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rambat
es ist schlicht nicht möglich, "mensch zu bleiben", wenn man vorsätzlich anderen menschen das leben nimmt, und zwar nicht ungewollt in selbstverteidigung, sondern gewollt, vorsätzlich, auf befehl und wiederholt.
In diesem Kontext sind die sozialpsychologischen Untersuchungen/Studien 'Opa war kein Nazi' und 'Täter – wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden' von WELZER erhellend. In denen wird u. a. mit einem im Nationalsozialismus veränderten Referenzrahmen argumentiert, der - pointiert formuliert - aus einem "Durchschnittsmenschen" einen Massenmörder werden lässt, weil in diesem neuen Referenzrahmen "Menschen unterschiedlicher Kategorien" unterstellt werden, die ungleich zu behandeln seien (ebd.). Zitiert aus einem Interview mit Deutschlandfunk:
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Karin Beindorff: Wenn Sie vom gutmütigen Durchschnittsmenschen, vom normalen Familienvater sprechen, der unter diesem Referenzrahmen zum Massenmörder wird, unterstellen Sie dann nicht, dass dieser Mensch vorher eigentlich keine Gewalterfahrung hatte? Wie entsteht diese Gewalt, von der Sie da sprechen?
Harald Welzer: Natürlich hat er Gewalterfahrung. Also ich bin mir auch gar nicht sicher, ob ich sagen würde, das sind gutmütige Menschen, sondern es sind einfach Menschen, die in bestimmten Zusammenhängen sich bewegen wie wir alle auch. Und natürlich gibt es Erfahrung mit Gewalt, zumal halt in einer Gesellschaft der 30er Jahre, wo Kinder geschlagen werden, wo auch vielleicht das Verhältnis zu Frauen durchaus Gewalt beinhaltet, und mir scheint auch vor allen Dingen der Aspekt sehr wichtig zu sein. Es gibt ja den Versuch in diesem Buch, die Nähe von Töten und Alltag zu thematisieren und zum Beispiel hinsichtlich der Frage von sexueller Gewalt herauszufinden, wo eigentlich die Unterschiede jetzt in der so genannten Normalsituation und in der Extremsituation des Vernichtungskrieges sind.