Hokushin Ittô-ryû Hyôhô - Shibu Schweiz
schwert|gedanken, ein Blog zu jap. Geschichte, Kultur und den klassischen Kriegskünsten
Und noch ein kleiner Nachtrag: Das Nihon no kobudô von Yokose Tomoyuki behandelt 30 bzw. 29 klare Koryû-Stile, wobei unter den Jûjutsu-Stilen auch Daitô-Ryû Aiki-Jûjtsu dabei ist. (Das Buch ist quasi das Pendant zum Nihon no budô, welches an Stilen Judo, Kendô, Kyûdô, Sumo, Karate-dô, Aikidô, Shorinji-Kempô, Naginata und Jûkendô behandelt. Gerade beim Sumo scheint mir eine Zuordnung sowohl in die eine als auch die andere Gruppe irgendwie problematisch...)
Ja das vergessen die Leute immer die sich nicht mit der japanischen Sprache beschäftigen.
Also Japanisch Lernender interessiert mich die Bedeutung das Wortes aber auch abseits des KK Spektrums.
Koryu ohne KK Kontext kann einfach als alte Strömung übersetzen oder was wäre die wörtliche Übersetzung davon?
@Inyroku Danke für das Video.
Und nochmal danke an @Ryoma und Carsten für das genaue Eingehen auf meine Theorie.
Das kann ich nicht beurteilen, da ich ihn nie gesehen habe.
Ich kenne nur nur seine Lehrvideos die auf dem Kanal seiner deutschen Schüler ansehen kann, und da sieht man jedenfalls kein Kihon.
Die Hände bei tenchinage in Gebetshaltung zusammenzubringen wie er das zeigt, ist jedenfalls kein Kihon, was in Iwama oder Aikikai als Kihon unterrichtet wird.
Meine eigenen Kenntnisse und Erfahrungen sind ja deutlich limitiert. Aber das - daß die Schulen zwar gelistet werden, aber der Begriff "koryû" dabei weder verwandt, noch gar definiert wird - ist einer der Aspekte, der m.E. auf die unterschiedliche Benutzung und vor allem auch die Auffüllung mit Bedeutung dieses Begriffes außerhalb Japans hinweist. Nach meinem - natürlich limitierten - Eindruck, scheint das Label "koryû" außerhalb Japans bedeutsamer zu sein, weil es von außen betrachtend definiert werden muß. Während es aus der Binnenperspektive eher bauchgefühlt zugeordnet werden kann.
Ein Beispiel scheint mir die Einordnung der Schwertarbeit von Inaba Minoru sensei. Während dieses Thema in den USA oder Europa zuweilen unter der Frage diskutiert wurde, "ob das noch koryû sei", ging es in der Binnenperspektive darum überhaupt nicht.
Ich denke nicht. Ich hatte ja oben mal erwähnt, daß die Bezeichnung "koryû" auch in Bezug auf z.B. Tee, Töpferei, Theater oder Tuschemalerei verwendet wird.
Zudem, was die Sprache anbelangt:
Eine koryû ist doch nicht ein budô?
Sondern - meiner Ansicht nach: In einer koryû wird ein budô unterrichtet. ... oder Töpferei, Tee, Tusche, Tanz ...
Ich übersetze "ryû" in diesem Kontext mit "Schule". Also auch konkret mit verfaßter Schule, wie z.B. TSKSryû
"Strömung" ist mir zu offen, zu weit. "Stil" beziehe ich in diesem Zusammenhang eher auf eine bestimmte Lehrlinie innerhalb einer Schule.
"ko" übersetze ich in diesem Kontext mit "traditionell". Darin klingt für mich der Aspekt der formalisierten und definierten Weitergabe mit. Wie auch die Anbindung an historische Wurzeln, also die diachrone Tradierung von Wissen, bzw. Erfahrung.
Wenn also in einer koryû ein kobudô unterrichtet wird, übersetze ich: In einer traditionellen Schule wird ein altes budô unterrichet.
Ulf hat bei ihm in Japan geübt. Beides kihon mit Anfassen ... und auch "das Andere" ...
Ich habe zudem japanische Schüler von ihm kennengelernt, die zu der Zeit in Deutschland gelebt haben, und die bei ihm bis dahin ausschließlich kihon geübt hatten.
Nein. Das ist eine Übungsform.Die Hände bei tenchinage in Gebetshaltung zusammenzubringen wie er das zeigt, ist jedenfalls kein Kihon, was in Iwama oder Aikikai als Kihon unterrichtet wird.
Leider werden - so scheint es mir jedenfalls - diese Übungsformen und auch seine kontaktlose Arbeit von Schülern hier in Deutschland als "sein aikidô" verstanden. Das ist halt das, was anders ist als bei den Lehrern, von denen sie herkkommen. Daß da bei Watanabe sensei ein ganz klares, "orthodoxes" kihon zugrunde liegt, diesen Schritt überspringen sie. Ohne den bleiben aber m.E. seine luftigen Sachen einfach "leer". Oder sie füllen es mit dem, was sie bei ihrem vorigen Lehrer gelernt haben. Und dann paßt das nicht wirklich zusammen.
Das jedenfalls ist mein Eindruck.
Also: Die Kun-Lesung des Kanji für "ryû" lautet "nagare" oder "nagareru". Und das ist nun mal ganz simpel "fliessen".
Beispiel: Rheingawa wa Basel o nagareteiru. (Ich lass jetzt mal die Kanji/Hiragana sein). Der Rhein fliesst durch Basel.
Dieses fliessen bezieht sind nicht nur auf Wasser etc. sondern auch z.B. auf Zeit. Ebenso kann es die Beudeutung von "ausbreiten" oder "verbreiten" haben.
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Einer der schönsten Threads hier in letzter Zeit , für mich. Danke euch allen
Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)
@Carsten und Ryoma
Mein kleines "Jede Koryû ist (ein) Budô, aber nicht jedes Budô ist (eine) Koryû." war ja nur eine Spielerei mit den Begriffen, natürlich unter der nicht genannten Prämisse, dass ich mich jetzt nur auf KK-Koryû beziehe. Dabei erfolgt dann quasi eine Umkehrung dessen, was wir vorher schon mal hatten; nämlich steigt Budô zum allgemeineren Begriff auf, und Koryû sind einfach eine Teilmenge des Budô (der für die gesamte irgendwie geartete japanische KK-Tradition steht, wie eben z. B. in den großen beiden Reihen NBT und NBZ).
Wie gesagt schien mir nach einer ersten nur ganz kurzen Recherche (https://kotobank.jp) das japanische Koryû als Bezeichnung für eine Tradition auf eine Ikebana-Schule der Edo-Zeit zurückzugehen (https://kotobank.jp/word/古流-66541). Jetzt müsste man mal in den größeren Lexika zu einer Begriffshistorie schauen, wenn man da weiter werkeln will :-)
Ich vermute mal, dass es dann auch "Strömung" bedeuten kann...
Übersetzerische Entscheidungen sind ja nicht endgültig.
Ja nun, wenn er es denn nicht zeigt, können sie diesen Schritt ja nicht machen. Wenn er es gezeigt hätte, dann wüssten sie es doch?
Ich kenne das ja, dass bei uns auch manchmal Dinge vermischt werden, und von einigen Leuten Dinge die eigentlich Übungsformen sind als Aikido gezeigt werden, aber den Leuten die da Verantwortung für die Weitergabe der richtigen Formen haben, also Shidoin und solche Leute, denen ist das mittlerweile eigentlich klar, hoffe ich zumindest.
Geändert von Gast (31-03-2021 um 11:42 Uhr)
Natürlich kann es das.
Aber ich bin der Ansicht, daß es auch in anderen Fachbereichen tatsächlich dasselbe meint, wie im Kontext von budô, nämlich nicht eine einfach nur alte, aber unstrukturierte, allgemeine Stömung, sondern eine den Fluß durch die Zeit, wie er eingefaßt in einer konkreten und eben traditionellen Schule fließt.
Diese Benutzung des Begriffes erlebe ich in Bezug auf Tee, Tusche, Töpferei ganz ausdrücklich.
Drum würde ich ryû dort, wo das möglich ist, eher konkret mit "Schule" als allgemein mit "Strömung" übersetzen.
Natürlich nicht. Und vor allem bleibt sie ja - im Rahmen der lexikalischen Korrektheit - immer auch eine subjektive Entscheidung.Übersetzerische Entscheidungen sind ja nicht endgültig.
Naja, Watanabe sensei war relativ alt schon ... und die Schüler, die ihn hierher eingeladen haben, relativ hoch graduiert schon ... ich denke, die meinten nicht, noch einmal ikkyô kihon no kata lernen zu müssen, sondern gleich mit den "Besonderheiten" anfangen zu können. Vielleicht.Ja nun, wenn er es denn nicht zeigt, können sie diesen Schritt ja nicht machen. Wenn er es gezeigt hätte, dann wüssten sie es doch?
Ich kenne das ja, dass bei uns auch manchmal Dinge vermischt werden, und von einigen Leuten Dinge die eigentlich Übungsformen sind als Aikido gezeigt werden, aber den Leuten die da Verantwortung für die Weitergabe der richtigen Formen haben, also Shidoin und solche Leute, denen ist das mittlerweile eigentlich klar, hoffe ich zumindest.
Im dôjô von Watanabe sensei gab es "früher", soweit ich weiß, ganz deutlich unterschieden Klassen, in denen diese unterschiedlichen Dinge getrennt geüb wurden.
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