Kata-Ursprung wirklich wichtig?
Wir hatten eine etwas hitzige Diskussion gestern und es ging um folgendes:
Jemand sagte, dass Iain Abernethy sein Bunkai und Verstaendnis fuer Kata von "Reverse Engineering" zieht, also fuer eine bestimmte Bewegung eine passende Abwehr bzw einen passenden Angriff findet und deshalb nicht den Ursprung der Kata versteht.
Mein Arguement ist folgendes: ich denke mal, dass niemand heute eine direkte Abstammung zum Urheber der jeweiligen Kata hat, die man trainiert. Und selbst wenn es waere, so ist die Kata doch schon ueber einige Generationen weitergeben und erklaert worden. Jede Uebergabe und jede Uebersetzung von Anleitungen wird doch durch Verstaendnis und Interpretation jedes Mal ein bisschen geaendert.
Nun trainiere ich in einem Goju Ryu Verein. Wir trainieren auch manchmal mit einem befreundeten Verein (auch Goju), naemlich DKK. DKK hat hier auf der Insel den Ruf einer der haertesten und besten Karatevereine zu sein. Sensei Gavin hat ein Buch darueber geschrieben, wie sie die Kata zum Schwarzgurt aufbauen (Four Shades of Black, wenn jemand interessiert ist) und es ist eine logische Aufschluesselung der Goju Kata, die in einer bestimmten Reihenfolge einen bestimmten Sinn ergeben.
Sollte ich jemals meine eigenen Schueler haben und ihnen Kata beibringen, so basiert doch mein Verstaendnis der jeweiligen Kata auf dem, was mein Lehrer (ein Doktor der Sportswissenschaften, hier gibt's also nur Fakten) mir beigebracht hat. Es ist aber doch auch davon beeinflusst, was ich von DKK gelernt habe und auch von Erkenntnissen, die vom MMA-Training habe oder sogar von Seminaren mit Abernethy.
Somit denke ich, der Sinn und die Anwendung einer Kata sind recht persoenlich, von Verein zu Verein gibt es schon grosse Unterschiede und verschiedenen Stilrichtungen erst recht.
Meine eigentliche Frage ist also: Findet Ihr, dass es wichtiger ist, eine Kata sinnvoll zu lehren und zu benutzen oder dem (nie beweisbaren) Ursprung der Kata nachzueifern und neue Erkenntnisse zu ignorieren?