@sojobo:
rohde hat nach auskunft meines ehemaligen lehrers in vertrauterem kreis öfter über seine zeit beim "jiu jitsu" gesprochen und kein gutes haar daran gelassen.
über rahn persönlich hat er sich allerdings nie geäußert, da stimmen die aussagen mehrer zeitzeugen, die rhode noch persönlich gekannt haben, durchaus überein.
rhode war da tatsächlich ganz gentleman!
rahn hingegen war bei weitem nicht so zurückhaltend ...
es gab zwischen beiden ein zerwürfnis, das im jahr 1929 nach dem verlorenen vergleichskampf gegen die judoka der london budokwai eskalierte und zur trennung führte. auch da stimmten die aussagen derjenigen überein, die rhode (und rahn) noch persönlich gekannt hatten.
zusammengekommen sind rahn und rhode wohl im jahr 1919.
das wird u.a. auch auf der homepgae des judoverbandes frankfurt/main erwähnt:
Zitat:
Im Jahr 1919 tauschte sich der Polizeisportlehrer Alfred Rhode (1896-1978) mit Erich Rahn aus und wurde von ihm unterwiesen.
Im Jahr 1921 zog Alfred Rhode berufsbedingt zum Polizeidienst nach Frankfurt / Main. Bereits seit 1922 wurden in der Sportgauregion Rhein-Main Frankfurt / Hanau Selbstverteidigungslehrgänge für Männer, Frauen, Geld–Postboten, Polizisten etc. durchgeführt. Polizei-Sportsportlehrer waren damals Erich Rahn der dann in Berlin eine Jiu-Jitsu-Schule gründete und sein Schüler und Partner Alfred Rhode (Frankfurt am Main).
Judoverband Frankfurt am Main - Geschichte
bedauerlicherweise steht auf dieser homepage aber auch ziemlich viel blödsinn:
Zitat:
1906 gelangte das neue japanische Sportsystem (Jiu-Jitsu / Judo), anläßlich eines Flottenbesuches der japanischen Marine in Kiel, nach Deutschland. Der Berliner Erich Rahn (1885-1973) wurde als Polizeisportlehrer einer der ersten deutschen Schüler von Prof. Kano.
es gibt nach wie vor keine belege dafür, daß kano und rahn jemals zusammentrafen.
kano jedenfalls erwähnt erich rahn nirgends.
und auch rahn hat, soweit mir bekannt, in seinen büchern nie behauptet, jemals mit kano zusammengetroffen zu sein.
wäre doch eine tolle werbung für rahn gewesen - folglich hätte er es ganz sicher nicht verschwiegen ...
nebenbei:
auf der homepage des judoverbandes frankfurt/main wird übrigens auch das todesjahr des gründers falsch angegeben:
Zitat:
1936 verstarb der japanische Judosportgründer Jigoro Kano.
nöö.
das war erst 1938.
ein solcher fehler sollte einem als judoka eigentlich nicht unterlaufen ...
zurück zum zerwürfnis rhode/rahn:
Zitat:
Am 10. Oktober 1922 wurde der 1. Deutsche Jiu-Jitsu / Judo–Club (1. DJC) Frankfurt/ Main in Frankfurt durch Alfred Rhode, Willi Lutz und Gleichgesinnte gegründet und wählten den Architekten Lutz zum 1. Vorsitzenden. Sportlehrer des 1. DJC verbreiteten Jiu-Jitsu/Judo als Selbstverteidigungs- und Kampfsportart durch Lehrgänge und Vorführungen.
In der Folgezeit gründeten sie auch die ersten Judo–Selbstverteidigungsvereine im Rhein-Main Gebiet und in Deutschland. Die erste Judoabteilungsneugründung erfolgte dann beim Polizei-Sport-Verein (PSV) Grünweiß - Frankfurt mit Hans Schäfer und mit Unterstützung durch Alfred Rhode im November 1922. Auch der Judoclub - Wiesbaden und der 1. Berliner Jiu-Jitsu Club mit dem Berliner Max Hoppe (1903-1973) wurden im November 1922 gegründet.
es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, daß man sich in deutschland damals unter JUDO mehr oder weniger das vorstellte, was rhode und andere aus katsukuma higashis buch "the complete kano jiu jitsu" entnahmen ...
:D
Zitat:
Am 1.10.1924 wurde der Reichsverband Jiu-Jitsu (Judo) gegründet. Diese beiden Sportarten waren im Jahr 1924 noch nicht getrennt. Am 19.3.1925 gewann eine Frankfurter Polizeivereins-Sportauswahl die erste Preußische Jiu-Jitsu / Judo – Meisterschaft in Berlin.
Im Jahr 1925 nahm der Frankfurter Alfred Rhode, in seiner Funktion als DJR Vorsitzender, Kontakt zur Fedaratione –JJ –Italiana in Italien auf.
Am 15.11.1929 fand in die erste internationale Sportclubbegegnung Frankfurt—Budokwai London in Frankfurt am Main statt.
... wobei die deutschen erfahren mußten, daß sie im grunde gar nix konnten und keine ahnung vom werfen oder gar vom bodenkampf hatten.
sie wurden von koizumis judoka furchtbar verhauen und waren chancenlos.
rhode wandte sich daraufhin dem judo zu.
dazu kommt noch, daß ja im gleichen jahr (1929) kano deutschland besuchte und es zu der bereits bekannten und hinlänglich beschriebenen szene kam, in der werner glasenapp das buch von katsukuma higashi an kano überreichte ... und kano daraufhin erklärte, dieses buch enthalte keinerlei judo und sei auch nicht von einem judoka verfaßt worden.
alfred rhode soll später oft erzählt haben, daß glasenapp (und andere, so auch rhode) darauf erwidert hätten, man habe aber bislang genau nach diesem buch trainiert ...
dazu kann man in diesem thread noch einmal das eine oder andere nachlesen:
http://www.kampfkunst-board.info/for...ml#post3218890
der "1. deutsche jiu jitsu club frankfurt" unter alfred rhodes leitung benannte sich alsbald um in "1. deutscher judoclub frankfurt", was rahn nicht sonderlich gefiel ...
Zitat:
In seinen Beiträgen griff er [Erich Rahn] die Judo-Bewegung, insbesondere der Berliner Gruppe um Werner Glasenapp ("Deutscher Jiu-Jitsu-Club") häufig sehr scharf an.
Unter dem Titel "Prof. Kano in Berlin" beschwerte er sich über die Nichteinladung der Berliner Jiu-Jitsu-Vereine zu dem Vortrag Kano und der Vorführung seiner Trainer vor dem Reichsausschuss für Polizeisport. (Fussnote 281)
281 Vgl. Dauhrer, Franz: Prof. Kano in Berlin. 1. Jg. (1928), Nr. 2, S. 13
:D
judo kam, wenn man es ganz genau nimmt, ohnehin erst im jahr 1932 nach deutschland.
Zitat:
Im Sommer 1932, bei der ersten internationalen JUDO – Sommerschule im Stadion in Frankfurt/Main (7. - 12. August), wurden nun die Judo Wettkampfregeln und die Gürtelgraduierung festgelegt. Weiter gründete man, als DJB -Vorgänger, den Deutschen-Judo-Ring (DJR) und die heute noch bestehende Europäische–Judo-Union (EJU). Der Frankfurter Friedrich Brehm wurde der erste EJU- Vizepräsident.
erst auf diesen ab 1932 stattfindenden, von alfred rhode organisierten sommerschulen wurde in deutschland wirklich JUDO unterrichtet.
als lehrer wirkten dabei koizumi, ishiguro, kitabatake und tani mit.
also wirklich sehr hochkarätige judolehrer!
weitere sommerschuloen wurden 1935, 1937, 1938 und 1939 in frankfurt durchgeführt.
insgesamt gab es also fünf dieser einwöchigen lehrgänge ... und DAS ist die grundlage, das fundament des judo in deutschland.
:)