Zitat:
wie verhält es sich mit religiösen wahrheiten? Die these, dass jesus gekreuzigt wurde, könnte durch historische überprüfung wahr sein, insofern als ein mann, den wir jesus von nazareth nennen, vermutlich existierte, die römer menschen selbst für geringere vergehen kreuzigten, und die meisten bibelforscher – selbst die atheisten und agnostiker unter ihnen, wie der anerkannte theologieprofessor bart ehrman an der universität von north carolina – dieser tatsache zustimmen. Dagegen ist die these, dass jesus für unsere sünden gestorben ist, eine auf glauben beruhende behauptung ohne schlüssige bestätigung durch erkenntnisse. Dazwischen liegt jesu auferstehung, die nicht unmöglich, aber ein wunder wäre, wenn es sie gegeben hätte. Gab es sie?
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das prinzip der verhältnismäßigkeit erfordert außergewöhnliche beweise für außergewöhnliche behauptungen. Von den etwa 100 milliarden menschen, die vor uns lebten, sind alle gestorben und keiner ist zurückgekommen, also ist die behauptung, dass einer (oder mehrere) von ihnen von den toten auferstand, ungefähr so außergewöhnlich wie überhaupt etwas sein kann. Stehen die beweise in einem angemessenen verhältnis zur religiösen überzeugung?
Wie der philosoph larry shapiro an der uni*versität von wisconsin in madison in seinem 2016 veröffentlichten buch the miracle myth (der mythos vom wunder, columbia university press) schreibt, sind „beweise für die auferstehung in keiner weise annähernd so vollständig oder überzeugend wie solche, auf die sich historiker stützen, um den glauben an andere geschichtliche ereignisse wie etwa die zerstörung pompejis zu begründen.“
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weil wunder weitaus unwahrscheinlicher als gewöhnliche historische vorkommnisse wie vulkanausbrüche sind, „müssen indizien, die den glauben an sie rechtfertigen, um ein vielfaches stärker als jene sein, mit denen wir unseren glauben an gewöhnliche historische ereignisse begründen. Aber sie sind es nicht.“
wie verhält es sich mit den augenzeugen? Vielleicht „waren sie abergläubisch oder leichtgläubig“ und sahen, was sie sehen wollten, meint shapiro. „vielleicht berichteten sie nur, jesus 'im geist' gespürt zu haben, und über die jahrzehnte wurde ihr zeugnis verändert, um den anschein zu erwecken, sie hätten jesus in seinem leib gesehen. Vielleicht gab es in den ursprünglichen evangelien keinerlei hinweise auf die auferstehung, und sie wurden in späteren jahrhunderten hinzugefügt. Jede dieser erklärungen für die beschreibungen von jesu auferstehung in den evangelien wäre weitaus wahrscheinlicher als die möglichkeit, dass jesus tatsächlich drei tage nach seinem tod ins leben zurückgekehrt ist.“
das prinzip der verhältnismäßigkeit bedeutet auch, dass wir die wahrscheinlichere erklärung gegenüber den unwahrscheinlicheren bevorzugen müssen, und wahrscheinlicher sind jene alternativen mit sicherheit.
Vielleicht schwieg jesus deshalb, als pilatus ihn fragte (joh. 18,38): „was ist wahrheit?“
Was eigentlich ist Wahrheit? - Richard Dawkins Foundation
:biglaugh: