Dazu gibt es Aussagen des Begründer, die könnten ja als Orientierung dienen.
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@ Alexander2
In einem deiner Beiträge habe ich gelesen, dass du schon viele unterschiedliche Aikido-Stile ausprobiert hat (also ein paar mal zum Probetraining gefahren bist). Anschließend hast du behauptet, dass es gravierende Unterschiede zwischen diesen Aikido-Stilen gibt. Nun, erstens als Anfänger bist du gar nicht im Stande die wirklichen Unterschiede zwischen den einzelnen Aikido-Stilen zu erkennen und ein paar Mal hier und dort zum Aikido-Probetraining zu gehen, macht aus dir noch lange keinen Experten fürs Aikido. Da kannst du dir ebenso gut auf Youtube irgendwelche Videos dazu ansehen und bist am Ende genauso schlau.
Die Unterschiede zwischen den Aikido-Stilen sind in Wahrheit gering, Unterschied besteht vor allem in der Trainingsweise und nicht in der Anzahl der Techniken, die unterrichtet werden. Außerdem gibt es kein Standard-Aikido, nicht mal innerhalb des gleichen Aikido-Stils. Es hängt alles davon ab, bei wem du trainierst, wie du trainierst und wenn du als Trainingspartner hast. Darauf kommt es an. Schon allein daran, weil du das nicht erkannt hast, weiß ich, dass du vom Aikido keine wirkliche Ahnung hast (was aber auch kein Verbrechen ist).
Zu was anderem... MMA und Aikido sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Der einfachste und auch nahliegenste Grund, warum keine reinen Aikido-Techniken im MMA verwendet werden, ist einfach der, weil es in den Augen eines MMA-Kämpfers viele andere und für seine Absichten bessere Kampftechniken gibt als diejenigen, die das Aikido anzubieten hat. Übrigens im MMA wird sehr wohl geworfen, gehebelt etc. aber eben nicht so, wie man es im Aikido macht.
Was die von dir angesprochene Fülle an Kampftechniken des Karate (oder welcher Kampfkunst auch immer, einschließlich des Aikido) betrifft, sei dir gesagt, dass in einer echten SV-Situation, du in 99 von 100 Fällen nie dazu kommen wirst, diese Fülle in der Realität auszuprobieren - weil dir einfach die Zeit fehlt.
Schau dir mal richtige Wettkämpfe im Internet an, wo Profis ganz unterschiedlicher Kampfkünste gegeneinander antreten, am Ende sieht es in nahezu jedem Wettkampf danach aus, als würden alle nur Kickboxen in Kombination mit Grappling/Ringen machen - von der ach so enormen Fülle an Kampftechniken, die diese Wettkämpfer mit Ihrem Kampfkunst-Background zeigen müssten, bleibt in einem echtem Kampf nicht mehr viel übrig.
Eingesetzt werden dann meist nur noch die Techniken, die Körper und Verstand schnell abrufen kann (ohne dass der Kämpfer lange überlegen muss, was er als nächstes tun will), deren Ausführung nur wenig Zeit kostet, enormen Schaden beim Gegner anrichten und schnell zum Sieg führen. Unter solchen Wettkampfbedingungen sind Aikido-Techniken und ähnlich komlizierte Techniken keine brauchbare Option für MMA-Kämpfer.
Übrigens in einem echten Straßenkampf wirst du auch nicht auf jedes Detail achten wie bei einer Karate-Prüfung. Das wirst du es auch nicht wollen. Du wirst irgendwie kämpfen - egal wie. Hauptsache du kommst halbwegs gesund aus der Nummer wieder raus. Das ist das Einzige, was dich dann noch interessieren wird - und nicht die lupenreine korrekte Ausführung irgendeiner Technik.
Desweiteren, weder du, ich noch sonst irgendein Aikidoka muss hier die "Ehre" des Aikido (noch sonst einer Kampfkunst) verteidigen. Denkst du ernsthaft, die Mehrheit der weltweit Aikido-Übenden (oder der Wing Chun-Übenden etc.) interessiert es wirklich, ob irgendwelche selbsternannten SV-Experten hier im Forum oder die MMA/BJJ/Krav Maga-Szene im Allgemeinen solche Kampfkünste wie Aikido, Wing Chun etc. für effektiv oder straßenkampf-tauglich hält? Denkst du, wir haben nichts besseres zu tun, als unsere Zeit mit so einem Unsinn zu verschwenden?
Es sind nur Meinungen, über die man streiten und diskutieren kann und genau dafür sind solche Foren gedacht. Nur weil hier irgendwelche Forennutzer eine bestimmte Kampfkunst für nicht effektiv halten, heißt das noch lange nicht, dass dies stimmt. Es ist nichts weiter als deren Meinung und Punkt (und darin schließe ich mich ebenfalls ein). Es sind keine Dogmen oder unwiderlegbaren Wahrheiten/Fakten, die man so und nicht anders zu akzeptieren hat. Also locker bleiben!
Erzähl mal so was da für Techniken angewendet werden? Da ich auch in dem Bereich arbeite und Standhebel für total unrealistisch halte und ein Jahr Aikido betrieben habe, und mir somit ein kleines Urteil darüber erlaube, würde ich gerne erleuchtet werden.
Dein MMA-Statement ist Schwachsinn. In MMA-Schmieden wird in erster Linie das trainiert was sich bewährt hat und das ist ne ganze Menge. Und es wird so viel oder wenig Aufwand betrieben wie im Karate auch. Das hat nichts mit dem Stil sondern mit der Person welcher diesen trainiert.
Das beste aus allen Kampfkünsten. Lol Was an diesem Statement falsch ist reicht für 2 Seiten Geschriebenes
Was mir zum Thema Aikido und Gewaltfreiheit einfällt: Wenn man gewaltfrei leben will, warum trainiert man dann die Ausübung von Gewalt? Auch die im AIkido oft als Ideal genannte (und ziemlich wirklichkeitsferne) Kontrolle eines Angriffs, ohne den/die Angreifer(in) dabei zu verletzen, ist Gewalt. Gewalt muss nicht unbedingt mit Brutalität und Verletzungen einhergehen. Ich würde sogar meinen, reines Ausweichen sei eine Form von Gewalt, da ein Angriff üblicherweise mit der Intention durchgeführt wird, zu treffen. Weicht man nun aus, so erzeugt man durch Einsatz der eigenen Fertigkeiten eine Situation gegen den Willen des/der Aggressor(in). Eine radikal gewaltfreie Einstellung, wie sie von Jesus im Evangelium vertreten wird ("Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd.", Lk 6,29), entspricht meiner Meinung nach überhaupt nicht der Philosophie des Aikido.
Aufgrund meines Einsatzes bin ich eher friedfertiger geworden. Wenn mir wer and Leder will wehre ich mich jedoch, wenns geht ohne denjenigen ernsthaft zuverletzen.
Was mir hier aber sauer aufstößt ist, das hör im Thread von gewissen Menschen dem Aikido per se die Tauglichkeit abgesprochen wird. Ich kenne einige Fälle wo aikido anderen geholfen hat sich zu verteidigen. Saubere Techniken nicht vorausgesetzt, denn das klappt (so wie hier schon geschrieben wurde) in den seltensten Fällen.
Wir alle?
Meine persönliche, für mich geltende (nicht allgemeingültige) Antwort als Aikido-Konsument:
Mit Anfang 20 hatte ich tatsächlich mal nach einer zu mir passenden SV gesucht und mich von den Versprechungen von Aikido als "friedlicher Kampfkunst" locken lassen, die man damals in Büchern lesen konnte, die ich mir aus einer Bibliothek ausgeliehen hatte. Als Beispiel für solche Versprechungen zitiere ich mal folgende Passage aus der Website des deutschen Aikikai, Seite "Was ist Aikido":
Ich musste mich zum Glück nie ernsthaft in einer Gewaltsituation verteidigen, in der mir eine hätte KK helfen könnte. Ich wollte einmal, damals als Student, in einer spaßhaften Verteidigungssituation Aikido anwenden, als ein paar Komilitonen beschlossen hatten, mich (noch in Alltagsklamotten) in einen Teich zu werfen - und da war ich völlig hilflos. Spätestens dann war die Illusion einer praktikablen SV geplatzt. Das könnte natürlich auch an (m)einer Bewegungslegasthenie liegen - und dass ich damals nur 1-2 Mal die Woche geübt hatte. Jedenfalls hatte ich 5 Jahre bis zur ersten Kyu-Prüfung (5. Kyu Aikikai bei Asai) gebraucht, während ich beim plumpen Judo bereits nach 5 Monaten erfolgreich die Prüfung zum 5. Kyu / Gelbgurt ablegen konnte. Komischerweise hatten gerade die talentiertesten Aikidoka mir gesagt, dass sie Aikido nicht als SV verstehen. Jedenfalls hatte und habe ich in keinem meiner bis heute 5 Dojos aus 4 verschiedenen Verbänden den Eindruck, kämpfen und selbstverteidigen lernen zu können.Zitat:
Zitat von Aikikai D, Was ist Aikido?
Wenn ich damals als 20-Jähriger über Aikido das gewusst hätte, was ich heute weiß, hätte ich damit niemals angefangen.
Aber in der Verpackung mit der Aufschrift "(friedliche) Kampfkunst" waren und sind ganz andere Inhalte versteckt, die sich lohnen, auch nach über 25 Jahren Pause wieder anzufangen. Yoshigasaki hat in einem seiner Bücher Aikido als die Kunst, mit Gefahren umzugehen, bezeichnet. Das gilt zum Beispiel für die schon öfter genannten Fahrradunfälle, wo einem die Fallschule geholfen hat, schwere Verletzungen zu vermeiden, so auch mir selbst. In vielen Aikido-Büchern, so auch in denen von Ellis Amdur und Robert Twigger, findet man Beispiele, wie Aikido in Gefahrensituationen angewandt wird - und das sind dann eben keine wilden Prügeleien.
Ich bin misstrauisch gegenüber Heilsversprechungen geworden, es zählt für mich, was ich konkret erfahren kann - und was Aikido betrifft, habe ich meine Erfahrungen von diesem Jahr hier zusammengefasst: Kampfkunst als Gesunderhaltung, Post #53
ausführlicher ist da die Version in MATTHÄUS 5, 38 – 42
Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.
40 Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel.
41 Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm.
Möglicher Hintergrund:
Ein Schlag auf die rechte Backe kann (durch einen Rechtshänder) nicht mit der Handfläche, sondern nur mit dem Handrücken erfolgen. Ein solcher Schlag ist zwar weniger schmerzhaft, er beinhaltet jedoch die Geste der Verachtung und der Demütigung. Im Talmudtraktat über Körperverletzungen war demnach auch bestimmt: "Wenn jemand seinem Nachbarn eine Ohrfeige gibt (...), so zahlt er ihm vor dem Richter 200 Sus als Wiedergutmachung. ... Geschah es aber mit verkehrter Hand, also mit dem Handrücken, so zahlt er ihm 400 Sus."
[....]
Nach dem jüdischen Gesetz durfte von einem Schuldner der Mantel lediglich bis zum Einbruch der Nacht gepfändet werden. Der Mantel diente nämlich während der Nacht, die empfindlich kalt sein konnte, als Zudecke. Diese Pfändungsgrenze sollte sicher stellen, dass auch einem Schuldner das zum Überleben Notwendigste verblieb. "Nimmst du von einem Mitbürger den Mantel zum Pfand, dann sollst du ihn bis Sonnenuntergang zurückgeben; denn es ist seine einzige Decke, der Mantel, mit dem er seinen bloßen Leib bedeckt. Worin soll er sonst schlafen?" (Ex 22,25; vgl. auch Dtn 24,10-13)
[....]
Jeder römische Legionär konnte einen Juden, selbst Mitglieder des Hohen Rats, zwingen, ihn auf seinem Weg zu begleiten und ihm das Gepäck zu tragen. Die Wegstrecke war dabei begrenzt auf höchstens eine Meile. Diese Möglichkeit, von der römischen Besatzungsmacht als Lasttier missbraucht zu werden, haben die Juden als äußerst demütigend empfunden.
In Deinem Sinn wäre das auch "Gewalt", weil man den anderen zu etwas auffordert, was er nicht will (Mit der Vorhand auf die linke Wange schlagen) bzw. mehr gibt, als der andere laut Gesetz fordern darf.
Ich habe mal einen Aikidoka erlebt, der (in einem Aikidosetting am Boden) meinem Willen "nachgab" aber dann meine Bewegung weiterführte, bis ich die Richtung änderte worauf er wieder meinen Bewegungswillen übererfüllte...
Das war irgendwie lustig, weil da kein Widerstand da war und ich dennoch nicht bekam, was ich wollte, weil ich ja dazu Widerstand gebraucht hätte...
Wenn man die Definition von Gewalt entsprechend ausweitet, dann ist auch so etwas Gewalt. Mit meinem vorigen Beitrag wollte ich hauptsächlich sagen, dass es nicht klar ist, wo "Gewalt" anfängt bzw. aufhört und dass es fraglich ist, ob die Techniken des Aikido wirklich gewaltfrei sind. Auch wenn im idealen Fall nach erfolgter Technik der dennoch unverletzte Uke zur Meinung kommt, es sei ohnehin besser, als wenn Ukes Angriff getroffen hätte, ist dieser Sinneswandel durch eine Zwangsmaßnahme zustande gekommen.
Ja natürlich, aber wer tut das schon [die Definition derart ausweiten, dass damit eigene Willenlosigkeit gemeint ist]?
Es scheint ja schon fraglich, ob die Techniken des Aikido im Anwendungsfall frei davon sind, den anderen körperlich zu beschädigen, da frage ich mich, wer diese verschärfe Meinung "Aikidotechniken sind frei davon, dem anderen den eigenen Willen aufzuwingen" vertritt.
Wenn jemand den Anspruch hat, "gewaltfrei" zu sein, sollte man dann nicht erstmal fragen, was er mit diesem Begriff aussagen will, anstatt ihm zu erklären, dass er durch die Wahl des Begriffes an eine bestimmte Bedeutung des Begriffes gebunden sei?
Nun ja, es ist im allgemeinen in der heutigen Budo-Welt zu beobachten, dass kaum noch jemand glaubt, mit der ausgeübten Sportart eine wirksame SV zu lernen.
Kann sein dass es daher kommt dass es haufenweise spezielle Angebote gibt, und man glaubt da mithalten zu müssen. Jedenfalls gibt es SV-Angebote für Judoka, Karateka, Taekwondoin, und was weiß ich.
Schon Mas Oyama hatte im Kyokushinkai ein System zur Selbstverteidigung (übrigens auf Daitô-ryû basierend) integriert.
Im Kodokan Goshinjutsu sind ebenfalls Techniken des Daitoryu/Aikido enthalten.
Das Kämpfen können nach Regeln alleine schien wohl noch nie ausgereicht zu haben, um auch Selbstverteidigungssituationen zu meistern.
Was das jetzt mit der Dauer zu tun hat die du für deine Prüfung gebraucht hast, verstehe ich nicht wirklich.
5 Jahre ist lang zur ersten Prüfung, aber bei manchen dauert es halt bis es klick macht, dafür kann es danach aber auch manchmal richtig abgehen.
Bei der Diskussion über Aikido finde ich immer interessant, das oft das nich vorhanden sein Techniken bemängelt werden die aus anderen Kampfkünsten kommen.
Aikido ist schlecht im Bodenkampf etc. usw., Aikido ist kein Selbstverteidigungstraning etc.. Dem Aikidoka wird abgesprochen, das er auch nur die kleinse Kleinichkeit irgendwie irgendwann verwenden kann.
Dagegen kann ein Boxer alles, und natürlich ist das was er lernt Selbstverteidigung, weil er kann ja drauf hauen.
Der Boxer übt aber auch keinen Bodenkampf, und keine Festhaltegriffe und Verteidigung gegen Angriffe die nicht den Boxregeln entsprechen.
Ich weis nicht warum alle immer erwaten, das Aikido eine alles und jeden beherschende Kampfkunst ist.
Bodenkampf ist doch idiotisch, das ist ganz nett für den Pausenhof, gegen einen Angreifer, aber in der Gosse, für die alle denke, das sie trainieren, ist der, der am Boden ist doch schon tot.
Und wieso soll Aikido keine Hilfe zur Selbstverteidigung sein, Boxen etc. aber schon?
Selbst wenn ich nur einen beidhändigen Stoß, laut schreien und Wegrennen übe, kann das durchaus effektive Selbstverteidigung sein.
Selbstverteidigung ist Aufmerksam sein, die Gefahr frühzeitig zu erkennen, möglicht agieren bevor es zu spät ist und evtl. noch etwas parat haben für den Fall das es zu spät ist und man nur noch Reagieren kann.
Aufmerksamkeit, Timing, Technik und Plan B, das alles lernt man in Aikido auch, wesshalb es durchaus auch als Hilfe zur Selbstverteidigung gesehen werden kann, denn alles auser nichts tun ist Selbstverteidigung.
Wo ich zustimme ist, das die allgemeine Fitness und Beweglichkeit vieler Aikidoka zu wünschen übrig lässt.
Das ist aber mehr oder weniger das aktuelle Spiegelbild der heutigen Gesellschaft. Bei vielen Anfängern im Training fängt man heut zu Tage nicht bei 0 an sondern bei Minus 5.
Kinder mit 8 und 10 Jahren die keinen Ball mit einer Hand fangen können und Erwachsene die mitb gestreckten Beinen am Bodensitzen eher nach hinten kippen als ihre zehen berühren können (aber macht ja nichts, im stehen können viele die Zehn ja auch nicht mehr mal sehen ;-)
tl;dr
Das Wichtigste was man im Aikido lernt, und man eigentlich auch bei allen anderen kampfkünsten lernen sollte ist:
Nur wer Kämpft kann auch verlieren ;-)