Vollständige Version anzeigen : TaiChi zum Kämpfen ?
Fei Long
31-03-2010, 17:28
Ich denke entscheidend ist was scarabe oben gesagt hat. Wenn man Boxen und Treten immer nur in der Form in die Luft hinein macht, dann wird das sicher nix in einem echten Kampf.
Ich denke allerdings nicht daß im TJQ nicht das Potential steckt damit auch gut Boxen (im Sinne von Faustkampf) zu können. Nicht ohne Grund steckt das Wort "Quan", also Faust im TJQ, und alte Aufzeichnungen der Chenfamilie habe "Boxing Manuals" im Titel.
Auch grundsätzlich bin ich mit ziemlich sicher hätte TJQ (wie viele andere Stile die heute in Zeiten von MMA oder Krav Maga gerne schnell als "praxisfremd" abgetan werden) nicht so lange überlebt und wäre nicht als effektive KK anerkannt (gewesen), wenn das alles nix getaugt hätte. Und ich bin mir ziemlich sicher, zu den Zeiten als TJQ noch als echte KK, als SV genutzt wurde waren die Kämpfe auch nicht netter als heute bei ner Discoschlägerei - im Gegenteil.
Ich denke eher daß TJQ (wie auch viele andere Stile - die haben sich dann vielleicht nicht so sehr gesundheitsorientiert ausgerichtet, dafür aber mehr Richtung "nur noch Sport") heute kaum noch so unterrichtet wird und die Vorurteile daher oft gerechtfertigt sind. Das ist aber eher weniger eine Frage des Stils sondern der Art wie es praktiziert wird.
ich denke, wer boxen lernen will, ist beim Boxen sicher besser aufgehoben.
Taiji ist vielseitig und wer es richtig kann (was wie besprochen gar nicht so leicht zu lernen ist), der ist sicher für die diversen Möglichkeiten des Kampfes, denen man begegnen könnte, recht gut vorbereitet.
Wenn er auf einen super trainierten Spezialisten in Kickboxen oder Ringen trifft, bleibt zu hoffen, daß beide sich soweit im Griff haben, höchstens einen kleinen Trainingskampf daraus zu machen.
Zugegeben, ich halte TJQ im direkten Vergleich zu vielen... äh, nennen wir sie "äußeren"... Kampfstilen für zu komplex, als dass man es in derselben Zeit zu demselben Effektivitätslevel hin lernen könnte (Wunderkinder mal ausgeklammert).
Stimmt jedoch das Training incl. Trainingsfrequenz und Reflexivierung der Anwendungen, so hat man wieder ein flexibles und umfangreiches SV-System. Man findet es häufig, dass sich im Freikampf (bei vielen Jiu-Jitsu-Prüfungen inzwischen ein Muss) von "Multiclassern" sehr gern TJQ-Techniken dazwischenmogeln - und sich die jeweilige Person damit nicht unbedingt schlechter schlägt. Lustiges Element ist dabei meist der/die Gegner(-schar), die bei den teilweise exotischen/unmöglich anmutenden Würfen kaum effektive Ukemistrategien gegensetzen und dann einfach der Länge nach hinschlagen oder tierisch verdreht aufkommen.
Schläge und Tritte des TJQ sind aufgrund der eher kurzen Distanz eher was für die Schauspieler unter uns, die mit einer anderen verdeckenden Technik die Fußtechnik zum Überraschungsangriff machen können. Auch so sind die Direktangriffe eher wegen der teilweise ungewöhnlichen Ausführung/Wirkungsweise effektiv, im direkten Handgemenge unter Stress jedoch kaum ausführbar, da sie einer gewissen Körperstruktur (v.A. Footplay) als Grundlage bedürfen.
Ich sage, mit den richtigen Voraussetzungen funktionierts, man muss es tatsächlich nur eisern trainieren.
Gruß, ICH
Wieso sollen "Taiji-Schläge" nur aus kurzer Distanz gehen ? Nur weil es sowas wie Short Power gibt, ist es nicht plötzlich verboten jemandem mit sogenannter Long Power von weitem gegen den Kopf zu donnern. Taiji hat in den alten Chen-Formen auch gesprungene Kicks an den Kopf.
die gibts jetzt auch noch, wobei gesprungen immer etwas riskant ist... da muß jemand schon sehr fit und trainiert sein, um sowas effektiv anzubringen!
je nach Unterricht lernt man übrigens auch mal mehr drüber.
Ich hab im Training z.B. schon mal die positive Überraschung erlebt, einige Halbkreise und Fußtritte am Boden aufgezeichnet vorzufinden, um mich anschließend nochmal um Tritt- und Schlagdistanzen, Schrittlängen etc belehren zu lassen.
Zwar hatte ich davon früher auch schon mal gehört und vieles macht man nach einigen Sanda-Einheiten etc. ja auch automatisch, aber es war schon sehr interessant und vor allem eine erfreuliche Abwechslung, daß wirklich auch auf sowas mal Wert gelegt wird.
MAn hat beim Taiji ja manchmal den Eindruck, daß die Leute, die einem versichern, es wäre eine geeignete und vielseitige Kampfkunst, selber einfach zu wenig Erfahrung haben oder ein bißchen naiv sind hinsichtlich der Fähigkeiten anderer Kampfkünste, da ist es doch beruhigend, auch mal Beispiele zu erleben, die wesentlich realistischer auf tatsächliche Kampf- oder Aparringsituationen vorbereiten (wo man nicht immer sanft und höflich miteinander umgeht...)
Wenn ich jemanden vorher gegen die Wand schubse und DANN einen eingesprungenen Kick mit der Schuhspitze an den Kopf mache, ist das einzige Risiko dass der nicht wieder aufsteht. Die Aktion ist dafür gedacht wenn der Gegner unerklärlicherweise gerade auf dem Boden sitzt oder kniet, oder schief an der Wand abrutscht.
GilesTCC
01-04-2010, 12:34
Schläge und Tritte des TJQ sind aufgrund der eher kurzen Distanz eher was für die Schauspieler unter uns, die mit einer anderen verdeckenden Technik die Fußtechnik zum Überraschungsangriff machen können. Auch so sind die Direktangriffe eher wegen der teilweise ungewöhnlichen Ausführung/Wirkungsweise effektiv, im direkten Handgemenge unter Stress jedoch kaum ausführbar, da sie einer gewissen Körperstruktur (v.A. Footplay) als Grundlage bedürfen.
In der freien Umsetzung geht es weniger darum, sich irgendwie geschickt 'reinzutäuschen um auf eine kurze (Schlag)Distanz zu kommen. Kurzer Abstand schon, aber anders... Eine der Hauptfunktionen der vielen Verteidigungstechniken, die auf peng-jin und lü-jin aufgebaut sind, ist, den Angreifer nicht "nur" zu neutralisieren aber gleichzeitig recht nah an ihn heranzukommen. Vor allem, wenn der Angreifer ein "committed attack" ausführt. Oft genug kann man ihn mit peng-jin/lü-jin dabei auch drehen lassen - das heisst, im destabilisierten Zustand dreht er sich kurz mal selber.
Viele Formfiguren z.B. geben als Basismuster an, wie das passieren kann.
Mit dem Resultat, daß der Verteidiger unmittelbar in der kurzen Distanz steht und eine halbe Sekunde lang einen "freien Schuß" hat - ob zum Bauch, Gesicht, Rippen, Nacken, Rücken oder wie auch immer. Dann lohnt es sich sehr, ein bisschen Short Power aufbringen zu können.
Wie du sagst, muß man dafür den nötigen Körperstruktur und auch Footplay haben. Wenn man z.B. in jener (halben) Sekunde nicht sofort verwurzelt steht, dann wird der Schlag schwach sein. (Wobei "Schlag" nicht per se "Faustschlag" bedeutet). Und nach jener Sekunde wird man wahrscheinlich die "verwurzelte" Position wieder ändern müssen - falls man hier meint, ich verwechsele Verwurzelung mit "wie festgewurzelt stehenbleiben"... :p
Schöne Grüsse,
Giles
@ Klaus
also entweder ich steh gerade auf der Leitung oder das wäre etwas umständlich, oder?
Ich mein, erstens muß mal eine Wnad da sein.
Dann kommt man ja mit einem Tritt auch auf Kopfhöhe, ohne ihn zu springen- und um ihn zu springen, muß man ja auch erst mal ein Stück zurückweichen, was dem gegner Zeit gäbe, sich von der Wand wieder zu entfernen, oder nicht?
Wäre es dann nicht vermutlich praktischer, dem Gegner die Faust an den Kopf zu setzen, wenn man ihm schon so nahe ist, daß man ihn gegen die Wand gestellt hat?
Das Problem ist doch, wenn Du gerade komplett in der Luft bist und dann gegen etwas Statisches tritts, mußt Du ja auch mit dem "Rückstoß", der Dich trifft, zur echtkommen und sicher landen; viele kommen dann aber durch die Wucht, mit der ihr Tritt auftrifft, in Schräglage und landen dann seitlich auf dem Boden- was nur dann egal ist, wenn der Gegner ko ist und man selbst gut fallen kann...
bluemonkey
01-04-2010, 13:33
@ Klaus
also entweder ich steh gerade auf der Leitung oder das wäre etwas umständlich, oder?
Tja, jetzt weißt Du auch warum man im Taijiquan max. auf Hüfthöhe kickt aber trotzdem zum Kopf.
:cool:
na ja, wenn man beweglich genug ist und der Fuß gerade frei, warum nicht?
(Früher bei CWT kickte man ja auch höher, hatte mehr Sprünge etc...)
also manchmal hätt ich schon Lust, mich wieder irgendwo bei einer normalen Kampfkunstschule einzuschreiben, wo man wirklich üben kann und regelmäßig mehrmals pro Woche, anstatt dauernd zu theoretisieren und nur mit Glück ab und zu überhaupt ein paar Leutchen zum Pushen zu finden, was über Armkreisen hinausgeht, ungeachtet deren Niveau... (meins ist mangels Übung auch nicht so, wie es sein sollte...)
Trinculo
02-04-2010, 08:04
Wieso? Ich kann Scarabe's Bedürfnis nachvollziehen, und halte das auch für eine gute Idee.
so so...
na ja, man trifft ja gelegentlich auch mal auf Leute aus anderem Kampfsport und dann zeigt sich, was die schönen Taiji- Übungen und Anwendungen wert sind....
ich komme zwar bisher immer recht gut klar, aber zugegebenermaßen profitiere ich da in erster Linie vom früheren Ringen, Judo und Sanda...
und die Würfe, die ich glücklicherweise kann, habe ich auch nicht wirklich beim Taiji gelernt...
(Jemand anderes macht dann zwischendurch eben Yi Quan oder WT, um sein Kämpfen aufzupeppen... ;) )
T. Stoeppler
02-04-2010, 16:29
Selbst wenn - wo ist denn das Problem mit ein paar Leuten einfach die Kampfanwendungen und Übungen zu machen?
Die Soloform lässt sich prima in Einzelübungen und Drills zerlegen. Wenn einem selbst nichts einfällt - Interpretationen gibt es reichlich.
Schlagziele lassen sich recht billig selbst selbst herstellen.
Gruss, Thomas
Schlagziele lassen sich recht billig selbst selbst herstellen.
Gruss, Thomas
Findet man in jeder Fußgängerzone. :D
T. Stoeppler
02-04-2010, 22:06
Findet man in jeder Fußgängerzone. :D
Das ist aber eher Training für "Yi" ;)
Gruss, Thomas
@Giles: Ja, da hast du natürlich recht, dass Taijiquan eher direkt in die gegnerische Kampfposition hineinzugehen scheint (bin da eher Bagua-/Tanglangverwirrungsspielchen-verwöhnt ^^), aber in einer realen SV-Situation ist da meist nix zum Ableiten/Impulsschocken/Hindrehen, da sich wohl kaum jemand auf den PH-typischen Arm-to-Arm-Kontakt einlässt.
Und aus dem bisschen Kampferfahrung meinerseits (bin ja theoretisch noch Frischling) muss ich für mich sagen - Schauspiel, sonst knallts, aber nicht beim Gegner u_u
Gruß - ICH
GilesTCC
08-04-2010, 11:53
@Giles: Ja, da hast du natürlich recht, dass Taijiquan eher direkt in die gegnerische Kampfposition hineinzugehen scheint (bin da eher Bagua-/Tanglangverwirrungsspielchen-verwöhnt ^^), aber in einer realen SV-Situation ist da meist nix zum Ableiten/Impulsschocken/Hindrehen, da sich wohl kaum jemand auf den PH-typischen Arm-to-Arm-Kontakt einlässt.
Und aus dem bisschen Kampferfahrung meinerseits (bin ja theoretisch noch Frischling) muss ich für mich sagen - Schauspiel, sonst knallts, aber nicht beim Gegner u_u
@Lutwolf: In der Praxis kann alles und noch was passieren, und alles und noch was schiefgehen...
Trotzdem, als Grundkonzept (und gaanz gründlich ausgedruckt ;)):
Ein Angreifer (A) will den Verteidiger (V) schlagen/greifen/umwerfen. A bewegt sich schnell. Sein Arm/Hand muß eine Bahn zwischen seinem Anfangspunkt und seinem Ziel ablegen. Wenn V genug Gefühl für Abstand und Timing hat, kann es ihm gelingen (auch reflexartig) seinen Arm in diese Bahn zu bringen. Der angreifender Arm von A trifft auf den Arm von V. Bis zu diesem Zeitpunkt ist seit dem Anfang des Angriffes wahrscheinlich nur ein Bruchteil einer Sekunde vergangen.
Natürlich ist es nicht so, daß der Angreifer 'sich auf den Kontakt einlässt' oder versucht, V beim/mit Tui Shou zu besiegen. V will auch nicht Tui Shou mit ihm machen. Tui Shou umfaßt eine Bandbreite von kooperativen Partnerübungen, ist nicht direkt Selbstverteidigung. Aber V sorgt dafür, daß sein Arm dazwischenkommt und da ist der Kontakt eben entstanden, ob A das will oder nicht.
Nun, der Arm von V geht in die Angriffsbahn hinein. Fast als ob man einfach blocken würde, z.B., aber nicht ganz... Wenn sein Training greift (Basics, Tui Shou, Anwendungen usw.) dann ist der ganzer Körper von V, und auch sein Arm, immer noch in einem angemessenen Zustand. Also nicht verkrampft, kontrahierend, oder rigide. Auch nicht schlapp oder schwach. Sondern ungefähr das, was man die ganze Zeit trainiert. Dann kann V’s Körper in der nächsten Bruchteil einer Sekunde "PH-typisch" reagieren. Dann ist es gar nicht unrealistisch, daß z.B. eine Lü- oder Peng-Technik in dem Moment entsteht, durch den Angreifer ausgelöst.
Die Tatsache, daß der Angreifer hart und schnell schlägt, bedeutet nicht, daß der Verteidiger dann nur noch ‘blocken’ oder ‘ausweichen’ kann. Ein Trampolin verhält sich auch elastisch (absorbierend und mit Ruckstoß), wenn man plötzlich darauf springt anstatt behutsam darauf zu drucken. Ebenfalls wie eine Falltür ihre Sache macht, egal wie langsam oder schnell man darauf tritt. Natürlich ist es ein bisschen komplexer, da der Tai Chi-Körper in dem Moment ‘fühlen’ muß, welche Reaktion adäquater ist. Das kann man aber trainieren – unter anderen, aber nicht nur, durch Tui Shou...
Also im Moment der Kontaktaufnahme lässt sich der Verteidiger für einen Bruchteil einer Sekunde vom Angreifer adäquat bewegen/verformen. ‘Verbinden’, ‘folgen’. In der Kontaktaufnahme ist V aktiv, direkt darauf ‘passiv’. In diesem Momentchen der ‘Passivität’ – was NICHT verträumt herumstehen bedeutet!:D – entsteht für A einen Nachteil und für V einen Vorteil. Zugleich muß V wieder aktiv werden, mit dem Konter.
Zeitspanne des oben Beschriebenen seit Starten des Angriffs: Vielleicht 1 Sekunde. Aber natürlich mit einem 'Vorspiel' bezüglich Abstand, Winkel, Vorgeschichte usw.
Natürlich sind solche Vorgänge/Methoden nur im Tai Chi Chuan zu finden sind. Aber sie werden, zumindest wie ich Tai Chi lerne, besonders betont und trainiert. Ich habe mir die Zeit genommen – die ich eigentlich nicht habe...:D – weil diese Sachen mir so wichtig erscheinen. Wichtig auch für Formpraxis, für Basisübungen, für Tui Shou und für Anwendungen, für Sparring und und und... Nicht daß sie immer klappen, aber sie bilden einen Leitfaden, vielleicht der wichtigste Leitfaden überhaupt, für das ganze Training.
Schöne Grüsse,
Giles
Danke, schön und plausibel erklärt ^^
Ich fürchte ich habe die Sache zu PH-betont gesehen, aber letzendlich verhält sich ein TJQ-Angegriffener wie die meisten anderen KKler - Grundspannung, Positionierung, Kontakt, getriggerter Konter, und hoffentlich einigermaßen vertretbares Ende des Konflikts. :rolleyes:
Was mich interessiert ist in dem Sinne keine One-on-One-Situation, sondern mehrere Ziele bzw. Nothilfe (als vorher Unbeteiligter jemand anderem in Notlage helfen) - was wird aus der Kontaktphase, bzw. wie erhält man sich die lebenswichtige Mobilität ohne das eigene Kampf-/Konterschema aufzugeben?
Gruß - ICH
GilesTCC
09-04-2010, 12:08
Danke, schön und plausibel erklärt ^^
Hi Lutwolf,
Gerne. Hoffentlich nicht zu gründlich - man weiß nicht immer, was als selbstverständlich gilt und was dann eigentlich doch nicht...
Ich fürchte ich habe die Sache zu PH-betont gesehen, aber letzendlich verhält sich ein TJQ-Angegriffener wie die meisten anderen KKler - Grundspannung, Positionierung, Kontakt, getriggerter Konter, und hoffentlich einigermaßen vertretbares Ende des Konflikts. :rolleyes:
Ja, hoffentlich...;) Die meisten Sachen sind ja prinzipiell wie andere KKs. Ich sehe den Unterschied vor allem in dem Wesen der Elementen "Grundspannung" und "getriggertem Konter". Die Grundspannung - bei einem Könner - ist auf jeden Fall anders als bei vielen sonstigen - guten! - Kampfkünstler. Nicht automatisch "besser" aber schon anders. Und die zusammenhängenden "Wie" und "Was" vom getriggerten Konter können - auf höherem Niveau - recht spezielle Eigenschaften haben (siehe peng-jin, lü-jin, voll/leer usw.). Sprache schießt hier zu kurz aber wenn man es selber fühlt ist es sehr deutlich.
Was mich interessiert ist in dem Sinne keine One-on-One-Situation, sondern mehrere Ziele bzw. Nothilfe (als vorher Unbeteiligter jemand anderem in Notlage helfen) - was wird aus der Kontaktphase, bzw. wie erhält man sich die lebenswichtige Mobilität ohne das eigene Kampf-/Konterschema aufzugeben?
Ich habe solche Situationen nur gelegentlich im Training probiert, und hoffe ich komme nie in diese mißliche Lage. Aber heutztage ist es ja fast das wahrscheinlichste, daß mehrere auf einen losgehen :mad:. Mit mir selbst habe ich die "Absprache" getroffen, sollte es jemals soweit sein: "Move, shift, turn, move, shift, turn...!!" und auf gar keinen Fall versuchen, etwas zu blocken, zu stoppen oder festzuhalten. Und so schnell wie möglich weg, solange es keine anderen in der Klemme sitzen. Ansonsten keine Ahnung, was dabei 'rauskommt - entweder das Training bringt's irgendwie, oder nicht. Hoffentlich muß ich es nie 'rauskriegen...!
Schöne Grüsse,
Giles
Was mich interessiert ist in dem Sinne keine One-on-One-Situation, sondern mehrere Ziele bzw. Nothilfe (als vorher Unbeteiligter jemand anderem in Notlage helfen) - was wird aus der Kontaktphase, bzw. wie erhält man sich die lebenswichtige Mobilität ohne das eigene Kampf-/Konterschema aufzugeben?
Ich bin in dem Fall "damals" als mein Körper es noch hergab einfach hingegangen und habe die Leute umgekloppt. Du wirst es nicht glauben, aber auch als "Innerer" kann man Leuten in die Fresse oder Eier treten oder schlagen, oder sonstwelche fiesen Einwirkungen mit Maximalkraft tätigen. Die Kämpfe waren meistens nach dem ersten Kontakt bereits zu Ende. Heute würde ich mehr in die Trickkiste greifen müssen, oder auch mal eine längere Unterhaltung führen. Die einschlägigen Dinge werden aber meiner Erfahrung und Meinung nach heute ÜBERHAUPT NICHT mehr unterrichtet. Das habe ich ganz selten gesehen.
Neuling-Ling
09-04-2010, 13:32
Die einschlägigen Dinge werden aber meiner Erfahrung und Meinung nach heute ÜBERHAUPT NICHT mehr unterrichtet. Das habe ich ganz selten gesehen.
Welche einschlägigen Dinge meinst du? Einfach hin und umhauen?
Fei Long
09-04-2010, 13:42
Welche einschlägigen Dinge meinst du? Einfach hin und umhauen?
Wobei das "einfach" für einen Ungeübten gar nicht unbedingt so einfach ist wie er sich daß vielleicht vorstellt.;)
Auch solche Sachen sollten geübt sein...:sport098:
Neuling-Ling
09-04-2010, 14:01
Oder EINFACH
:aufsmaul: :aufsmaul: :aufsmaul: :aufsmaul: :aufsmaul: :aufsmaul:
:D
GilesTCC
09-04-2010, 14:39
Wobei das "einfach" für einen Ungeübten gar nicht unbedingt so einfach ist wie er sich daß vielleicht vorstellt.;)
Auch solche Sachen sollten geübt sein...:sport098:
Selbstverständlich. Aber dann braucht man nicht nur ein Smiley für einen 'straight punch' am Sack, sondern auch für 'palm strike', 'backfist', 'diagonal flying strike', 'elbow', 'shoulder', 'heel kick', 'lotus kick'....
Website-Administrator, Sie sind am Zug...! :D
.
Die einschlägig-fiesen Dinge mit denen man einen KAMPF beendet, und keinen Sportwettkampf. Siehe Schultersieg im Ringen gegen einen Choke oder Bruchhebel im BJJ. In Videos wird ja immer gerne gezeigt wie Leute weggeschubst werden - danach geht es aber noch weiter. Das was man dann macht lernt kaum jemand, und das weniger freundliche was man alternativ zum auf den Boden schubsen (oder stylisch neu, Hüftwurf, krasse Sache) gemacht hat damit der Kampf auch wirklich zu Ende ist habe ich noch nie hierzulande im Training oder auf Video zu sehen bekommen. Innerhalb der Familie wird das vermutlich auch Thema sein, aber in einem Kurs habe ich sowas noch nie gesehen. Ich finde es bedenklich wenn ich Taiji-Leute mit dem Anspruch "ey jetzt kämpfen wir mal RICHTIG" rumtänzelnd kickboxen sehe. Ein "Weltmeister" war mal völlig entsetzt als er nach 1.5 Sekunden meine Finger im Auge hatte, als er mal "richtig kämpfen" wollte.
Es gibt eine Menge Dinge die zu allen IMAs dazugehören, unter anderem Ellbogen, Faust-, Finger- und Handflächenschläge, Knie, Tritte (keine Lowkicks sondern solche mit der Schuhspitze in die Leber, Leiste, Blase oder an Hals oder Schläfe bzw. in die Fresse), Rammstösse mit der Schulter, Kniehebel durch Drauflehnen, alle möglichen Bruchhebel, und Würfe die auf Asphalt lethal enden. Vieles basiert darauf, dass man auch die nötigen PS in Form von Fajin dahinter hat. Aber manches auch einfach darauf dass der Körper manche Dinge weniger gut verträgt als einfache Schläge.
jo, das sind genau die nett-fiesen Dinge, die einen Kampf nach einem Treffer beenden, anstatt dann noch hundert Stunden nach Punkten weiterzumachen.
Im Wettkampf gäbe das eine Disqualifikation wegen übertriebener Härte.
Wie sagte Jan mal? "Ihr solltet natürlich den ersten Angriff schon überleben..."
jo, das sind genau die nett-fiesen Dinge, die einen Kampf nach einem Treffer beenden, anstatt dann noch hundert Stunden nach Punkten weiterzumachen.
Im Wettkampf gäbe das eine Disqualifikation wegen übertriebener Härte.
Wie sagte Jan mal? "Ihr solltet natürlich den ersten Angriff schon überleben..."
jan würde den ersten angriff vielleicht überleben. aber du auch? du verstehst was ich meine?
hongmen
Es gibt eine Menge Dinge die zu allen IMAs dazugehören, unter anderem Ellbogen, Faust-, Finger- und Handflächenschläge, Knie, Tritte (keine Lowkicks sondern solche mit der Schuhspitze in die Leber, Leiste, Blase oder an Hals oder Schläfe bzw. in die Fresse), Rammstösse mit der Schulter, Kniehebel durch Drauflehnen, alle möglichen Bruchhebel, und Würfe die auf Asphalt lethal enden. Vieles basiert darauf, dass man auch die nötigen PS in Form von Fajin dahinter hat. Aber manches auch einfach darauf dass der Körper manche Dinge weniger gut verträgt als einfache Schläge.
Hab ich mal gegen/mit einen/-m in Deutschland sehr beliebten Push-Hands-Meister gemacht und die Antwort beim ersten Hebelchen, der sich so ergeben hatte, war nur: "sowas machen wir hier nicht!". Vielen Dank. Ich geh dann mal zum nächsten Übungspartner.
Man muss sich im Training nicht kaputtmachen, aber nur antatschen reicht halt auch nicht. Ich bin froh, dass man beim MTK das auch lernen kann, was die Kampfkunst ausmacht.
Hab ich mal gegen/mit einen/-m in Deutschland sehr beliebten Push-Hands-Meister gemacht und die Antwort beim ersten Hebelchen, der sich so ergeben hatte, war nur: "sowas machen wir hier nicht!". Vielen Dank. Ich geh dann mal zum nächsten Übungspartner.
Man muss sich im Training nicht kaputtmachen, aber nur antatschen reicht halt auch nicht. Ich bin froh, dass man beim MTK das auch lernen kann, was die Kampfkunst ausmacht.
Ich hab natürlich erst mal überlegt wer dieser in D sehr beliebte PH-Meister wohl sein könnte, und es ist mir absolut keiner eingefallen. :ups:
Ich hab natürlich erst mal überlegt wer dieser in D sehr beliebte PH-Meister wohl sein könnte, und es ist mir absolut keiner eingefallen. :ups:
Es ist sicher legitim, wenn ich hier offen keinen Namen nenne. Wenn du es wissen willst: Schreib mir ne PN.
jan würde den ersten angriff vielleicht überleben. aber du auch? du verstehst was ich meine?
hongmen
ich hab tatsächlich schon mal einen ersten Angriff überlebt, auf der Straße, weil ich automatisch reagiert hatte und erst wieder klar realisierte, was passiert war, als die Sache bereits erledigt war.
Ich stand aber trotz Kopfschutz auch schon mit Triefaugen, Triefnase und ausgeschalteten Armen da (Atemipunkte) und war mir absolut im KLaren, was dieser Gegner im Ernstfall mit mir hätte machen können.
Ich hatte ja mal ein Leben vor Taiji, das in der Jugend mit Revierkämpfen im Viertel mit der Jungens-Gang schon früh den Unterschied zwischen Studio und Draußen andeutete...
Damals bei Jan mit den Stöcken hätte ich aber definitiv nach dem ersten Angriff keinerlei Sorgen mehr gehabt- du verstehst, was ich meine...;)
.
Man muss sich im Training nicht kaputtmachen, aber nur antatschen reicht halt auch nicht. Ich bin froh, dass man beim MTK das auch lernen kann, was die Kampfkunst ausmacht.
jau, wobei ich es bei "Hebelchen" sehr zu schätzen weiß, wenn der Partner über seine "Ego-ich zieh-das jetzt-durch-weil-ich-will-gewinnen-Phase" hinweg ist...
GilesTCC
12-04-2010, 10:31
jau, wobei ich es bei "Hebelchen" sehr zu schätzen weiß, wenn der Partner über seine "Ego-ich zieh-das jetzt-durch-weil-ich-will-gewinnen-Phase" hinweg ist...
Ja, aber das zwei komplett andere Ebenen. Man kann den anderen "nur" mit an-jin pushen und trotzdem ständig den anderen mit Freude vorführen, oder man kann die Techniken auch auf Hebel und sonst noch was ausbreiten und es dabei ganz ruhig, nicht verletzungsträchtig und freundlich tun.
Ansonsten: Ich glaube schon, daß ich deine Einwände gegen grosses Ego beim Training verstehen kann - andererseits wenn der eine Partner schlichtweg besseres Gongfu als der andere hat, wird er eben ständig "gewinnen". Das heisst nicht automatisch, daß der "Besserer" darauf fixiert ist, ganz toll zu sein :sport146:, oder daß der "Schlechterer" keinen Spaß und gute Lernerfahrung machen kann, geschweige fertig gemacht oder unterdruckt wird. Das hängt von ganz anderen Sachen ab...
Schöne Grüsse,
Giles
ich hab damit normalerweise keine großen Probleme, habe aber auch schon erlebt, daß sowas andere zur Weißglut bringen kann:
Stell Dir mal vor, Du wärst ne zierliche Frau von ca 1,60 und 50 Kilo Gewicht (was nicht ich bin), technisch recht ordentlich, und gerätst an einen schweren 1,85 "Trampel", der wenig kann, recht hart ist, aber aufgrund von Kraft und Körpergewicht doch irgendwie überlegen.
Und der fühlt sich wie der King und ist auch noch der Meinung, er müßte dauernd kommentieren, was Du falsch machst (obwohl er eigentlich wenig Ahnung hat), wie es richtig geht usw.
Und zu allem Überfluß hat er auch noch so wenig Feingefühl, daß er Dir öfter mal den Arm schmerzhaft verdreht- mit reiner Kraft, Festhalten etc.- oder die Hand/Finger zu stark hebelt.
Sowas nervt mich- nix gegen ein paar blaue Flecke oder einen ordentlichen Wurf, wenns fair zugeht, aber wer hält seine Knochen schon gerne für die Profilneurosen anderer hin?
Gibts nicht? Von wegen! Gibts leider andauernd!
ich hab aber auch z.B. eine beschädigte Kapsel am Daumenansatz, weil beim Stocksparren irgendein Idiot meinte, er brauche die runden, leichten Bambusstöcke nicht (so ein tolles starkes Mannsbild wie er braucht richtige Stöcke) und mir dann einen achtkant geschliffenen Eichenstock magels Zielgenauigkeit genau mit er Kante auf den Daumen bretterte, anstatt auf meinen eigenen Stock. Kaputt ist kaputt, und der Depp hat vermutlich nicht mal was draus gelernt.
Ich hab auch schon erlebt, wie beim Sparren ein Typ, der wesentlich größer war als ich, meinte, die weichen Übungshandschuhe seinen nicht das Richtige für ihn- er trat jedesmal an mit seinen privaten, harten Boxhandschuhen. Blöd, daß er auch vergaß, daß man beim Übungssparren nicht volle Pulle draufhauen sollte, vor allem nicht ins Gesicht von Frauen mit kleinerer reichweite und muffig-weichen Übungshandschuhen. Das Veilchen samt blauer Nase und dicker Lippe hab ich auch eine Weile gepflegt...
Sowas ist unnötig und überflüssig. Wer kaum je sparrt oder immer nur mit Bekannten, der geht natürlich weniger Risiko ein, als jemand, der doch über die Jahre ein bißchen was erlebt hat-
aber glaub mir, ich weiß, was so ein unbeherrschtes Ego anrichten kann!
Wenn ich heute an so einen Gegner gerate, höre ich bei zu großem Verletzungsrisiko auf; meistens mache ich mich weich, spiele ein bißchen mit, und wenn er zu grob wird, bekommt er aus Versehen mal einen schmerzhaften Tritt oder selbst mal das Fingerchen verdreht. Und Gelegenheit, ihn trotz Körpergewicht mal seitlich wegzupushen, hab ich auch meist, weil ich eben auch nicht klein und zierlich bin. Wenn ich nett bin, laß ich mich auch mal öfter als nötig fallen, damit er ein Erfolgserlebnis hat. (nicht verwechseln mit ernstem Sparren mit einem guten Gegner, der einen öfter mal umschmeißt/wirft, was aber super ist für den Lerneffekt und ja auch Spaß macht)
Aber gerade bei weniger begabten Typen hab ich das schon öfter erlebt und gerade, wenn sie es dann nicht so leicht hatten, wie erwartet, kam oft unnötige Grobheit durch- was bei Armverdrehern, Schulterhebeln und Co keine Gaudi ist - übrigens auch gegenüber gleichstarken/stärkeren Männern....
... oder sie gehen gleich und sagen "bei uns macht man das so nicht..."
Kenne aus dem Sparren übrigens auch genug Männer, die solche Typen gefressen haben...
GilesTCC
12-04-2010, 13:09
Ja, das sind schon doofe und auch unnötige Erlebnisse, bzw. Aktionen vom "Partner". Wenn der andere das erste Mal unvermittelt etwas richtig Unangebrachtes macht, dann kann man wenig tun, um das vorher abzuwenden.
Aber prinzipiell, meine ich zumindest, sollte das Lernen von Kampfkunst auch etwas mit dem Lernen von 'Grenzen setzen' zu tun haben. Wenn ein Übungspartner sich nach kurzer Zeit als unver- bzw. uner-träglich herausstellt, ist es nicht besser, das Ganze schnell mit einem ruhigen aber klaren "Danke schön, aber hier höre ich lieber auf" zu beenden? Das ist für mich gewissermaßen angewandtes peng-jin. Nicht "du bist unmöglich", sondern "ich möchte nicht mehr". Wenn man das nicht tut, sondern trotzdem weitermacht, dann ist vielleicht auch (irgendwo) das eigene Ego im Spiel - da man nicht im Auge des Anderen dann als "Weichei" oder wie auch immer stehen will. Was natürlich Quatsch ist, aber trotzdem....:o;)
Das ist jetzt nicht spezifisch an dich gerichtet - ich kenne deine Geschichten natürlich gar nicht und will dir nicht etwas unterstellen - sondern allgemeine Bemerkung die z.B. manchmal auf mich treffen können. Ich stelle mir selber manchmal gerne die Aufgabe, mit "schwierigen" Übungspartner zurecht zu kommen ("schwierig" bedeutet nicht 'besser als ich' oder 'kann mich hauen', womit ich null Problem habe, sondern eben "bad spirit"). Aber wenn ich merke, daß das ganze wirklich verletzungsgefährlich wird (egal für wen) oder daß ich ärgerlich werde und nicht mehr emotional ausgeglichen üben/sparren kann, dann steige ich lieber aus. Und falls der andere dann verständnislos guckt oder lächelt oder wie auch immer, will in dem Moment eine bestimmete Ecke von mir umso mehr "zurück in den Schlacht". Damit versuche ich zu leben, weil es eben mein eigenes "beweisen wollen" ist... :)
Schöne Grüsse,
Giles
Naja. Erstens gehören solche Leute nicht in den Unterricht, zweitens sollte man darauf BESTEHEN dass auch echte Kerle anständige Schutzausrüstung benutzen (wenn beim Boxen mit Frauen einer auf seine harten Handschuhe besteht kann man sich schon denken was kommt), drittens sollte man selbst nie ohne geeignete Schutzhandschuhe mit Waffen arbeiten. Und viertens wäre es meine Anwandlung als Trainer, solche Leute jämmerlich zu verprügeln und mit voller Wucht auszuknocken, wenn die mit sowas glänzen. Am Receiving End fühlt sich das nämlich viel weniger lustig an.
jep, Appell an die Trainer (mal im Ernst!)
Gut, ich hab das alles "überlebt" und auch daraus gelernt, bin mittlerweile auch so weit, notfalls abzubrechen, aber ganz ausschließen kann man es natürlich nicht, doch gelegentlich auf solche Leute zu treffen, wenn man öfter mal unterwegs ist.
(Gerade beim Handschuh merkt man die Härte manchmal ja erst, wenn man ihn im Gesicht hat...)
Manchmal macht man unvernünftigerweise dann ja trotzdem weiter, weil man einfach "heiß" aufs Sparren ist und keine Lust hat, nur rumzustehen...
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