Zitat von
T. Stoeppler
So mal als Einwurf - Tradition und Anwendbarkeit werden häufig als (Schein)Wiederspruch gesehen, weil mit Tradition = alt assoziiert ist und mit Anwendbarkeit = auf moderne Bedürfnisse zugeschnitten. Egal wo wir auf der Welt hinschauen, eine Tradition bewahrt erstmal Dinge durch Überlieferung. Idealerweise Dinge, die sich als funktional erwiesen haben. In den Kampfkünsten sind das meistens Techniken und Trainingsmethoden. Aber eben auch Grundideen, Fortschrittsgedanken, Weltanschauung und Methoden des Lernens allgemein.
Techniken und "Modelle" des Kampfes, die mal gut gepasst haben können da zwangsläufig überholt sein, aber eine lebendige Tradition sollte da kein Problem mit haben, da immer aktiv am Ball zu bleiben (Proof-of-work). Im Grunde genommen ist genau das ja der Grund, WARUM sich einen Tradition überhaupt entwickelt hat - weil zu deren Gründerzeit die jeweilige Problemlösung eben hochfunktional war. Das ist ja nicht vom Himmel gefallen sondern wurde (hart und blutig) erarbeitet, und das nicht zuletzt aufgrund eines gewissen Pioniergeistes und dem Willen, etwas NEUES(!) zu tun, weil man mit der gegenwärtigen Situation unzufrieden ist/war.
Menschen funktionieren überall in etwa gleich, daher werden sich die Lösungen immer wieder finden. Aber die jeweiligen Kontexte und Umgebungsvariablen sind ziemlich unterschiedlich. Wenn man sich z.B. die "innere Arbeit" anschaut.. naja, wenn das Leute lange machen, entwickeln die auch ungefähr das Gleiche. Wenn man sich körperliches Training anguckt, genauso. Es gibt zwar unterschiedliche Typen, aber man kann IMMER erkennen, wer gearbeitet hat und wer nicht.
Aber ob man sich jetzt im 14. Jahrhundert auf der Seidenstraße befindet oder heutzutage in der UFC im Käfig da gehen die Anforderungen an die Kampfmodelle doch ein bischen sehr weit auseinander. Ist auch nicht schlimm, wenn man sich damals ideal anpassen konnte, kann man das heute ja auch noch. Und "altes" Zeug kann man trotzdem bewahren, sei es, um sich dran zu erfreuen oder eben es mal wieder richtig flott zu machen, wenn die Zeiten wieder anders sind.
Gruss, Thomas