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Vollständige Version anzeigen : Schraube(Mariposa) - für was?



Apollo13
17-07-2004, 18:39
Hallo,

ich trainiere ja eigentlich Capoeira, drum nenne ich die Schraube auch Mariposa!

Wir im Capoeira machen die ja auch, aber ist mehr so ein Stilelement, dass das Spiel gut ausschaut!

Könnt ihr mir sagen welchen Sinn die Schraube im Wushu/Kung Fu hat? Ist das ein Schlag, ein Ausweichmanöver???

Verletzungsfreies Training

Gruß

Bolero

Klaus
18-07-2004, 13:05
Exotische Manöver solcher Art dienen in der Regel rein der Körperbeherrschung, dem Körpergefühl und der Körperkraft. Es trainiert immerhin einen Großteil der Rumpfmuskulatur. In einer Auseinandersetzung setzt man immer kontrollierbare einfache Methoden ein. Solche vierfachen Salti mit dreifacher Schraube und über-Kopf-Fersenschlag treffen einmal in fünfhundert Versuchen, dafür stehe ich in 9 von 10 Fällen da wo Du herunterkommst und trete Dir einfach und böse in den Hintern.

Apollo13
21-07-2004, 11:51
Exotische Manöver solcher Art dienen in der Regel rein der Körperbeherrschung, dem Körpergefühl und der Körperkraft. Es trainiert immerhin einen Großteil der Rumpfmuskulatur. In einer Auseinandersetzung setzt man immer kontrollierbare einfache Methoden ein. Solche vierfachen Salti mit dreifacher Schraube und über-Kopf-Fersenschlag treffen einmal in fünfhundert Versuchen, dafür stehe ich in 9 von 10 Fällen da wo Du herunterkommst und trete Dir einfach und böse in den Hintern.

Hallo Klaus,

vielen Dank für Deine Antwort!

Du hast schon recht, manche Akrobatik hilft einfach nur den Körper zu trainieren! Und man lernt fallen =)

Manch andere Akrobatik ergibt für mich schon Sinn!

Ein Sklave (Capoeirista) musste damit rechnen dass er evtl. an Händen und Füssen gefesselt ist, also bleibt ihm nur die Möglichkeit seinen ganzen Körper (Rumpf) in einer Auseinandersetzung einzusetzen! Damit kann man solche Sachen wie FlicFlac ect. erklären - weil einem nix anderes übrigbleibt!

Andere Sachen ergeben in einer Auseinandersetzung schon Sinn! Wurf und Rückwärtssalto auf den Gegner! Man kommt genau von oben, wenn man von der Seite kommt kann einen der Gegner besser treten - nur bei der Schraube viel mir keine Erklärung ein! Eine Bewegung um schnell von A nach B zu kommen und durch die Rotation ist man vielleicht geschützt gegen Angriffe???

Naja, wie dem auch sei, vielen Dank für Deine Antwort!

Ligeirinho
21-07-2004, 12:16
Ein Sklave (Capoeirista) musste damit rechnen dass er evtl. an Händen und Füssen gefesselt ist, also bleibt ihm nur die Möglichkeit seinen ganzen Körper (Rumpf) in einer Auseinandersetzung einzusetzen! Damit kann man solche Sachen wie FlicFlac ect. erklären - weil einem nix anderes übrigbleibt!

Das macht für mich keinen Sinn. Betrachtet man alte Aufnahmen von Mestre Bimba und Mestre Pastinha, fällt auf, daß fast alle Akrobatik fehlt, die heute mehr oder weniger zum Standardrepertoire der Capoeira gehören. Auch in zeitgenössischen Beschreibungen ist von einem Kampfspiel oder Kampfart die Rede, der sich vorwiegend durch den Gebrauch von Kopfstößen, tiefen bis mittleren Tritten und einem bestimmten Grundschritt (Ginga) auszeichnete. Salti, Flick-Flack, Mariposa etc. werden nirgendwo erwähnt und setzen m.M. nach ein intensives Training voraus, das die damaligen Sklaven neben ihrer Arbeit kaum gehabt haben dürften.
Als die Capoeira (vor allem in Bahia) sich mehr spielerischer entwickelte, kam das Rad (Aú) und der Handstand hinzu, um das Spiel interessanter zu gestalten; vielleicht auch, um eine bestimmte Geisteshaltung zu entwickeln (in der die Werte, die außerhalb der Roda gelten, auf dem Kopf stehen).
Mestre Bimba führte in den Unterricht die Cintura Desprezada ein - eine Übung zur Körperbeherrschung, bei welcher ein Spieler den anderen hoch in die Luft beförderte, und der Geworfene lernen mußte, wie eine Katze immer auf den Füßen zu landen.

Apollo13
21-07-2004, 15:16
Betrachtet man alte Aufnahmen von Mestre Bimba und Mestre Pastinha, fällt auf, daß fast alle Akrobatik fehlt, die heute mehr oder weniger zum Standardrepertoire der Capoeira gehören.

Yupp, Punkt für Dich!

Aber ich weiss nicht wer's gesagt hat (denke Bimba) dass schöne am Capoeira is dass es sich weiterentwickelt! Da wir keine Formen laufen ist Capoeira individuell und somit bringt jeder sein eigenes Talent und Ideen hinein!

Und wer weiss, vielleicht hat ers einfach nicht gezeigt und sie waren schon älter! Ältere Capoeirista können mit Erfahrung spielen, jüngere mit ihrem Körper (nicht was ihr wieder denkt!!!) :D

Wichtig ist nur, dass man sich "innerhalb der Grenzen" bewegt! Das aus seinem eigenen Capoeira kein Kung Fu/Karate/BJJ/Turnen/ect. wird! Das heisst für mich ich kann schon ein FlicFlac machen und trainiere trotzdem im Geist der Capoeira!


Salti, Flick-Flack, Mariposa etc. werden nirgendwo erwähnt und setzen m.M. nach ein intensives Training voraus, das die damaligen Sklaven neben ihrer Arbeit kaum gehabt haben dürften.
Als die Capoeira (vor allem in Bahia) sich mehr spielerischer entwickelte, kam das Rad (Aú) und der Handstand hinzu, um das Spiel interessanter zu gestalten; vielleicht auch, um eine bestimmte Geisteshaltung zu entwickeln (in der die Werte, die außerhalb der Roda gelten, auf dem Kopf stehen).

Kennst Du den Roman Palmares? Dort beschreibt der Autor wie die Sklaven in Quilombos geflohen sind! Und dort haben die auch trainiert! Ich kann mir vorstellen dass mit der afrikanischen Kultur und der Sklavenvergangenheit im Kampftraining Spass und Freund sehr sehr wichtig geworden sind, deswegen jedes Training, jede Roda ein Fest! Aber wir wissen halt leider nicht wie es wirklich war!

Ich glaube, damalige Kämpfer, egal ob Karateka, Capoeira, Kung Fu ect. stecken die heutigen locker in die Tasche! Wir machen das aus Spass, die um zu überleben und, viel wichtiger, um ihre Lieben zu schützen! Da denke ich dass wir "Jetzt"-KK vielleicht ein bisschen zu arrogant in unseren Vorstellungen sind!

Viele Bewegungen aus dem Capoeira gibt es wirklich nicht so lange. Die Tritte aus den asiatischen Stilen, neue Elemente erfunden (Envergado), Akrobatik übernommen (Mariposa - deswegen meine Frage)! Aber vielleicht wurden diese schon gemacht oder andere Dinge! Bei der gleichen Körpermechanik gibt es nicht so viele Möglichkeiten den Körper als Waffe einzusetzen!

Verletzungsfreies Training!

Ligeirinho
21-07-2004, 15:56
Da wir keine Formen laufen, ist Capoeira individuell und somit bringt jeder sein eigenes Talent und Ideen hinein!!
100% Zustimmung!


Und wer weiss, vielleicht hat ers einfach nicht gezeigt und sie waren schon älter!
Bimba war eigentlich dafür bekannt, daß er die damalige "verspielte" Capoeira nicht sonderlich schätzte. Deshalb hat er Bewegungen ins Capoeira eingeführt, die seiner Meinung nach mehr auf Kampf orientiert waren. Nein, ich glaube nicht, daß wir Bimba oder seinen Vorgängern die z.T. spektakuläre Akrobatik von heute verdanken.
Versteh mich nicht falsch, ich kann mich an guter Akrobatik sehr begeistern, weil es zeigt, was man alles mit seinem Körper anstellen kann. Schöner ist es natürlich, wenn die Akrobatik das Spiel vorantreibt und sich dem Spiel unterordnet. Ich denke, da sind wir uns einig.
Den Roman "Palmares" kenne ich nicht. Es sei denn, du meinst den Roman "Das Palmenreich". Leider gibt es überhaupt keinen Beweis, daß die Palmarinos Capoeira trainiert haben. Es ist ein schönes Märchen, mehr nicht. In jeder Kampfkunst gibt es diese Mythen von der ruhmvollen Vergangenheit.
Ich bin mal ketzerisch und behaupte, daß die meisten spektakulären Akrobatik-Elemente erst in den letzten dreißig/vierzig Jahren in der Capoeira Einzug gehalten haben.
Inwieweit es schon vor Bimba rudimentär Akrobatik-Elemente gab... Möglicherweise als Körperschulung, einige Bewegungen vielleicht auch als Kampfpraxis. Auf einem alten Foto von Sinhozinho (der zur selben Zeit wie Bimba lebte und unterrichtet) ist zu sehen, wie er einen Sprung mit geschlossenen beiden Beinen in Richtung Gegner ausführt.
Um wieder aufs Thema zurückzukommen; ich halte Mariposa für eine extrem schwere Bewegung, um damit außerhalb der Roda jemanden zu treffen.

Apollo13
21-07-2004, 16:38
100% Zustimmung!

Bimba war eigentlich dafür bekannt, daß er die damalige "verspielte" Capoeira nicht sonderlich schätzte. Deshalb hat er Bewegungen ins Capoeira eingeführt, die seiner Meinung nach mehr auf Kampf orientiert waren. Nein, ich glaube nicht, daß wir Bimba oder seinen Vorgängern die z.T. spektakuläre Akrobatik von heute verdanken.


Hast Du vorher nicht was anderes geschrieben ;)





Versteh mich nicht falsch, ich kann mich an guter Akrobatik sehr begeistern, weil es zeigt, was man alles mit seinem Körper anstellen kann. Schöner ist es natürlich, wenn die Akrobatik das Spiel vorantreibt und sich dem Spiel unterordnet. Ich denke, da sind wir uns einig.


110% Zustimmung ! Obwohl ich früher vielleicht anders gedacht habe!

Chimp war ja ein begnadeter Akrobat! Aber es gibt ein Spiel von ihm als Videoclip (gab's noch mehr???) das war ja wirklich fürchterlich! Der is nur weggelaufen und hat Schrauben, Saltos ect. gemacht und der andere konnte nicht mit ihm spielen =)



Leider gibt es überhaupt keinen Beweis, daß die Palmarinos Capoeira trainiert haben. Es ist ein schönes Märchen, mehr nicht. In jeder Kampfkunst gibt es diese Mythen von der ruhmvollen Vergangenheit.


Naja, is aber schon sehr wahrscheinlich! Die wollten sich ja evtl. verteidigen können und waren immer der Gefahr der Sklaverei ausgesetzt! Aber vielleicht haben die ja auch 100 m Lauf trainiert um schnell wegzurennen? Wer weiss? :cool:

Aber das ist ein Märchen an das ich gerne glaube! Sollte ich nicht daran glauben dann müsste ich denken Capoeira ist wirklich nur ein Tanz! Ich halte es aber für eine effektive KK! Und sie bringt Dir das improvisieren bei und ist vielleicht die einzige??? KK mit der Du Dich, an Händen und Füssen gefesselt, verteidigen kannst!

Also vielleicht hast Du recht! Aber mein Märchen und mein Ideal is schöner ;)



Ich bin mal ketzerisch und behaupte, daß die meisten spektakulären Akrobatik-Elemente erst in den letzten dreißig/vierzig Jahren in der Capoeira Einzug gehalten haben.


Yupp, das heisst aber nicht das es vorher noch keine gab!



Inwieweit es schon vor Bimba rudimentär Akrobatik-Elemente gab... Möglicherweise als Körperschulung, einige Bewegungen vielleicht auch als Kampfpraxis. Auf einem alten Foto von Sinhozinho (der zur selben Zeit wie Bimba lebte und unterrichtet) ist zu sehen, wie er einen Sprung mit geschlossenen beiden Beinen in Richtung Gegner ausführt.


Naja, solche Bewegungen würde ich jetzt sogar gar nicht so zum Capoeira zurechnen weil die nicht sehr kreisförmig is!



Um wieder aufs Thema zurückzukommen; ich halte Mariposa für eine extrem schwere Bewegung, um damit außerhalb der Roda jemanden zu treffen.

Yupp, treffen kannst Du schlecht jemanden! Deshalb weiss ich nicht für was sie genau da ist - und ich dachte die WuShu-Leute machen keine Bewegung nur um der Bewegung willen, weil sie schön aussieht und soooo, deshalb die Frage, aber anscheinend habe ich mich getäuscht!

Grüße

knudolf
21-07-2004, 20:11
@Bolero: -das mit den Gefesselten Händen und den Sklaven ist auch so ein Märchen...Soweit ich weiß, wurde Capoeira vor allem in den Städten entwickelt und benutzt...-vor allem von Hafenarbeitern, Gaunern und von Sklaven, die sich (relativ) frei bewegen durften und die meist Messer und Rasierklingen benutzten...
-Suxi aus m Capoeira-Forum kann dir da bestimmt mehr drüber sagen...
Außerdem: die ursprüngliche (ich meine den Stil, der um ca. 1930 in Bahia praktiziert wurde) Capoeira (Angola kommt da näher ran als Regional), spielte sich, denke ich, mehr am Boden ab, wobei man sich, für das Gleichgewicht, oft mit einer oder beiden Händen abstützt/-e.
-versuch das mal mit gefesselten Händen...

Btw., ich finde, Mestre Bimba und auch Sinhozinho (richtig geschriem? -der Mann wird ja eigentlich von den "richtigen Capoeiristas" in Liedern etc. nur verarscht) haben einen Fehler gemacht, als sie das Spiel (vermeintlich) "kämpferischer" gemacht haben...Ich denke, das lockere, enge und oft (sehr) langsame (manchmal auch sehr schnelle) Spiel der Angola ist viel besser dafür geeignet, Kreativität, Timing, Distanzgefühl, Balance und gute Körperhaltung zu trainieren -und ist damit m.M. nach besser geeignet, Kämpferische Attribute zu trainieren, als die, oberflächlich betrachtet "kämpferischere" Regional...

Außerdem ist Angola in der Grund-Tendenz nicht so aggressiv (aber unberechenbarer wegen der Tempo-Wechsel und der unorthodoxen Späße der Spieler), so dass man im Spiel eher ein "flow"-Erlebnis* bekommt, als bei Regional, wie ich finde.

*"flow" ist, soweit ich weiß ein ziemlich guter psychischer Zustand, um zu lernen...-Voraussetzung ist, dass die Aufgabe nie so schwer ist, dass sie einen überfordert (wie z.B. beim Box-Sparring, wenn man den Überblick verliert und "dicht" macht), aber trotzdem so schwierig, dass sie die gesamte Konzentration (auf die Gegenwart) erfordert...

Ligeirinho
21-07-2004, 20:48
Hast Du vorher nicht was anderes geschrieben ;)
Äh... nein... eigentlich nicht. :confused: Soviel ich weiß, hab ich geschrieben, daß ich bezweifle, daß Bimba ein großer Fan von Akrobatik war - eben weil er den Ruf hatte, doch sehr kämpferisch eingestellt zu sein. Ebenso schrieb ich, daß in den alten Aufzeichnungen keine Rede von spektakulärer Akrobatik ist.


Aber vielleicht haben die ja auch 100 m Lauf trainiert um schnell wegzurennen? Wer weiss?
Die Palmarinos werden sich wohl mit Flinten, Macheten, Speeren und Stöcken verteidigt haben. Das Ganze mehr mit Guerillataktik als im offenen Kampf. So wie die Capoeira es eigentlich auch im Spielerischen lehrt.


Also vielleicht hast Du recht! Aber mein Märchen und mein Ideal is schöner ;)
Es ist eine schöne Geschichte, dieser Guerillakrieg eines schwarzen Spartakus, das stimmt. Dazu muß er noch nicht einmal Capoeirista gewesen sein. ;)


Ich denke, das lockere, enge und oft (sehr) langsame (manchmal auch sehr schnelle) Spiel der Angola ist viel besser dafür geeignet, Kreativität, Timing, Distanzgefühl, Balance und gute Körperhaltung zu trainieren (...) Außerdem ist Angola in der Grund-Tendenz nicht so aggressiv (aber unberechenbarer wegen der Tempo-Wechsel und der unorthodoxen Späße der Spieler), so dass man im Spiel eher ein "flow"-Erlebnis* bekommt......
:halbyeaha

P.S.: Interessantes Thema, aber in diesem Forum OffTopic.

knudolf
21-07-2004, 21:02
Naja, solche Bewegungen würde ich jetzt sogar gar nicht so zum Capoeira zurechnen weil die nicht sehr kreisförmig is!

Achso: Es gibt kein "Regelwerk" in der Capoeira...-nur ein allgemeines Verständnis davon, was "schön" ist, und was unstylisch...
-Es werden aber auf jeden Fall auch viel und gern "unkreisförmige" Bewegungen im Spiel benutzt -Cabecada und diverse Kopfstöße z.B. oder Vorwärts- und Rückwärts-Fußtritte...

P.S.: Interessantes Thema, aber in diesem Forum OffTopic. -ich weiß, aber bin ich hier der Moderator? ;)

Apollo13
21-07-2004, 21:57
Erst mal sorry dass ich diese Lawine losgetreten habe - wollte wirklich nur wissen für was im Wushu die Schraube is' und jetzt hats ne nette Eigendynamik entwickelt!

Vielleicht kann mans rüber ins Capoeira-Forum schieben!


Achso: Es gibt kein "Regelwerk" in der Capoeira...-nur ein allgemeines Verständnis davon, was "schön" ist, und was unstylisch...
-Es werden aber auf jeden Fall auch viel und gern "unkreisförmige" Bewegungen im Spiel benutzt -Cabecada und diverse Kopfstöße z.B. oder Vorwärts- und Rückwärts-Fußtritte...


Ja, aber ne Cabecada is eigentlich auch kreisförmig! Erst Esquiva dann Cabecada - der Kopf macht eigentlich einen Haken!

*überleg: dann müssts ja eigentlich nicht Kopfstoß sondern Kopfhaken heissen, hmm* :confused:

In den siebziger Jahren haben Capoeiristas die geraden Tritte aus den anderen KK erfolgreich importiert! Vorher gabs den Witz dass man sich nur in die Ecke stellen musste und der Capoeirista konnte ihn nicht treffen (Witz, wie gesagt)

Ich hab das in dem Kontext von dem Bimba-Capoeira geschrieben und der Flying-Side-Kick mit zwei Füssen aka Voodo Morcequo (dt: die Voodo Fledermaus) scheint mir zu gerade für "wirklich authentisches Capoeira" zu sein - wie gesagt persönlicher Eindruck!

Ligeirinho
22-07-2004, 08:20
In den siebziger Jahren haben Capoeiristas die geraden Tritte aus den anderen KK erfolgreich importiert!
Zumindest Bimba hat bereits den Bencao ("Segen") benutzt, einen Frontkick. (Muß also vor den 70ern gewesen sein.) Der Vorwärtstritt wird schon früh zum Arsenal der Capoeiristas gehört haben. Daß in der heutigen Capoeira zu einem großen Teil kreisförmige Tritte benutzt werden, muß nicht zwangsläufig heißen, daß es früher auch so gewesen war.



... der Flying-Side-Kick mit zwei Füssen aka Voodo Morcequo (dt: die Voodo Fledermaus) scheint mir zu gerade für "wirklich authentisches Capoeira" zu sein
Den Tritt, den Rudolf Hermany (ein Schüler Sinhozinhos) auf dem Bild ausführt, erinnert sehr an einen Morcego. Ob er ihn "importiert" hat oder nicht, zumindest scheint es diese Art von Tritt in der Capoeira schon weit vor den 70ern gegeben haben.
http://ejmas.com/jcs/capoeira/s41dobrado.jpg

Apollo13
22-07-2004, 10:57
@Bolero: -das mit den Gefesselten Händen und den Sklaven ist auch so ein Märchen...Soweit ich weiß, wurde Capoeira vor allem in den Städten entwickelt und benutzt

Außerdem: die ursprüngliche (ich meine den Stil, der um ca. 1930 in Bahia praktiziert wurde) Capoeira (Angola kommt da näher ran als Regional), spielte sich, denke ich, mehr am Boden ab, wobei man sich, für das Gleichgewicht, oft mit einer oder beiden Händen abstützt/-e.
-versuch das mal mit gefesselten Händen...




Queda de rin, sagt dir das was? Da stützt man sich mit beiden Händen ab und ist eine "traditionelle" Figur! Dabei könnte man auch gefesselt sein und ist trotzdem stabil weil der Ellenbogen in Nierengegend ist!

Ich GLAUBE viel von den Techniken sind in dem Gedanken entwickelt bzw. weiterentwickelt worden gefesselt zu sein oder wenn du gefesselt bist nicht hilflos zu sein!


Btw., ich finde, Mestre Bimba und auch Sinhozinho (richtig geschriem? -der Mann wird ja eigentlich von den "richtigen Capoeiristas" in Liedern etc. nur verarscht) haben einen Fehler gemacht, als sie das Spiel (vermeintlich) "kämpferischer" gemacht haben...Ich denke, das lockere, enge und oft (sehr) langsame (manchmal auch sehr schnelle) Spiel der Angola ist viel besser dafür geeignet, Kreativität, Timing, Distanzgefühl, Balance und gute Körperhaltung zu trainieren -und ist damit m.M. nach besser geeignet, Kämpferische Attribute zu trainieren, als die, oberflächlich betrachtet "kämpferischere" Regional...



Ich habs hier schon mal geschrieben: in Regional kannst Du Geschwindigkeit und sauber (d.h. effektive) Technik trainieren! Will man aber einen Kämpfer vorbereiten sind Strategie und Taktik enorm wichtig! Und da ist Angola doch ein spitzen Werkzeug dass zu trainieren! Da lernt man auch die von Ligeirinho zitierte Guerillataktik !



Außerdem ist Angola in der Grund-Tendenz nicht so aggressiv (aber unberechenbarer wegen der Tempo-Wechsel und der unorthodoxen Späße der Spieler), so dass man im Spiel eher ein "flow"-Erlebnis* bekommt, als bei Regional, wie ich finde.

*"flow" ist, soweit ich weiß ein ziemlich guter psychischer Zustand, um zu lernen...-Voraussetzung ist, dass die Aufgabe nie so schwer ist, dass sie einen überfordert (wie z.B. beim Box-Sparring, wenn man den Überblick verliert und "dicht" macht), aber trotzdem so schwierig, dass sie die gesamte Konzentration (auf die Gegenwart) erfordert...

Man bzw. ich kann auch bei einem schönen Regionalspiel ein Flowerlebniss bekommen, dazu darf ich aber nicht auf meinen Mitspieler aufpassen müssen, d.h. es müssen zwei gleichgute zusammentreffen! Bei einem schönen schnellen akrobatischen Regionalspiel hat man zu dem Flow-Gefühl noch einen "Geschwindigkeitsrausch" was auch nicht schlecht ist!

ABER: Ist halt jetzt ne philosophische Frage - Mach ich Capoeira/KK nur wegen den Glückshormonen die ausgestossen werden? Lebe ich mein Leben nur danach???

Grüße und verletzungsfreies Training!

Ich frag mal Matrose ob er den Thread verschieben kann!

Apollo13
22-07-2004, 12:01
Zumindest Bimba hat bereits den Bencao ("Segen") benutzt, einen Frontkick. (Muß also vor den 70ern gewesen sein.) Der Vorwärtstritt wird schon früh zum Arsenal der Capoeiristas gehört haben. Daß in der heutigen Capoeira zu einem großen Teil kreisförmige Tritte benutzt werden, muß nicht zwangsläufig heißen, daß es früher auch so gewesen war.



Geb's ja zu, hab gelogen :devil: *g* !

Ne, das hab ich zwar gewusst, aber das ist wohl der intuitivste Tritt den es gibt!

Capoeira unterscheidet sich dadurch dass viele Techniken kreisförmig sind, Energie wird so gewonnen, im Gegensatz zu geraden Techniken wie z.B. aus dem Karate! Mit so einem unterschiedlichen Paradigma bewegt man sich auch ganz anders, Schnellkraftmässig explosiv im Karate, fliessend im Capoeira



Den Tritt, den Rudolf Hermany (ein Schüler Sinhozinhos) auf dem Bild ausführt, erinnert sehr an einen Morcego. Ob er ihn "importiert" hat oder nicht, zumindest scheint es diese Art von Tritt in der Capoeira schon weit vor den 70ern gegeben haben.


Ich frag ihn dann mal woher er die Idee hatte wenn ich in den Himmel komme! Aber, au weh, oben hab ich ja gelogen! Wird wohl immer ein Rätsel bleiben :D
- oder Du fragst für mich!

Naja, in asiatischen KK hat man halt ne feste Technikvorgabe, im Capoeira die Vorgabe dass es flüssig ins Spiel passt, deshalb kann ja jeder sein Zeugs machen! Voodoo Morcego muss man halt mind. einen Schritt Anlauf nehmen und abspringen, is nicht sehr flüssig ins Spiel zu integrieren. Deshalb sieht man auch so wenig FlyingSidekicks im Capoeira weils net gar so gut passt!

Verletzungsfreise Training!

knudolf
22-07-2004, 12:20
Ja, aber ne Cabecada is eigentlich auch kreisförmig! Erst Esquiva dann Cabecada - der Kopf macht eigentlich einen Haken!

In den siebziger Jahren haben Capoeiristas die geraden Tritte aus den anderen KK erfolgreich importiert! Vorher gabs den Witz dass man sich nur in die Ecke stellen musste und der Capoeirista konnte ihn nicht treffen (Witz, wie gesagt)

Du solltest dir wirklich mal ein Capoeira-Spiel mit Angoleiros ansehen...
Du wirst dort sehr viele Bencaos, chapas, cabecadas und -Kopfstöße mit Stirn und -Hinterkopf sehen -alles keine runden Bewegungen -und die gab es alle nachweisbar schon seit 1930 zu Zeiten Pastinhas' (und sicher auch schon vorher).
Ich fände das Spiel nicht sehr kreativ und -vorhersehbar, wenn nur kreisförmige Bewegungen "erlaubt" wären (es ist alles erlaubt).
queda de rin sagt mir was. :)

Apollo13
22-07-2004, 14:11
Du solltest dir wirklich mal ein Capoeira-Spiel mit Angoleiros ansehen...



Spiel selber Angola, aber mehr Regional



Du wirst dort sehr viele Bencaos, chapas, cabecadas und -Kopfstöße mit Stirn und -Hinterkopf sehen -alles keine runden Bewegungen -und die gab es alle nachweisbar schon seit 1930 zu Zeiten Pastinhas' (und sicher auch schon vorher).
Ich fände das Spiel nicht sehr kreativ und -vorhersehbar, wenn nur kreisförmige Bewegungen "erlaubt" wären (es ist alles erlaubt).
queda de rin sagt mir was. :)

Ich glaub wir reden aneinander vorbei! Natürlich gibts nicht nur runde Bewegungen sondern die Bewegungen sind zu meist rund damit sie flüssig ins Spiel integriert werden können! Das war meine Meinung! Sind sie nicht mehr rund wirken sie zu meist eckig ect... was mein Fehler war weil ich vorher TKD und TSD gemacht hab und das ganz schön anstrengend war das rauszukriegen!

knudolf
22-07-2004, 18:38
Spiel selber Angola, aber mehr Regional



Ich glaub wir reden aneinander vorbei! Natürlich gibts nicht nur runde Bewegungen sondern die Bewegungen sind zu meist rund damit sie flüssig ins Spiel integriert werden können! Das war meine Meinung! Sind sie nicht mehr rund wirken sie zu meist eckig ect... was mein Fehler war weil ich vorher TKD und TSD gemacht hab und das ganz schön anstrengend war das rauszukriegen!
ok -verstehe ich...-man sollte bei den "unrunden" Bewegungen halt nicht den kompletten Körper anspannen (wie beim Karate und -TKD (oder?)), dann kann man auch flüssig weiterspielen.
Und wenn mein Mitspieler sich wie ein Karate-Roboter bewegt -umso besser...-da kann man ihn doch wunderbar veräppeln...-ein guter Capoeirista kommt mit jedem "Gegner" klar, finde ich...

Apollo13
22-07-2004, 23:09
ok -verstehe ich...-man sollte bei den "unrunden" Bewegungen halt nicht den kompletten Körper anspannen (wie beim Karate und -TKD (oder?)), dann kann man auch flüssig weiterspielen.


Meine persönliche Erfahrung is jetzt so:
Bei TSD/TKD und manchen Karatestilen sind deine Muskeln entspannt bis zu dem Moment wo die Körperwaffe auftritt! Durch die Muskelanspannung am Schluss schützt man u.a. die Gelenke und man enwickelt auch Power! Vorher sind die Muskeln entspannt bzw. nur die Muskelgruppen die für die Bewegung notwendig sind arbeiten, daher kommt auch die Geschwindigkeit und deshalb ist es ein (lebens)langer Prozess eine Technik zu perfektionieren bzw. perfektionieren zu wollen!

Mit meinem Capoeira kann ich auch so umgehen! Bei einem Tritt entspannt bis kurz vor'm Impact! Machts schnell, locker und trotzdem kräftig!

Ich habe aber den Eindruck damit der gewünschte Ausdruck entsteht muss ich mich "kreisartig" bewegen! Also das heisst jetzt nicht dass ich mich die ganze Zeit drehe!

Folgendes Bild:
Ein Capoeirista ist Wasser in einem Gefäss, ein Karateka (ich will jetzt nicht alle verallgemeinern, es gibt ja auch weichere Stile, ich kenn mich nicht so aus, aber typisch wäre beispielsweise Shotokan) ist Steine in dem gleichen Gefäss!

Um als Capoeirista Power zu entwickeln ist das wie das Wasser dass hin und herschwappt! Ich bewege mich nach links, bremse ab, das Wasser schwappt zurück und habe Energie nach rechts!

Die Steine beim Karatka schwappen aber nicht! Daher kann der linearer gehen!

Das habe ich vielleicht mit runden Techniken gemeint! Der ganze Körper beim Capoeirista ist wie Wasser in einem Gefäss das schwappt!

Du hast aber Recht, der Ausdruck beim Angola muss nicht so sein - will man aber schnell Regional spielen kommt oft dieser Ausdruck, Esquivas links / rechts, das Wasser schwappt, dieses Schwappen sind die Gegenbewegungen um Richtungen zu ändern!

Jetzt wo ich's schreib: der Karateka hat dafür seine Gegenbewegung, der Capoeirista beschleunigt manchmal noch mit rein in die Bewegung!



Und wenn mein Mitspieler sich wie ein Karate-Roboter bewegt -umso besser...-da kann man ihn doch wunderbar veräppeln...-ein guter Capoeirista kommt mit jedem "Gegner" klar, finde ich...

Äh, hab das alles nur von meiner Sichtweise und meinem Capoeira geschrieben! Jeder von euch hat ein Recht auf meine Meinung! :D

PS: Ich hab den Moderator schon ne PN geschrieben dass er diesen Thread verschieben soll - sorry wenns stört!