Die Stadtverwaltung von London versucht, das Problem der Messergewalt in der britischen Hauptstadt mit einer groß angelegten Kampagne
einzudämmen. Mitarbeiter des Gesundheitsapparats arbeiten gemeinsam mit Polizisten, Bewährungshelfern und Vertretern lokaler Behörden und Gemeinschaftsorganisationen daran, die Ursachen der Gewalt zu ermitteln und zu bekämpfen. Gewalt wird dabei nicht länger als reines Kriminalitätsproblem behandelt, sondern als Problem der öffentlichen Gesundheit.
Gewalt ist ein Symptom
Die Herangehensweise hat London vom schottischen Glasgow übernommen. In den Nullerjahren galt Glasgow als gewalttätigste Stadt Europas. Messerstechereien waren an der Tagesordnung. 2005 wurde dort die Gewalt zum Problem der öffentlichen Gesundheit erklärt, eine spezielle "Gewaltverringerungseinheit" wurde eingerichtet.
- Ärzte und Krankenschwestern wurden angehalten, nach Anzeichen häuslicher Gewalt Ausschau zu halten
- Gangmitglieder wurden mit Familienmitgliedern von Todesopfern und mit ehemaligen Tätern konfrontiert
- Sozialarbeiter gingen auf Gruppen zu, von denen Gewalt ausgegangen war
- Lokale Gemeindegruppen wurden in die Arbeit der Polizei eingebunden
- Jungen Männern wurden Fortbildungs- und Ausbildungsangebote unterbreitet - wenn sie jeglicher Gewalt abschworen
Das Konzept war damals umstritten, erwies sich aber als Erfolg. Innerhalb weniger Jahre halbierte sich in Glasgow die Mordrate. Auch die Zahl der übrigen Gewaltverbrechen ging zurück.
https://www.spiegel.de/panorama/just...a-1270211.html