Grundsätzlich versuche ich in solchen Videos stets das Positive zu erkennen und nicht gleich zu sagen "taugt nichts", aber hier wird so ziemlich alles falsch gemacht.
Die Dame mag Messerabwehrtechniken trainieren, befand sich aber noch nie in einem echten Messerkampf oder auch nur in einem realistischen Messersparring.
Zunächst die Guardposition ... total falsch ... wenn man die Arme anhebt um den Körper zu schützen, dreht man die Unterarme so zum Gegner, dass man die straffe Seite (Strecksehnen) exponiert und nicht die weiche Seite (Beugesehnen).
Ein Messerschnitt zu den Strecksehnen kann man noch verdauen, ein ordentlicher Schnitt zu den Beugesehnen und der Arm ist fortan unbrauchbar.
Weiter ... Frontalstiche zum Bauch sind im Messerkampf genauso unwahrscheinlich als ein schöner Cross aus dem Boxen im unbewaffneten Kampf. Angreifer fuchteln normalerweise eher wild mit dem Messer herum, während Schläger meistens eine Art Schwinger oder die Hammerfaust benutzen. Selbst wenn wir mit einem Frontalstich zum Bauch angegriffen werden, leiden viele SV-Trainerinnen und -Trainer - wie auch diese Dame - an der Mißvorstellung, dass der Gegner nach ausgeführtem Angriff einfriert und uns dann eine Wunschtechnik vorführen lässt.
Dass wird aber nicht passieren, sobald der Gegner merkt, dass sein Angriff nicht erfolgreich war, wird er das Messer instinktiv zurückziehen und sich erneut zum Ziel ausrichten. Einen ausgestreckten Arm über mehr als eine 1/10-Sekunde bekommen wir also nur im Fantasia-Land geboten. Somit kann sie sich den schönen Armhebel dann auch sparen.
Wenn sie den Messerarm in der Stichbewegung nicht fassen kann - wovon auszugehen ist - muss sie den Messerarm in der zurückziehenden Bewegung gegen den Körper des Angreifers fixieren ... und zwar mit BEIDEN Händen im "death grip"! D. h. die Hände beißen sich am Arm fest, der Kontakt wird nicht mehr aufgegeben, um keinen Preis der Welt! Dabei muss sie auf die "blind side" laufen, ansonsten fängt sie die freie Schlaghand des Gegners und wird anschließend abgestochen. Schnelle Beine sind also gefragt. Bewegungs-Legastheniker haben gleich verloren. Ist der Messerarm gegen den Gegner gepinnt, muss sie ihm eine harte Kopfnuss verpassen und sein Gleichgewicht im Stand durch einen Fußfeger oder -Grätsche brechen. Anschließend empfiehlt es sich - wenn keine weiteren Gegner warten - mit dem Messerhelden auf den Boden zu gehen. Der Bodenkampf hat gegen das Messer wie auch gegen gefährliche Schläger den Vorteil, dass der Gegner keine große Beschleunigung im Angriff aufbauen kann - man hat also nur hier eine echte Chance den Messerarm dauerhaft unter Kontrolle zu bringen. Am besten den Messerarm mit dem eigenen Knie fixieren ... hat man das geschafft gibt es nur noch eines ... den "overkill". D. h. schlagen, schlagen, beißen, schlagen, beißen ... und zwar solange bis der Typ sich nicht mehr rührt! Schließlich wollte er Dich töten oder hat Deinen Tod billigend in Kauf genommen. Die für Außenstehende und Vollpfosten übertriebene Notwehrhandlung ist natürlich durch absolute Furcht bedingt ... darüber müssen wir uns ja nicht unterhalten.
Sollte man sich das nicht zutrauen, dann gibt es nur den diagonalen Sidestep zur "blind side" und dann am Gegner vorbeirennen und nicht mehr aufhören zu rennen bis man in Sicherheit ist.
Alles andere kann und wird nicht funktionieren.