Die Entwicklung des Wing Chun geht wellenmäßig voran, mal geht es aufwärts mal abwärts, wie in jeder Sportart (außer vielleicht Fußball, der rennt immer). Aus meiner Sicht befinden wir uns kämpferisch seit Jahren in der Abwärtsbewegung, um genau zu sein, seit die ersten Top WT Leute die EWTO verlassen haben.
Technisch mag das anders sein. Verschiedene "Abtrünnige" haben Konzepte und Ideen öffentlich gemacht, die bis dato nur Eingeweihten bekannt waren. Durch die VT Linie von PHB ist die Idee der Struktur in deutschen Foren bekannter geworden. Gary Lams Interpretation hat die Push-Pull Idee wieder ins Gedächtnis gerufen.
Ich denke, für die Masse ist das Niveau im Wing Chun (speziell im WT) enorm nach unten gegangen. Für denjenigen, dem einzelne Ausformungen (VT, WT, WC usw) egal sind und der sich nicht an den ewigen Grabenkriegen beteiligt und offen ist für anderes, lässt sich eine Menge Wissen sammeln, dass zusammengefügt dem Wing Chun im allgemeinen wieder zu neuer Blüte gereichen könnte.
Dazu fehlt es aber derzeit noch an einem entsprechenden Vertreter des Wing Chun Stils, der sich nicht scheut, in den Wettkampf mit anderen Kämpfern anderer Stile zu treten, sprich MMA, und sich entsprechend behauptet. Nur mitmachen reicht einfach nicht!
Blütezeiten werden fast überall durch Individuen ausgelöst, die überraschend und quasi über Nacht in eine etablierte Szene/Sportart einbrechen und sowohl Fachwelt als auch normale Zuschauer verblüffen. Solange das im Wing Chun nicht passiert, wird der Abwärtstrend weiter gehen.
Dem reinen Wing Chung Charakter mag das sogar entgegen kommen (es ist ja nicht für den Massenunterricht konzipiert). Allerdings reduziert sich damit auch die Zahl der potenziellen Talente und damit die Chance, dass jemand mal wieder mit Wing Chun in der mittlerweile etablierten (MMA) Kampfsportszene "dazwischen haut"
Wer sich heute diesem modernen Wettkampf nicht stellt, kann aus meiner Sicht nicht mehr als echter Kampfsportler auf der Höhe der Zeit bezeichnet werden.