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KKB-Blog

Stilbashing oder freundschaftliches virtuelles Sparring

Bewertung: 6 Stimmen mit einer durchschnittlichen Bewertung von 4,33.
Ein Thema, das niemandem so wirklich fremd ist, der sich einige Zeit in den virtuellen Gladiatorenkäfigen namens Foren aufhält. Wie im echten Sparring zählt auch hier: Kondition, große Fresse (virtuelle Schlagkraft) und die persönliche Überlegenheit unabhängig von der gewählten Kampfkunst. Der Konsens, den die meisten Menschen mit den Jahren gefunden haben, nämlich dass es immer vom Kämpfer abhänge und nicht vom Stil, spiegelt sich auch in der Diskussionskultur wieder: egal, wie schlecht jemand in seinem Stil ist, im Forum kann er gewinnen. Bei einigen setzt sich auch der Gedanke durch, dass Penetranz siege. Das ist in etwa das gleiche wie ein gutes Wing Chun – ignoriere die Argumente des Gegebenübers, sondern nimm ihm jeglichen Raum, in dem er agieren könnte. Forentrolle machen das ähnlich, sie sind nur „leider“ oft allein, weil keiner ihr Freund sein will. Sie werden dann meist aus dem Raum ausgesperrt. Auch gut. Das ist sowas wie die rote Karte beim Fußball und ein Namenswechsel ist häufig günstiger als eine Geschlechtsumwandlung im „real life“.

Seit Jahren beobachte ich die Kultur in Foren. In Gegensatz zur kulturellen Entwicklung spürt man hier noch deutlich, dass der Mensch vom Affen abstammt. Die animalische Souveränität, mit der die heimische Tastatur dem Bruchtest unterzogen wird, erinnert genauso wie die als Shuriken missbrauchte Maus an das Adrenalin, das durch den menschlichen Körper schießt. Sonntag Morgen, 15.00 Uhr, gerade frisch aufgestanden und vom Türsteher mit einem Veilchen versehen, weil man, trotz seiner fernöstlichen Weisheit, einen Blick zu tief ins „Wasserglas“ und ungünstigerweise auch zur Bluse der Kellnerin geworfen hat. „Sex Sells“ heißt es doch, funktioniert nur nicht, wenn man den letzten Groschen schon an der Pommesbude ausgegeben hat. Gedanken an gestern zu verschwenden ist auch zweitrangig, schließlich ist alles im Fluss und der komische Geruch aus dem Badezimmer, nachdem man sein tiefstes Innerstes offenbaren durfte, lässt zumindest vermuten, dass hier alle 5 Elemente umgewandelt wurden. Als erhabener Krieger weiß man schließlich, dass nicht nur Blackmetal Krieg ist, sondern das Leben an sich.

Es ist wohl nun schon 16 Uhr. Also schnell ins Forum eingeloggt. Tatsächlich und überraschenderweise die gleichen Themen wie in der letzten Woche. Orpheus6 fragt nach der idealen Kampfsportart, Mutti86 nach der besten SV, Susi5 möchte gerne einen Vergleich zwischen Kickboxen und WT und der Rest der Themen ist egal. Als Krieger hat man eine Verpflichtung. Mindestens über die ineffektiven Künste aufzuklären. Das es meist diejenigen sind, die man selbst nicht trainiert: ja, dafür könne man schließlich nichts. Man ignoriert alle Distanzen, jede Zielsetzung einer Kunst, man übersieht völlig, ob mit Waffen hantiert wird oder nicht, überhaupt geht es am Ende nur noch um die Frage „Was knallt besser?“. Sollte man meinen. Und tatsächlich ist die Frage, ob es knallt, ganz elementar, wenn es um KK/KS geht, die einem in Notsituationen weiterhelfen sollen. Solange es nicht gerade die Geburtstagsfeier der Anvertrauten ist, deren Vater über die Grenzen schlägt – Reiswein, ich sags Euch! -, dann knallt es sicher auch, nur nicht mehr mit der Anvertrauten. Das ist dann vermutlich sehr schade.
Verhältnismäßigkeit ist sowieso sekundär, das habe ich in den letzten Monaten gelernt. Das männliche Ego will häufig auch Exempel statuieren, in jedem Fall ist ein schneller Ellenbogen nach hinten eine zweifelsfrei effektive – und effiziente (da geh ich jetzt aber nicht drauf ein) Methode. Okay, wenn das nur der Renter war, der seinen Schlüssel verloren hat und sich hinter einem bückt, dabei versehentlich die Krücke etwas zu weit nach vorne hält, ist das dumm gelaufen, aber wo gehobelt wird, fallen schließlich Späne. Was schriebt der auch seine Krücke von hinten an mich ran? Nagut, die Frage nach der effektiven Kampfkunst ist damit nicht beantwortet, im Grunde wissen wir alle, dass WT am effektivsten Sinne. Zumindest aus Sicht der EWTO ist es wohl die effektivste Selbstverteidigung. Das Problem ist, dass es nicht jeder so sieht, denn außerhalb der EWTO sind sich auch fast alle einig, nämlich dass es nicht die effektivste KK wäre. Das ist im Grunde das gleiche, versteht nur niemand. Natürlich hat auch die Forenevolution gewisse ultimative Lösungskonzepte entwickelt: ist Dein Lehrer schlecht, rede mit ihm. Lässt er mit sich reden, aber es wird nicht erwähnt, mutiert so ein Forum auch schnell zur neuro-psychiatrischen Praxis für Ferndiagnose. Alternativ steht noch ein Schulwechsel an, nur im WT Fall gibt es nur eine Lösung, nämlich zum Boxen zu gehen. Ein an sich sinnvoller Rat, schließlich interessiert sich jeder, der WT trainiert, für's Boxen und will auch in der Boxdistanz agieren. Deshalb hat er sich schließlich für's WT entschieden. Jetzt muss mir keiner widersprechen; ich weiß, dass er glaubt, er würde nicht gerne boxen, liegt natürlich an der EWTO Propaganda. Schließlich hat auch kein Wtler vorher etwas anderes trainiert und selbst wenn, blickt er es halt einfach nicht.
Zum Glück gibt es noch die ultimative Lösung: der Duellkampf im Ring. Ich finde, wir sollten das zukünftig mit allen anderen Kampfsportarten machen. Aikidoka, Bujinkanler, Judoka, Menschen, die Kendo trainieren, europäischen Schwertkampf, Messerkampf, Tai-Chi. Boxhandschuhe an und rein in die Boxdistanz. Wenn sie dann noch stehen, hat sich ihre Kunst bewährt. Wenn nicht.... kriegen sie am besten Forenverbot, schließlich sind's nur Schwätzer, die vom Kämpfen nichts verstehen.

Ach ja, Hugo X hatte ich ganz vergessen. Seinen Namen erwähnte ich auch nicht. Der sitzt noch brav vor seinem Rechner und kühlt sein blaues Auge. Böser Türsteher. Erwähnen wir zwar nicht, dass besagter Türsteher eigentlich Aikidoka ist und Hugo X im Suff nur gegen die Tür gelaufen ist, als er von diesem aus der Disko rausgetragen wurde. Denn eigentlich ist Hugo X voll krass korrekter KK/KS, sieht man ja an seinem blauen Auge. Er walzt sich nun im virtuellen Vollkontaktsparring durch's Forum. Schade nur, dass man vom virtuellen Brett vor dem Kopf keine Blessuren kriegt, da war die Tür am Abend zuvor ein richtig hartner Gegner...

In diesem Sinne,

seid ehrlich zu Euch selbst.

Lars Dickhoff

zur Diskussion des Artikels: http://www.kampfkunst-board.info/for...parring-85654/

(Dieser Blogeintrag ist von einem User und stellt nicht zwangsläufig die Meinung des KKB-Teams, des Betreibers oder dessen Erfüllungsgehilfen dar)

Aktualisiert: 17-11-2008 um 09:35 von jkdberlin

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