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Vollständige Version anzeigen : Sparring im Ken-/ Naginata- oder Sojutsu



Learning_Ronin
27-08-2017, 19:57
Guten Tag an alle,

ich frage mich in letzter Zeit ob und in welchen Ryu (siehe im Titel) Sparring betrieben wird. Damit meine ich nicht Kendo oder Naginatado mit Trefferzonen sondern möglichst freie Kämpfe ähnlich wie sie im HEMA praktiziert werden (unteranderem sogar mit Trainingswaffen aus Stahl).

Die einzigen Ryu die ich bisher dazu gefunden habe sind die Toyama-ryu und die Hokushin Ittō-Ryū. Soweit ich weiß wird das Sparring dazu gekiken oder gekken genannt.

Beispiel Toyama-ryu: https://www.youtube.com/watch?v=D7nUFpznK7E
Beispiel Hokushin Ittō-Ryū: https://www.youtube.com/watch?v=SKh5ac4Fk80

Meine andere Frage wäre warum sich Kendo oder Naginatado überhaupt auf Trefferzonen und Shinai beschränkt und sich nicht ähnlich wie im HEMA entwickelt hat.

Ist euch bekannt ob und wie in Japan vor der Meiji-Restauration insbesondere vor Ende der Sengoku-Zeit gesparrt wurde?

Zum Schluss: Ich möchte weder Kendo oder andere Ryu schlecht machen oder herabsetzen :).

Gruß:
Learning_Ronin

Gast
27-08-2017, 20:31
Meine andere Frage wäre warum sich Kendo oder Naginatado überhaupt auf Trefferzonen und Shinai beschränkt und sich nicht ähnlich wie im HEMA entwickelt hat.

Betreffs der Trefferzonen:
Man muss bedenken das Kendô und Naginata sich in einer Zeit entwickelt haben, in der die Technologie der Schwertsimulatoren und der Schutzausrüstung relativ primitiv war im Vergleich zum heutigen HEMA Equipment, was sich bis zum heutigen Tag nicht großartig geändert hat wenn man von haltbaren Carbonshinai mal absieht. Und Shinai zecken halt ziemlich und können immer noch zu unschönen Blutergüssen führen.

Dann kommt noch der Aspekt dazu das Kendô schon relativ früh versucht wurde in den Schulsport zu integrieren. Zuerst um die Tugenden der "Samurai" in Japans Jugend einzupumpen und einen Sinn nationaler Identität zu geben(dasselbe galt für Naginata für Mädchen) und später als Wehrsport im Sinne des Ultranationalismus. Trotzdem lässt man Kinder sich ungern Mit Bambusstäben Rot und Blau Schlagen.

Die logische Konsequenz ist also das man die Trefferzonen auf die geschützten Bereiche beschränkt. Wo man den Aufprall zwar noch recht gut spürt, aber es keine oberflächlichen Verletzungen gibt und man aber vom sportlichen Aspekt her keine Motivation mehr hat Außerhalb der geschützten Stellen zu attackieren.

Gast
27-08-2017, 20:53
- Post #3 nicht mehr relevant, bitte löschen -

Dragodan
28-08-2017, 05:24
Ganz bekannt: Owari Kan-ryu.

Drunken Tiger
28-08-2017, 11:58
Es kommt auch auf das jeweilige Dojo an, ob Freikampf betrieben wird oder nicht.
Zum Beispiel wird nicht in jeder Toyama ryu Gruppe gekiken betrieben.

Zwei weitere ryūha in denen Freikampf verbreitet ist sind Tennen Risshin Ryū and Kashima Shinden Jikishinkage Ryū.

Learning_Ronin
29-08-2017, 17:37
Schon mal vielen Dank für eure Antworten.

Was haltet ihr davon, wenn für Freikämpfe zu oder statt einer traditionellen Bogu
moderne Schutzausrüstung getragen wird, so wie man es ab Minute 8.00 in diesem Video sieht (Tennen Rishin Ryu):
https://www.youtube.com/watch?v=YKyj7-uxoIs

Gut, egal, nicht notwendig, untraditionell, ... eure Meinung würde mich interessieren.

Gruß:
Learning Ronin

ryoma
29-08-2017, 21:53
Schon mal vielen Dank für eure Antworten.

Was haltet ihr davon, wenn für Freikämpfe zu oder statt einer traditionellen Bogu
moderne Schutzausrüstung getragen wird, so wie man es ab Minute 8.00 in diesem Video sieht (Tennen Rishin Ryu):
https://www.youtube.com/watch?v=YKyj7-uxoIs

Gut, egal, nicht notwendig, untraditionell, ... eure Meinung würde mich interessieren.


Hierzu muss man sagen, dass es sich dabei nur um eine der Lehrlinien der Tennen Rishin-Ryû handelt. Die andere bekannte Linie nutzt ganz normale Bogu für ihr Gekiken.

Ich persönlich sehe denn Sinn nicht ganz, wenn praktisch jegliche Gefahr der Verletzung ausgeschlossen wird durch Eishockey-Handschuhe, Autoreifen-verstärkte Helme und komplette Armprotektoren bis zu den Schultern hoch.

Ja, im Gekiken wird man unter Stress gestellt und blaue Flecken auf die ungeschützten Körperzonen wie Beine und Arme sind völlig normal. Um das möglichst gut zu minimieren muss man eben an seiner Technik feilen. Dann klappts auch mit einer Kendo-Bogu. :D
Wenn man aber so komplett von Kopf bis Fuss eingepackt ist, dass man kaum noch einen Treffer wahrnimmt, ist das für mich keine gute Basis um lernen zu können.

Drunken Tiger
30-08-2017, 14:23
Ich sehe das genauso wie ryoma. Eine normale Kendo Rüstung mit shinai oder fukuro shinai reicht vollkommen aus. Man sieht ja in dem Video wie sämtliche Treffer einfach ignoriert werden.
Ein anderes Extrem wäre es die leichteste Berührung als Treffer zu werten. Dann verkommt die Übung zu einem game of tag.

Schnueffler
30-08-2017, 14:40
Sieht schon etwas "komisch" aus.

Eskrima-Düsseldorf
30-08-2017, 14:48
Ja, Ryoma hat Recht.

Die Hockeyhandschuhe sind selbst für Rattanstöcke zu fett für meinen Geschmack - man hat gerade bei Sparring mit Waffen immer diese Gratwanderung zwischen Sicherheit und zuviel Schutz.

Bei zuviel Schutz wird es zu wild - man ignoriert Treffer, macht Aktionen die man ohne Schutz nicht bringt etc.

Bei zu wenig Schutz steigt halt die Verletzungsgefahr - ist auch nicht gut.

Die beste Schutzausrüstung ist - wie so oft - die Fähigkeit der Trainierenden.