gewöhnlich erspart, was zwar im Prinzip angenehm, aber im Sinne eines Erfahrungsmangels für's Training eher schädlich ist. Frage mal einen Boxer ob er für einen Meisterschaftskampf in den Ring steigen würde ohne vorher Sparring mit einen Trainingspartner gemacht zu haben. Du wirst mit Sicherheit keinen finden, der das bejaht! Und Boxer gehören tatsächlich zu den Kampfsportlern mit der größten Praxiserfahrung und sind deshalb glaubwürdiger als viele andere.

    Ich glaube, dass das Thema Drills insgesamt ein schwieriges ist und die Bewertung auch tatsächlich weitgehend von Definition abhängt. Und es hat auch damit zu tun, dass in Schulen viel Unfug damit getrieben wird in dem Sinne, dass Leute möglichst lange bequem damit beschäftigt werden. Dabei lassen sich die viele Drills, wenn man sie schon machen wil, auch alleine oder mit einem Partner zu Hause machen.

    Gruss, dino

    P.S.
    Wenn wir jetzt nicht diesen Corona Circus hätten, würde ich bestimmt nicht soviel an der Tastatur "kämpfen". Aber so hat alles seine zwei Seiten.
    Geändert von dino (06-04-2020 um 18:23 Uhr)

  14. #14
    gast Gast

    Standard

    Du benutzt Doppelstock keine Heaven 6 Struktur?
    Würde mich wundern.
    Broken Heaven 6 findest Du bei den Dogs z.B. in Tricky 21 und Tricky 3, attacking block,...
    Fluid Heaven 6 ist figure eight Doppelstock.
    Solo baston wie oben erwähnt attacking block.
    Empty hand die meisten 3er Kontakte, die mir gerade so einfallen.
    Espada y Daga ......
    Heaven/Earth 4 (single Sinawali) ist fencing line PTK.

  15. #15
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    Zitat Zitat von dino Beitrag anzeigen
    Hallo period!

    Meine Intention und Ausgangsbasis für alles ist mehr an praktischer Umsetzung für den Alltag in SV-Situationen orientiert. Das Sparring ist für mich sozusagen die (beste, kontrollierte) Vorbereitung auf SV Situationen. Deshalb habe ich das Harnischfechten bisher nicht so sehr beachtet, obwohl dabei die Halbschwert (Halbstock ) Techniken interessant sind. Aber unabhängig davon soll es hier erst mal um das Blossfechten gehen, weil das der Situation unseres heutigen Alltags eben näher kommt. Blossfechten bedeutet für mich deshalb einfach ohne Schutz/Rüstung jeglicher Art.
    Regeln haben mich noch nie interessiert, obwohl ich verstehen kann, dass sie in festen Organisationen wie z.B. HEMA eingeführt werden (müssen). Natürlich macht es Sinn auch beim Sparring bestimmte (gefährlichere) Techniken (Wie Stiche zum Gesicht) erst mal auszuklammern. Obwohl das gerade die effektivsten für die SV sind.
    Meine Arbeitsweise würde ich am ehesten einer einzelnen "Regel" zuordnen: " Use what is useful, discard what is useless." Dabei scheue ich mich auch nicht über den Tellerrand zu schauen, da es per Definitionem kein perfekten Systeme gibt, da Systeme immer versuchen ihre Elemente kompatibel aufeinnader abzustimmen, was natürlich dazu führt, dass bestimmte Sachen einfach weggelassen werden.
    Ich habe vor 40 Jahren mit Escrima angefangen und nach meinen ersten Kontakten mit den europäischen Fechtkünsten mich immer mehr dahin orientiert, da ich gemerkt habe, dass auf Grund der Biomechanik des menschlichen Körpers vom Prinzip her bestimmte Dinge überall mehr oder weniger gleich sind. Dabei habe ich mich im Laufe der Jahre durch die wichtigste Fechtliteratur zum Thema gearbeitet und immer den Weg verfolgt nichts so wie es gezeigt und gelehrt wird einfach unkritisch hinzunehmen, sondern immer zumindest erst dem Praxistest zu unterziehen, egal welcher "hohe Meister" es als gut und richtig verkauft. Ich habe z.B. bei einer Escrimaschule im Rahmen eines Lehrgangs mal haarsträubende Demonstrationen von Messerabwehr erlebt, die reine Selbstmordtechniken waren. Seitdem habe ich nie mehr solche Seminare besucht sondern mit einem Partner trainiert un probiert. Das Messer ist aber ein (Streit)Thema für sich und soll hier nicht zur Diskusssion stehen.
    Auf deine Frage zu meiner Stockarbeit werde ich später noch etwas ausführlicher eingehen, wenn du erlaubst.
    Dazu gehört auch das Thema "begrenztes Repertoire", was sehr beachtenswert ist. Ich sage dazu nur schon mal im Sinne von Eric Knaus (Dogbrother): "In der Beschränkung liegt die Kraft". Er spricht diesen Punkt im ersten Video der alten Dogbrother Serie Real Contact Stickfighting schon im 1. Kapitel an. Genau das zeigt sich bei fast allen Sparringskämpfen und natürlich auch im Ernstfall. Wettkämpfe im Sinne von Meisterschaften/Graduierungen und nach allen möglichen Regeln mit Gewinnern und Verlierern waren dabei nie in meinem Interesse. Im Ernstfall überlebt man auch nicht deshalb, weil man eine Graduierung hat. Sad but true! Ich versuche einfach so realistisch wie möglich zu sein/bleiben.

    Gruss, dino
    Vielen Dank erstmal! Was ich dazu erstmal ergänzen würde: "Begrenztes Repertoire" ist aus meiner Sicht ein "kann", nicht zwingend ein "muss". Es ist wie immer abhängig von verschiedenen Faktoren, von denen der Praktizierende und das Szenario die wichtigsten sind. Ich kenne Leute, die mit einem umfangreichen aktiven Repertoire sehr erfolgreich sind, ebenso wie Leute, die mit einem aktiven Repertoire von grad mal zwei Techniken mindestens genausoweit gekommen sind. John Danaher hat mal gesagt, es komme im Wettkampfsport eher auf die "Tiefe" (depth) bei den Techniken als auf die Zahl drauf an, und bis zu einem bestimmten Punkt würde ich ihm beipflichten - nur ist es u.U. für Person A leichter, in die Tiefe zu gehen, für Person B einfacher, in die Breite zu gehen... wie jemand lernt, welche physischen und psychischen Voraussetzungen jemand mitbringt und entwickelt sind hier relevante Kriterien.

    Beim Szenario spielen wiederum verschiedene Punkte eine Rolle - sprechen wir von Stock gegen Stock, Stock gegen Kurzwaffe oder Stock gegen keine Waffe... all das entscheidet schon mal massgeblich über "sinnvolles" und "sinnfreies" Repertoire, wobei noch die Frage der Legalität (Verhältnismässigkeit) dazukommen kann. Basierend auf Deinen Angaben gehe ich auch in Hinblick auf SV-Relevanz davon aus, dass Du im Alltag regelmässig einen Spazierstock o.ä. mitführst und auch "problemlos" mitführen kannst? Ich hatte nach diversen Knie-Ops über einen längeren Zeitraum einen Spazierstock im Alltagseinsatz und es war amüsant zu sehen, wie unterschiedlich die Wahrnehmung diesbezüglich ausgefallen ist - in der Schweiz wurde ich als durchtrainierter 30jähriger mit Gehstock immer schief angeschaut, in England hat man mich dagegen wie selbstverständlich in die Kategorie "kriegsversehrt" eingestuft

    Beste Grüsse
    Period.

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